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°C – Celsius
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Wenn Sie das Klima beeinflussen könnten, wen würden Sie vor der Erderwärmung retten? Ihre Heimat? Grönland? Afrika?
Das neue faszinierende Zukunftsszenario von SPIEGEL-Bestsellerautor Marc Elsberg.
Als mehrere schwarze Flugobjekte über dem chinesischen Luftraum auftauchen, hält die Welt den Atem an. Hat die chinesische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht? Werden sie Taiwan angreifen? Das Weiße Haus ist in Aufruhr, und der amerikanische Präsident kurz davor, die Flotte zu alarmieren. Erst in letzter Sekunde kann eine Klimawissenschaftlerin einen Angriff abwenden. Denn sie erkennt sofort, dass da keine Kampfdrohnen am Himmel aufsteigen. China will kein Land angreifen, es will die Macht über das Weltklima an sich reißen. Ein Unterfangen, das tödlich enden kann …
Lesen Sie mehr von Marc Elsberg wie zum Beispiel die thematisch sehr aktuellen Thriller »Blackout«, »Gier« oder »Der Fall des Präsidenten«. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von Marc Elsberg.
Menschen, die auf Bildschirme starren - eine verworrene Klima-Dystopie
In Marc Elsbergs neuestem Buch "°C - Celsius" gibt es ein Motiv, dass sich ständig wiederholt: Menschen starren auf Bildschirme, Monitore, Handys oder in ihre AR-Brillen und lassen die Lesenden aus dieser Perspektive teilhaben an den spektakulären Ereignissen globalen Ausmaßes. Alle starren sie: Journalisten, Politiker und Regierungen, Wissenschaftler, Klimaaktivisten - sie starren viel und handeln wenig.
Es geht um ein sehr aktuelles Thema. Schon auf dem Einband wird die Frage gestellt: “Wenn Sie das Klima beeinflussen könnten, wen würden Sie vor der Katastrophe retten?” Der Mensch beeinflusst das Klima spätestens seit der industriellen Revolution (tatsächlich schon viel länger) in einer Art und Weise, die den Fortbestand der Welt, wie wir sie kennen, bedroht. Erderwärmung und Klimawandel, die daraus resultierenden sozialen und globalen Konflikte scheinen aktuell trotz aller Lippenbekenntnisse politisch nicht lösbar zu sein. Aber gibt es vielleicht eine technische Lösung? Das Zauberwort heißt Geoengineering und meint die vorsätzliche Beeinflussung des Klimas. In Elsbergs Klima-Dystopie beginnt China ohne Absprache mit den anderen Nationen der Welt mit einem spektakulären Projekt: Unser vulnerabler Planet soll eine Art Schutzschild erhalten, einen Sonnenschirm. Kann das gelingen und wird der Rest der Welt dabei einfach tatenlos zusehen? Wie wirken sich Klimaveränderungen auf die globale Wohlstandsverteilung aus? Und was ist technisch möglich und ethisch vertretbar?
Wie gewohnt, hat sich Marc Elsberg sehr intensiv in die wissenschaftlichen Grundlagen und das Für und Wider des Themas eingearbeitet. Es gelingt ihm auch gut, seine Recherchen allgemeinverständlich darzustellen - allerdings viel zu ausführlich und viel zu oft mit einem erhobenen Zeigefinger. In einem Interview mit der Kulturzeit auf 3sat vom 10.03.23 sagt Elsberg selbst, dass es die Kunst des Autors sei, die recherchierten Informationen zu verdichten. Er hätte auch 2000 Seiten zu diesem Thema schreiben können.
Tatsächlich sind es 608 Seiten geworden, und aus meiner Sicht ist es Elsberg eben nicht gelungen, die Materie ausreichend zu verdichten. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum mir das Buch leider gar nicht gefällt. Ich möchte nicht zu viel vom Inhalt verraten, deshalb kann und will ich in dieser Rezension nicht ins Detail gehen. Was uns in "°C - Celsius" begegnet ist eine Ansammlung dystopisch-apokalyptischer Szenarien, die teilweise aus einem Science-Fiction-Film stammen könnten. Was als spannender Thriller beginnt, verliert sich in verworrenen Handlungsfetzen, unterbrochen von Zeitsprüngen, chaotischen Perspektivwechseln und nicht immer nachvollziehbaren Wechseln zwischen der Realität de Buches und reiner Fiktion. Dabei benutzt Elsberg redundante Stilmittel, Worte, Gespräche, ganze Szenarien wiederholen sich.
Ein weiteres Manko des Buches besteht für mich darin, dass die zahlreichen Protagonisten nicht wirklich als Charaktere auftraten. Sie wirken wie Schablonen, ohne Tiefgang, ohne innere Entwicklung. Da verwundert es nicht, dass die meisten Figuren nicht einmal Namen erhalten, sondern nur in ihrer Funktion beschrieben werden. Die namentlich erwähnten Protagonisten tauchen in einem Personenregister am Anfang des Buches auf, welches eher so wirkt wie ein Schmierzettel, den jemand beim Lesen erstellt hat, um nicht den Überblick zu verlieren. Was fehlt ist ein Glossar, in dem die zahlreichen englischsprachigen Fachbegriffe des internationalen politischen Diskurses erklärt werden. Selbst wer des Englischen mächtig und mit der Thematik vertraut ist, muss sich deshalb den einen oder anderen Ausdruck ergoogeln.
Für einen Thriller hatte diese Dystopie leider zu wenig Handlung. Mich hat Elsberg ab S. 285 leider nicht mehr begeistern können, und so verschwand nach und nach nicht nur die Leselust - das Lesen wurde tatsächlich zur Qual. 285 von 608 Seiten reichen leider nicht aus, um ein Buch noch empfehlen zu können. Schade, denn das Buch hätte das Potential für einen bewegenden Thriller in sich getragen. Und der Autor hat z.B. mit Blackout bewiesen, dass er eigentlich auch dazu in der Lage ist, einen Pageturner zu schreiben.