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Der Attentäter

Historischer Thriller
Buch
Taschenbuch, 509 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

340417903X

ISBN-13: 

9783404179039

Auflage: 

1 (27.11.2019)

Preis: 

12,90 EUR
Amazon-Bestseller-Rang: 484.661
Amazon Bestellnummer (ASIN): 340417903X
Beschreibung von yesterday

Juni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. Die Woche, in der sich drei junge Serben auf den Weg nach Sarajevo machen. Dort soll Franz Ferdinand, Thronfolger Österreich-Ungarns, einem Militärmanöver beiwohnen - und sterben. Gavrilo Princip und seine Gefährten haben sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet. Doch dem Geheimdienst sind Gerüchte zu Ohren gekommen, und Major Rudolf Markovic tut alles, um den Thronfolger zu retten und eine diplomatische Katastrophe zu vermeiden ...

Kriminetz-Rezensionen

So macht Geschichtsunterricht richtig Spaß

Von Montag, dem 22. Juni 1914 bis zum Tag des Attentats am Sonntag, dem 28. Juni 1914 stellt mir der Autor Uwe Schiewe Gavrilo Princip, Trifko Grabež und Nedeljko Čabrinović vor. Drei junge Männer, die sich auf den Weg nach Sarajevo machen, um den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand umzubringen und damit ihrem unter österreichischer Regentschaft stehenden Vaterland einen großen Dienst zu erweisen. Ihr Gegenspieler Major Rudolf Markovic, Chef des Militärgeheimdienstes Bosnien-Herzegowina versucht dagegen alles, um das Leben des Thronfolgers zu retten und so eine Katastrophe zu vermeiden.

Ich hatte so meine Zweifel, ob man das Attentat, von dem ich aus dem Schulunterricht noch einiges wusste, in einem Thriller so spannend darstellen kann, dass er mich zu fesseln vermag. Aber schon nach wenigen Seiten hat mich der Autor mit seiner total interessanten Geschichte rund um dieses Attentat eingefangen und bis zum bitteren Schluss nicht mehr losgelassen.

Ich bin immer noch begeistert, wie lebensnah und gut vorstellbar der Autor die Menschen, die hier handeln, beschrieben und mir nahe gebracht hat. Ich kann die Zerrissenheit, die Unsicherheit, aber auch die Hoffnung und die Lebenslust der kranken, jungen Menschen spüren und auch ein Stück weit nachvollziehen. Oskar Potiorek, Befehlshaber der Balkanarmee, ist einer der wenigen, zu denen ich von Anfang an wegen seiner Arroganz und seiner Großspurigkeit keinen Zugang gefunden habe. Hätte er ein klein wenig Weitblick bewiesen, wäre der Tag nicht so schrecklich ausgegangen.

Ich finde es toll, dass nur wenige Figuren, wie z.B. Major Rudolf Markovic oder Svetlana Marić erfundene Figuren sind. Alle anderen sind real und waren mehr oder weniger direkt mit dem Attentat verbunden.

Neben all dem Schrecklichen, was bis zum Attentat passiert, gibt es zwei Frauen, die mir immer mal wieder durch ihre natürliche und richtig liebe Art ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Herzogin Sophie von Hohenberg und Baronin Gertrude von Prittwitz, die leider nur eine kleine Nebenrolle spielt, habe ich besonders in Herz geschlossen. Und es ist unheimlich traurig, dass die drei Kinder auch ihre Mutter bei dem Attentat verloren haben. Was ja so nicht geplant war.

Die Karte im vorderen und auch hinteren Klappeninnenteil zeigt die Stadt Sarajevo und die Stellen, die im Buch beschrieben sind.

Das Glossar am Ende des Buches und das untergliederte Personenverzeichnis bereichern das Buch und haben mir beim Nachschlagen sehr geholfen.

Eine spannende und interessante Geschichte gemixt aus Wahrheit und Fiktion, die mir sehr gut gefallen und mich sehr gut unterhalten hat. So macht „Geschichtsunterricht“ richtig Spaß. Und mit Uwe Schiewe habe ich einen neuen Autor kennengelernt, bei dem es sich bestimmt lohnt, auch seine anderen Bücher einmal anzuschauen.

Sarajewo 1914

Am 28. Juni 1914 in Sarajevo starben der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie bei einem Attentat. Die Kugeln des Mörders trafen sie in einem offenen Automobil, das sie an der neugierigen und jubelnden Menge vorbeiführte.
Dieses geschichtliche Ereignis hat die Welt verändert und jeder hat wohl schon im Geschichtsunterricht von diesem Attentat und seinen Auswirkungen gehört.

Ulf Schiewe hat daraus einen überaus fesselnden Thriller gemacht, der mit hohem Tempo und Spannung auf den Höhepunkt zusteuert.

In den einzelnen Kapiteln, die mit Datums- und Zeitangabe eine Chronologie des Geschehens bilden, führt er uns in das Leben des Vielvölkerstaats. Es gärt überall: Serbische Separatisten und bosnische Muslime fühlen sich nicht heimisch unter der österreichischen Krone. Zwar brachte die Verwaltung Fortschritt, Straßen wurden gebaut, Eisenbahnlinien durchziehen das Land, aber die Separatisten träumen von der Unabhängigkeit. Ganz besonders junge Menschen sind den Ideen zugewandt. So auch der spätere Mörder Gavrilo Princip, der ein romantisch verklärtes Weltbild hat und von der Revolution träumt. An Schwindsucht erkrankt, hat er nicht viel zu verlieren. Er und seine Mitstreiter sind also leicht zu verführen und sie erinnern mich daran, dass es auch in der Gegenwart genug Beispiele gibt, wie schnell junge Menschen instrumentalisiert werden können.

Aber wie die Politik Österreichs diese Strömungen in den Völkern ignoriert und wie dadurch erst die Pläne für einen Umsturz entstanden sind und wie Geheimdienste und Militär von solchen Plänen erfuhren, aber durch Engstirnigkeit, Überheblichkeit und Hybris alles als Hirngespinste abtun, wird vom Autor mit minutiöser Genauigkeit erzählt. Dabei bleibt er ganz dicht an den historischen Ereignissen und alles, was er schreibt, ist belegt. Natürlich werden einige fiktive Figuren erdacht, um eine Rahmenhandlung zu schaffen, die sich in die Geschehnisse nahtlos einfügen und für zusätzliche Spannung sorgen.

Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spannungsroman gleichzeitig eine Geschichtsstunde sein kann und wurde mit Ulf Schiewes Buch eines Besseren belehrt. Toll geschrieben und absolut empfehlenswert.

Anschlag auf den Thronfolger und dessen Gemahlin

»Dabei wird es ein schwerer Gang werden, ein Selbstmordkommando. Gewaltige Überwindung wird es kosten, darüber ist er sich im Klaren! Wer will schon sterben, auch wenn er ohnehin todgeweiht ist?« (Buchauszug)

Sarajevo Juni 1914: Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie besuchen die Stadt. Es gibt das Gerücht, das Attentäter einen Anschlag auf den Thronfolger planen. Major Rudi Markovic vom Geheimdienst versucht alles, um Näheres zu erfahren, um notfalls das Attentat zu verhindern, damit es zu keiner diplomatischen Katastrophe kommt. Nach dem gelungenen Militärmanöver, möchte der Thronfolger und seine Gattin, mit einem Korso kurz vor der Abreise, noch dem Volk zujubeln. Dabei kommt es zu einem Attentat, das Gavrilo Princip und weitere Gefährten angezettelt haben.

Meine Meinung:
Das düstere Cover mit der blutbesudelten Uniformjacke passt sehr gut zu der historisch belegten Geschichte. Der Schreibstil ist informativ, bestens recherchiert, unterhaltsam und mitunter ein wenig langatmig. Die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand war mir vom Geschichtsunterricht schon ein wenig bekannt. Dass bei diesem Attentat jedoch auch seine Gattin Sophie, Mutter dreier Kinder ums Leben kam, war mir nicht mehr bewusst. Ulf Schiewe, Autor mehrerer historischer Bücher, hat hier durch seine gute Recherche und dem vielen Hintergrundwissen die letzte Woche vor dem Attentat in einen realistisch, fiktionalen Roman ausgearbeitet. Die fiktive Figur von Major Rudi Markovic mit seinem extravaganten Privatleben wird hier sehr gut hinzugefügt. Ich konnte mir dabei gut vorstellen, dass es genau so geschehen sein könnte. Natürlich wissen die meisten, dass dieses Attentat nicht gut ausgegangen ist und es schlussendlich durch die Ermordung zum 1. Weltkrieg gekommen ist. Trotzdem fiebert man besonders mit der sympathischen, warmherzigen Herzogin Sophie mit. Insbesondere der Verlust der Eltern für ihre Kinder ging mir besonders nahe. Interessant jedoch waren besonders die drei Handlungsstränge zwischen Täter, Opfer und Ermittler, die hier abwechselnd in Erscheinung treten. Dadurch bekam ich zu spüren, warum und mit welcher Wut die Täter dieses Todeskommando überhaupt gemacht haben. Auch die Opfer sind mir sehr viel näher gekommen, als ich es in jeglichem Geschichtsunterricht bisher erfahren hatte. Die cleveren Ermittler, die unter Rudi Markovic zwar einen sehr gewieften, cleveren Mann hatten, der jedoch leider nicht gehört wurde. Ob es wohl daran lag, weil er Jude war? Man spürt zudem, wie naiv das Ganze damals ablief, dass es zu solch verheerenden Fehlern kam. Heute würde sicher keiner mehr einen solchen Thronfolger unter diesen Bedingungen in einem Korso fahren lassen. Selbst wenn Herzog Franz Ferdinand vom eigenen Volk nicht gerade hochgeschätzt wurde, wirkte er auf mich recht menschlich und nicht unsympathisch. Besonders da er durch seine große Liebe zu Sophie und seinen Kindern hier auf mich viel sympathischer wirkt. Selbst die Täter der Mlada Bosna, die die Geheimorganisation Schwarze Hand angeworben hat und die gerade wegen ihrer Jugend hier ab und an ins Zweifeln kommen, lassen mich milde für sie stimmen. Sie konnten sich sicher nicht vorstellen, was das Ganze für Konsequenzen hatte. Der Epilog am Ende hat mich sehr gefreut, dazu die genaueren Anmerkungen des Autors, die noch sehr informativ waren. Trotz allem hat das Buch mitunter ein paar Längen, die man sicher hätte kürzen können, darum von mir 4 1/2 von 5 Sternen.