Commissario Pavarotti trifft keinen Ton
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Frühling in Meran. Die deutsche Touristin Lissie kommt in die Kurstadt, um sich zu erholen und nach einer Jobpleite ihre Batterien wieder aufzuladen. Sie gerät jedoch mitten in einen Mordfall. Der reichste Hotel- und Immobilienbesitzer des Städtchens wurde im Hinterhof einer Weinstube erschlagen aufgefunden.
Der italienische Commissario Pavarotti soll ermitteln. Doch die deutschsprachigen Meraner schweigen eisern gegenüber dem Italiener. Da Lissie den Toten vor seinem Tod zufällig bei einem Glas Roten kennen gelernt hat, wird auch sie befragt. Wiederwillig bindet der Kommissar sie schließlich in seine Ermittlungen ein, da er hofft, dass die Meraner einer unverdächtigen deutschen Touristin vielleicht mehr erzählen als ihm. Lissie stürzt sich mit Feuereifer in den Fall, nicht ohne dabei mit dem Commissario immer wieder aneinander zu geraten.
Es stellt sich heraus, dass der Hotelier in unsaubere Immobiliengeschäfte in den historischen Meraner Lauben verstrickt war. Ein Mordmotiv? Ein solches könnte auch in der Vergangenheit liegen. In den so genannten Südtiroler Bombenjahren hat die Familie des Toten nämlich eine undurchsichtige und offenbar wenig rühmliche Rolle gespielt. Damals, in den 60er Jahren, waren nach Autonomie strebende Südtiroler und der italienische Staat gewalttätig aneinander geraten - es gab Tote.
Um die Verstrickungen aufzulösen, tauchen Lissie und Pavarotti immer mehr in die Geschichte ein und ermitteln auch in den Bergen um Meran. Die Lösung des Falles entpuppt sich als komplex und überraschend.
Packender Südtirolkrimi mit Anspruch
Ein toter Hotelier, erschlagen im Hinterhof einer Weinstube in Meran. Ein italienischer Commissario, der in der Kommunikation mit den deutschsprachigen Südtirolern konsequent den falschen Ton trifft und damit die Ermittlungen festfährt. Und eine deutsche Touristin, die sich eigentlich im Urlaub erholen wollte und nun einen Mordfall gerät. Das sind nur einige Zutaten des Buchs. Der Frühling in Meran ist nicht lieblich sondern mörderisch.
"Commissario Pavarotti trifft keinen Ton" ist eines vor allem: ein fesselnder und gut gemachter Kriminalroman. Er hat mir sehr gut gefallen. Denn die verschiedenen Handlungsebenen, der Tote war ein notorische Schürzenjäger, unsaubere Immobiliengeschäfte und die Bombenjahren in Südtirol werden geschickt zu einem Roman vermischt, der spannend ist und trotzdem seinen Anspruch nicht verleugnen kann. Der aber kommt aber nicht aufgesetzt und mit Schwere daher, sondern das Buch zeichnet sich durch eine gute und packende Schreibe aus, schön und vielschichtig gezeichnete Figuren und last but not least konnte und wollte ich mir das Lächeln oft nicht verkneifen. Das Ende des Buchs und die Auflösung des Falls ist dann nochmal ein geschickter Winkelzug, der zeigt, dass die Autorin sich mit der Handlung insgesamt viel Mühe gegeben hat, was das Lesevergnügen steigert. Prima.
Toll geschrieben und interessante Figuren
Italienischer Kommissar und Urlauberin aus Deutschland, die zusammen in Meran ermitteln. Das ist einigermaßen ungewöhnlich und sehr gelungen umgesetzt. Das Buch fängt ruhig an, so dass das ungleiche Paar gut eingeführt werden kann und die Protagonisten sich gut aneinander gewöhnen können. Eine gute Mischung aus etwas Skurrilität, figürlicher Tiefe und spritzigen Dialogen lässt einen als Leser schnell mit dem Kommissar und der Deutschen vertraut werden. Wenn dies geschehen ist, nimmt die Handlung immer schnellere Fahrt auf und steuert dem überraschenden Höhepunkt entgegen.
Dabei wird die Geschichte gut und vielschichtig entwickelt, so dass es mir keine Seite langweilig geworden ist. Der tote Hotelbesitzer hatte seine dunklen Seiten, aber im Buch ist offenbar ganz Südtirol von einem Gespinst aus düsteren Verstrickungen durchzogen. Zum Teil sind die erfunden, der geschichtliche Hintergrund scheint aber real zu sein, so das Fiktion und Realität einen Plot ergeben, der den Leser nicht mehr loslässt. Mir ist der Pavarotti deutlich sympathischer als die etwas zickige Deutsche, aber das ist Geschmackssache und das Buchende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, in der die Beiden sich noch näher kommen, so wie Hund und Katze eben.
Atmosphärisch dicht und trotzdem perlender Humor
Ein gut konstruierter Krimi mit vielen unterschiedlichen Handlungssträngen und schön beschriebenen Charakteren. Tiefgang, historische Bezüge und Humor müssen offenbar kein Widerspruch sein. Dies zeigt sich, als ein junger Hotelier in Meran in Südtirol erschlagen wird und die Suche nach dem Mörder beginnt. War es ein Geschäftsrivale, ein eifersüchtiger Ehemann oder reicht das Motiv zurück in die Südtiroler Vergangenheit? Denn die Schatten der Auseinandersetzung der Südtiroler Aktivisten mit dem italienischen Staat vor 50 Jahren sind lang und verdunkeln noch heute das Verhältnis damaliger Freunde und Feinde.
In dem Mordfall muss Luciano Pavarotti, so heißt der italienische Kommissar nun mal und ist selber mit dem Namen nicht glücklich, ermitteln und hat dabei einen schweren Stand. Die Südtiroler mögen denn Italiener nicht (ja, in dem Buch wird letztlich zwischen Südtirolern und Italienern unterschieden). Er muss deshalb eine Ermittlungshelferin mit ins Boot nehmen: ausgerechnet eine zickige deutsche Touristin mit großer Klappe. Diese Kombination geht natürlich nicht gut und es kracht oft und heftig zwischen den Beiden.
Trotzdem, am Ende wird der Fall natürlich gelöst. Dabei ist die Auflösung schön gestaltet, nicht vorhersehbar und ein toller Abschluss des Buchs. Als Leserin bin ich am Ende hoch zufrieden gewesen - eine schöne Story, eine dichte Location (Meran und Südtirol) und eine leichte und beschwingte aber nicht platte Erzählweise.
Fazit:
Ein Krimi der mich neugierig auf Südtirol gemacht hat und mich bestens unterhalten hat. Das Paar, Pavarotti und Lissi von Spiegel, ist gut beschreiben, hat Ecken und Kanten und erzählerische Tiefe. Das heißt dunkle Flecken in der Vergangenheit und jeder sein Päckchen mit den Mitmenschen und Verwandten zu tragen. Dennoch kommuniziert man mit Florett und leichten Waffen miteinander. Das ist voll feinsinnigem Humor. Diese Grundhaltung trägt dann eine Handlung, die zum Teil weniger lustig und historisch verankert ist. So ergibt sich eine Mischung aus Südtiroler Lokalatmosphäre, Spannung und Leichtigkeit, die mich gefesselt und bis zum Ende in ihren Bann gezogen hat.
So, jetzt habe ich mich anspruchsvoll geäußert. Man kann es auch einfacher sagen: Spannung, Witz und schöne Erzählweise. Mir hat's wunderbar gefallen.
Zustimmung
Ich fand die historischen Bezüge besonders gelungen. Die meisten Touristen, die nach Südtirol fahren, haben keine Ahnung mehr davon, was sich vor 50 Jahren dort abgespielt hat. Das Buch arbeitet diese Bombenjahre auf, ohne das es bremst. Aber das habe ich in einer eigenen Besprechung zum Buch bereits geschrieben. Wollte nur noch mal auf die historischen Fakten, auf denen das Buch aufbaut, hinweisen.
Prima Mischung, die einen sehr gelungenen Krimi ergibt
Man weiß, wenn man darüber nachdenkt, dass viel Recherche in dem Buch stecken muss - man merkt es aber nicht. Das meine ich uneingeschränkt positiv! Denn die Handlung, die haufenweise Bezüge zur tatsächlichen Vergangenheit von Südtirol aufweist, kommt nie lehrerhaft oder langweilig daher. Vielmehr wird ein ausgesprochen spannender Krimi erzählt, der mich gefesselt hat und dabei erfreulicherweise ohne ausufernde Gewaltszenen und Ekel auskommt. Schön, dass Leser auch ohne diese Hilfsmittel in den Bann gezogen werden können. Die Kombination aus dickem italienischen Kommissar und kratzbürstiger Urlauberin bedient dabei auch noch Herz und manchmal Zwerchfell, so dass es von mir insgesamt ein dickes Lob gibt.