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Deichfürst
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Der reiche Bauer Tadeus de Vries wird ermordet aufgefunden - jämmerlich erstickt in einem Holzsarg!
Mögliche Täter gibt es einige, denn Tadeus hat sein Leben lang die Menschen um sich herum gedemütigt und schikaniert.
Kein einfacher Fall für Stephan Möllenkamp, den neuen Hauptkommissar bei der Kripo Leer in Ostfriesland. Zum Glück stehen ihm seine patente Frau Maike und die resolute Lokalreporterin Gertrud Boekhoff bei den Ermittlungen tatkräftig zur Seite …
Hinweis: Dieser Titel ist vorab bereits am 30.01.2018 ale E-Book bei beTHRILLED erschinenen.
Fast eingemauert im Emssperrwerk
"So lange man sich nicht gerächt, bleibt immer eine Bitterkeit im Herzen zurück." (Heinrich Heine)
Im Fundament des Emssperrwerks, das man noch tiefer ausgraben musste, finden Arbeiter eine Kiste. In der Kiste ist die Leiche des 80-jährigen Polderbauern und Unternehmers Tadeus de Vries. Dieser hat durch die Beteiligung an Windparks und den Verkauf von Land an die Niedersächsische Landgesellschaft für den Sperrwerksbau immer mehr Geld gescheffelt. Gründe ihn umzubringen, hätten einige Menschen in seiner Umgebung, denn Tadeus de Vries hat viele Jahre lang seine Mitmenschen gedemütigt und misshandelt. So könnte fast jeder der Täter sein, ob in seiner Vergangenheit oder in der Gegenwart. Selbst das Emssperrwerk ist bei einigen Umweltverbänden sehr umstritten, allen voran Gottfried Schäfer bei dem De Vries eine Rufmordkampagne begangen hat. Keine einfache Aufgabe für Kriminalhauptkommissar Stephan Möllenkamp von der Kripo Leer. Doch er hat ja noch seine neugierige, aber durchaus clevere Frau Meike, die Studienrätin und die Lokaljournalistin Gertrud Boekhoff, die ihn tatkräftig unterstützen.
Meine Meinung:
Das schöne Cover mit dem Strandmotiv und die Information des Klappentextes haben mich dazu bewogen, das Buch zu lesen. Der Schreibstil von Heike van Hoorns erstem Möllenkamp-Krimi war sehr gut, doch leider fehlte es fast dem kompletten Buch an Spannung. So wurde dann auch das Lesen für mich wirklich sehr zäh und ermüdend. Der Fall hangelte sich an zwei Handlungssträngen entlang, einem in der Vergangenheit und einem in der Gegenwart. Die Story hatte durchaus sehr gute Ansätze und auch die Hauptcharaktere waren nicht uninteressant, so dass ich definitiv dem nächsten Fall noch eine weitere Chance geben würde. Das Duo Kommissar und Reporter als Ermittler war für mich jetzt allerdings nichts Neues. Auch wenn ich Regionalkrimis liebe, war mir das Plattdeutsch in dem Buch manchmal dann doch zu viel. Denn vor allem bei E-Books habe ich keine Lust, immer wieder ans Buchende zu scrollen, um zu sehen, wie der Satz übersetzt wurde. Da wäre eine Lösung an der Buchunterseite oder als Klammer hinter dem Satz sicher von Vorteil gewesen. Auch ein Personenverzeichnis am Anfang würde ich sehr gut finden, denn mit den vielen nordischen Namen hatte ich etwas Probleme. Deshalb bekommt dieses Buch von mir 3 von 5 Sternen und ich hoffe auf mehr Spannung beim nächsten Mal.
Leider nur dezente Spannung
Endlich können die Arbeiten am Emssperrwerk nach über einem Jahr wieder aufgenommen werden. Die Gegner, allesamt Anhänger verschiedenster Organisationen der Ökofraktion, haben das Nachsehen. Der wirklich unausstehliche Unternehmer, Tadeus de Vries will seinen Erfolg mit ordentlich Bier feiern, 24 Stunden später liegt er in einer zugenagelten Kiste in einer Baugrube des Riesenprojektes. Der erste große Fall für den frisch zugezogenen Kriminalhauptkommissar Stephan Möllenkamp und ungewollt bekommt er Unterstützung von einer Lokalreporterin.
In zwei großen Erzählsträngen, die sich stetig abwechseln, liefert Heike van Hoorn auf der einen Seite die Motive, die zum gewaltsamen Ableben des Tadeus de Vries geführt haben, und auf der anderen Seite wird der Mord an ihm aufgeklärt. Leider leidet darunter die Spannung enorm. Fand ich den ersten Erzählstrang deutlich interessant, fiel mir die Verfolgung der Ermittlungsarbeit doch deutlich schwerer. Die vollmundige Ankündigung eines neuen Dreamteams kann ich so nicht bestätigen. Die Lokalreporterin und der Kommissar agieren nicht wirklich miteinander, sondern jeder für sich. Dazu kommt, dass für mein Empfinden wirklich zu viel Wert auf „Kommissar Zufall“ gelegt wird. Auch das eigentliche Team um den Kommissar scheint irgendwie nicht an einem Strang zu ziehen, jeder ist dort Einzelkämpfer. Als dann auch noch Maike, die Frau des Kommissars Möllenkamp, anfängt, mitzuermitteln, empfand ich dies deutlich als zu viel des Guten.
Eigentlich liebe ich Regionalkrimis, weil sie in der Regel die Eigenarten ihrer Bewohner so herrlich erfrischend zeichnen und natürlich die landschaftlichen Reize für mich immer sehr interessant sind. Dies gelingt der Autorin wirklich gut und stimmte mich einigermaßen versöhnlich. Sie flicht auch genügend Plattdüütsch ein, um die Originalität zu unterstreichen. Warum die Fußnoten allerdings am Ende des Buches und nicht wie üblich am Ende einer Seite auftauchen, verstehe ich nicht. Wer blättert bei einem ebook schon ganz nach hinten. Wirklich schade.
Dies ist kein Mord im Affekt! Sehr langatmig!
Dieser Krimi mit Stephan Möllenkamp, dem neuen Hauptkommissar bei der Kripo Leer in Ostfriesland, reicht politisch zeitlich sehr zurück in die deutsche Vergangenheit:
1946: Tadeus de Vries, 84 Jahre alt, das Mordopfer, ein wohlhabender Polderbauer, ein unverbesserlicher Altnazi mit ausgeprägtem Hang zum weiblichen Geschlecht, unmoralischem Geschäftsgebaren, despotischen Allüren gegenüber der Familie und ruppigen Umgangsformen gegenüber jedem, der eine andere Meinung hat als er. Der Großbauer hat sich immer Opfer ausgesucht, die sich nicht wehren konnten, Menschen, für die niemand eintrat.
1968: Dann geht es um die Doppelmoral der bundesrepublikanischen Gesellschaft um 1968, um feste Meinungen über die 68er und die langhaarigen Studenten rund um die RAF-Terroristen. Es geht auch um Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, um Revolutionäre Zellen. Im Rheiderland ist dies ein Kampf David gegen Goliath: De Vries gegen Gottfried Schäfer.
1999: De Vries hat zu den vehementesten Sperrwerk-Befürwortern gehört, die das Rheiderland aufzubieten hat. Man kann hier beim Sperrwerk beobachten, dass es Repression und Überwältigung des Volkswillens immer noch gibt. Gegen die mächtigen Reeder, die mit der Politik im Bunde stehen, haben die kleinen Fischer überhaupt keine Chance. Um deren Existenz kümmert sich niemand, während gleichzeitig Millionen an Steuergeldern des kleinen Mannes verschleudert werden, damit der Reeder Bernard Meyer auch weiterhin gut verdienen kann.
Als weitere gewichtige Protagonistin taucht Gertrud Boekhoff auf, Journalistin beim Rheiderländer Tagblatt, die für mich nicht sehr glaubwürdig rüberkommt mit all ihrer Verleumdung und übler Nachrede in Sachen Gottfried Schäfer und ihren teils sehr gefährlichen Aktivitäten während der Aufklärung dieses Mordfalles.
Insgesamt finde ich diesen Kriminalfall zu sehr politisch überlastet, daher zu langatmig.