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Ein allzu braves Mädchen
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Ihre roten Haare leuchten zwischen dem Grün der Bäume. Verstört und mit bloßen Füßen findet man die junge Frau in einem Waldstück. Was sie der Psychiaterin zu erzählen hat, lässt niemanden kalt. Aber sagt sie auch die Wahrheit? Das beeindruckende Romandebüt der Schauspielerin Andrea Sawatzki. Die Hunde bellen tagelang im Garten des Anwesens, bevor man Winfried Ott findet. Der 71-Jährige liegt nackt im Schlafzimmer seiner Villa, er ist mit einer scharfkantigen Waffe ermordet worden. Zur gleichen Zeit entdeckt die Polizei in einem Waldstück eine verstörte junge Frau. In einem schillernden grünen Paillettenkleid hockt sie frierend unter den Zweigen einer Tanne - sie kann sich nicht erinnern, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Nach ihrer Einweisung in die Psychiatrie öffnet sie sich nur ganz allmählich ihrer Therapeutin. Was sie schließlich erzählt, ist bewegend, tragisch und schockierend zugleich. Andrea Sawatzki beweist in ihrem ersten Roman großes psychologisches Gespür und erzählerisches Talent.
Ein allzu braves Mädchen
Andrea Sawatzki hat einen Krimi geschrieben. Den meisten Fernsehzuschauern ist die Schauspielerin vermutlich als Charlotte Sänger im Hessen-Tatort bekannt. Sie ist nicht dem Trend etlicher KollegInnen gefolgt und hat eine Biografie geschrieben sondern sie hat bei Piper einen Roman veröffentlicht. Es gebe allerdings eine Parallele zur fiktiven Figur mit den eismeerblauen Augen und den roten Haaren, so ist vielfach zu lesen, da die Autorin wie die Romanfigur als Kind ihren Vater pflegte.
Eine junge Frau wird in leichter Bekleidung im Wald gefunden. Einer Psychiaterin gelingt es, sie zum Sprechen zu bringen und so entblättert sie sich behutsam Schicht für Schicht. Beklemmendes kommt zutage, die junge Frau erzählt von ihrer Kindheit, in der sie ihren Vater pflegen musste, wenn die Mutter als Krankenschwester arbeitete. Es gibt keine glücklichen unbeschwerten Szenen, wie sie eigentlich zu einer Kindheit gehören, auch nicht, wenn die Mutter zuhause ist. Zuwendung erfährt sie keine, dafür reichlich Schläge. Es bohrt sich tief ein, wenn sie etwa scheinbar lapidar die mangelnde Elternliebe ihr gegenüber quasi legitimiert: „Wäre ja auch zu viel verlangt gewesen. Ich kostete ja zusätzlich.“
Zu Beginn des Romans passiert aber noch etwas anderes. Der alte Herr Ott wird tot in seiner Villa gefunden, bewacht von seinen zwei scharfen Hunden, die erst außer Gefecht gesetzt werden müssen, um überhaupt Zutritt zu dem Gebäude zu erhalten.
Andrea Sawatzki erzählt so spannend den beklemmenden Seelenkrimi einer zutiefst verletzten jungen Frau, dass man sich nach wenigen Seiten bereits „festliest“. Die Grenze zwischen dem Außen und ihrem Inneren ist nicht immer eindeutig zu ziehen. Die Autorin hat für ihren eindrücklichen Roman eine schnörkellose Sprache gewählt. Die rückblickend erfolgte Erzählung der Kindheit der Protagonistin nimmt breiten Raum im Roman ein, es gibt keinen Hauch von Freude und keinerlei Spur von Geborgenheit. Es ist das Bild einer Kindheit, wie man sie niemanden wünscht.
Man klappt das Buch zu mit dem ungemein tröstenden Gedanken, keine Biografie sondern einen fiktionalen Roman gelesen zu haben.