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Boom Town Blues

Der dritte Fall für Patsy Logan. Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 312 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3709979390

ISBN-13: 

9783709979396

Auflage: 

1 (22.02.2022)

Preis: 

13,95 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 447.596
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3709979390

Beschreibung von Bücher.de: 

Dublin zwischen Boom und Brexit: Ein Giftmord in besten Kreisen, eine taumelnde Stadt und eine Ermittlerin, die dringend eine Pause braucht.

Patsy Logan ist raus … und mittendrin. Patsy Logan, Kommissarin des Münchner LKA, nimmt sich Bildungszeit, so heißt es zumindest offiziell. Inoffiziell sucht sie in Dublin Zuflucht vor privaten Sorgen und beruflichem Ärger: Ihre Ehe kriselt, der unerfüllte Kinderwunsch belastet sie schwer und der verdiente Karrieresprung wird ihr zugunsten eines männlichen Kollegen verwehrt. Doch Patsy will in Irland nicht nur Abstand von ihrem Alltag gewinnen. Sie möchte auch Hinweisen von Menschen nachgehen, die ihren Vater lebend in Dublin gesehen haben wollen. Das ist einigermaßen verwirrend, denn: Patsys Vater ist seit vielen Jahren tot.

Als in der österreichischen Botschaft eine junge deutsche Praktikantin mit Blausäure vergiftet wird, ist es mit Patsys Auszeit und ihren privaten Nachforschungen schlagartig vorbei und sie muss zurück zu ihrer alten Stärke finden. Zusammen mit dem irischen Team und dem Kollegen Sam Feuerstein nimmt sie die Ermittlungen auf – und blickt mitten in die hässliche Fratze von Ausbeutung und Kapitalismus.

Dublin im Taumel. Die Immobilienpreise explodieren im Wirtschaftsboom, der auf die verheerende Finanz- und Wirtschaftskrise der 2000er folgt. Habgier und Gewinnsucht haben die Stadt wie ein Fieber befallen. Sogenannte Vulture Hunters treiben ihr Unwesen: In der Krise billig erworbene Immobilien und Kredite werden nun mit horrenden Zinsen in kürzester Zeit fällig und treiben die betroffenen Schuldnerinnen in die Verzweiflung. Gentrifizierung, zerstörte Lebensträume und zerbrochene Familien prägen den Geist einer pulsierenden Stadt, haben so gar nichts mit der nostalgischen Postkarten-Idylle im Reisekatalog gemein. Hier herrscht das Gesetz der Stärkeren, hier öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter. Hier entscheiden einige wenige aufstrebende Karrieristinnen auf ihrem Weg nach ganz oben über die Leben derer, die strampelnd versuchen sich über Wasser zu halten …

Ein Kriminalroman, der deinen Gerechtigkeitssinn auf eine harte Probe stellen wird.

»Boom Town Blues« ist ein Krimi auf allen Ebenen. Die Mord-Ermittlungen werden von der Öffentlichkeit mit Interesse beobachtet, denn: Der Giftanschlag in der Botschaft war kein persönlich motivierter Mord, es geht um Big Business und um viel Geld. Ellen Dunne eröffnet dir die skrupellose Welt der Vulture Funds und die immer weiter auseinanderdriftenden Realitäten von jenen »ganz oben«, der Mittelschicht und Menschen, die zum Leben zu wenig haben. Du fühlst mit den Verliererinnen des kapitalistischen Systems, aber auch mit jenen, die privat alles opfern für die nächste Stufe auf der Karriereleiter – und dabei täglich einsamer werden. Und du fieberst mit Patsy, deren private Situation sich zuspitzt, als die Vergangenheit plötzlich beängstigend lebendig wird …

Kriminetz-Rezensionen

Ellen Dunne - Boom Town Blues

Eigentlich ist Patsy Logan für eine Auszeit nach Dublin gekommen, um sich dort bei ihrer Cousine zu erholen und nebenbei auch ein wenig in der Familiengeschichte nachzuforschen, denn dass beim Tod ihres Vaters alles so war, wie es die offiziellen Berichte darstellen, glaubt sie nicht wirklich.

Doch dann wird bei einem Empfang in der österreichischen Botschaft eine junge Deutsche vergiftet und man bittet sie um Amtshilfe. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Botschaft soll sie die irischen Kollegen bei den Ermittlungen unterstützen, was auf wenig Begeisterung stößt. So hatte sie sich ihren Aufenthalt nicht vorgestellt, doch die Kommissarin ist durch und durch Polizistin und überschreitet bald schon ihre Grenzen, um die Spuren zu verfolgen, die die Iren nicht sehen wollen.

Ellen Dunnes dritter Auftritt für die toughe Münchner Ermittlerin führt wieder die beiden Länder zusammen, die den Hintergrund der Protagonistin bilden. Auch wenn Patsy von privaten Sorgen geplagt wird, steht in »Boom Town Blues« der Mord im Zentrum. Schnell schon zeigt sich, dass die Motive jedoch nicht in dem Opfer zu suchen sind, sondern in dem, was Irland in den letzten Jahren immer wieder in die Schlagzeilen gespült hat: der rasante Aufstieg vom einstigen europäischen Armenhaus zum boomenden Finanz- und Immobilienzentrum, das mit der Krise 2008 einen einzigartigen Absturz erlebt hat.

Das ungleiche Duo Patsy und Sam bringt die Untersuchungen recht flott voran, von den Unverschämtheiten ihrer Dubliner Kollegen lassen sie sich weder einschüchtern noch aufhalten und haben so bald schon richtigen Ansatz gefunden. Patsys Ausfälle aufgrund der Trennung von ihrem Mann motivieren ihr Verhalten und auch die Anwesenheit in der irischen Hauptstadt glaubwürdig. Sie ist als Figur interessant gezeichnet, ohne jedoch den Krimi zu sehr damit zu überlagern.

Sehr gut gelungen ist für mich die Verschmelzung von Mordfall und der gesellschaftlich wie politisch brisanten Finanzkrise. Immer wieder wird der zentrale Handlungsstrang durch Einschüben unterbrochen, die einfache Menschen zeigen und Einblick in das geben, wie es vielen Hausbesitzern ergangen ist. Es war keine Krise, die nur Banken betroffen hat, im Gegenteil, die kleinen Eigentümer, die während der Jahre des wirtschaftlichen Aufstiegs zu größeren Krediten verführt und gedrängt wurden, als sie bedienen konnten, sind diejenigen, die es wirklich schlimm getroffen hat und die die Folgen der Spekulationen zu tragen haben. Tragische Schicksale, die so manchen verzweifeln und zu grausamen Handlungen verleiten lassen.

Ein unterhaltsamer Krimi, dessen Ermittlungen zügig und stringent verfolgt werden, wobei der Fall überzeugend in die gegenwärtige Situation Irlands eingebettet ist und geschickt auch die Folgen der Krise verdeutlicht.

Money makes the world go round

»Boom Town Blues« wird aus verschiedenen Perspektiven, aber auch immer wieder in unterschiedlichen Zeiten erzählt. Kapitel über vergangene Zeiten wechseln sich immer wieder mit Geschehnissen aus der Gegenwart ab und geben einen recht guten Einblick in das Geschehen. Patsy soll dem Giftmord an einer deutschen Praktikantin in der österreichischen Botschaft nachgehen und ich frage mich zwischendurch immer, ob das rechtlich überhaupt möglich ist?

Diplomatie
Irgendwann ermitteln Patsy und ihre österreichischen Kollegen zwar, aber mehr inoffiziell, was dann wohl bedeutet, dass sie eben nicht in einer Botschaft ermitteln dürfen. Ich finde, dieses »inoffizielle« passt auch viel besser zu Patsy, denn mit ihrer sehr direkten Art dürfte sie beim Botschaftspersonal vor allen Dingen Schnappatmung auslösen, statt Antworten zu bekommen.

Geld
Schnell finden sie heraus, dass hinter dem Anschlag kein persönliches Motiv steht. Es geht vielmehr ums Geschäft, um das ganz große Geld, um Immobilien und um Betrug – aber vor allen Dingen geht es um »Vulture Funds« zu deutsch »Geierfonds«. Diese Fonds sind, kurz gesagt, darauf spezialisiert, Wertpapiere zahlungsunfähiger Unternehmen oder Staaten ausgesprochen billig zu erwerben. Das führt zu fetten Gewinnen auf der einen und zu ganz oft lebensbedrohenden Verlusten auf der anderen Seite.

Kapitalismus
Wie eigentlich immer in ihren Büchern widmet sich Ellen Dunne auch hier mit dem Grundthema wieder recht aktuellen allgemeinen Missständen.

Auch wenn die Finanzkrise ja so ziemlich überstanden ist – ich bin mir sicher, die damals die Strippen gezogen haben, haben auch heute längst wieder neue lukrative Möglichkeiten gefunden, ganz normale Menschen gewinnbringend über den Tisch zu ziehen. So funktioniert das kapitalistische System und es funktioniert trotzdem immer noch besser als alles, was ich sonst so kenne.

Lösungen
Ich mag an Patsy Logan viele Dinge. Sie ist eine Kämpferin, nicht auf den Mund gefallen und vor allem schätze ich ihren leicht schwarzen Humor und ihre Selbstironie. Ihr manchmal sehr negatives Denken finde ich dagegen etwas schwierig und ich habe in diesem Buch oft über ihre Gedanken zum Thema Ehekrise und allem was damit zusammenhängt »überblättert«. Ich finde als ansonsten sehr selbstbewusste Frau müsste sie auch langsam für diese Probleme Lösungen finden oder sie hinter sich lassen.

Mein Fazit:
»Boom Town Blues« von Ellen Dunne nimmt mich in eine Welt mit, von der ich so gar keine Ahnung habe. Weder die Hochfinanz noch die erlauchten Kreise der Diplomatie sind mein Ding und so hatte ich auf jeden Fall meine Freude an den Ermittlungen – ich lerne nämlich gerne etwas dazu. Viel Spannung, ein Hauch schwarzer Humor und Selbstironie – mir hat die Geschichte richtig gut gefallen.

Interessante Ermittlerin

Patsy Logan ist eine sympathische deutsch-irische Kommissarin, die sich zu einer beruflichen Auszeit in Dublin befindet. Diese wird jäh unterbrochen, als sie zu einem Mordfall in der österreichischen Botschaft hinzugezogen wird.

Es ist der dritte Band um die Ermittlerin, aber mein erster. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass es besser gewesen wäre, die Vorgängerbände auch gelesen zu haben, aber das bezog sich hauptsächlich auf die private Ebene.

Natürlich ist sie eine Ermittlerin mit einer ganzen Reihe von beruflichen und privaten Problemen, daher auch die Auszeit. Aber es hält sich in Bezug auf den Anteil an der Gesamtstory im Rahmen.

Der Fall führt uns in die Tiefen der Finanz- und Immobilienkrise mit all ihren negativen Auswirkungen und versorgt uns nebenbei noch mit einigen Fakten dazu.

Der Schreibstil ist flüssig, humorvoll und die wechselnden Perspektiven und Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart halten die Spannung aufrecht. Gleichzeitig verlangen diese Sprünge aber auch eine hohe Aufmerksamkeit des Lesers, um nicht den Faden zu verlieren.

Patsy ist eine sehr sprunghafte und oft negativ denkende Frau mit einem starken Willen und einigen ungeklärten Fragen in Irland. Sei es der Tod des Vaters oder ihre Beziehung zu Ben. Diese Fragen bleiben am Ende auch unbeantwortet. Ich vermute, dass es so eine Art roter Faden ist, der sich durch die Reihe zieht.

Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen und ich werde die Reihe sicher im Auge behalten.