Jaime Lynn Hendricks begibt sich in die Anonymität des Internets. Diese macht es möglich, dass sich buchstäblich jeder dahinter verstecken kann.

„Du bist der Nächste.“ Vier Teilnehmer einer Thriller-Convention schockiert diese Nachricht, nachdem die erfolgreiche Krimi-Autorin Kristin Bailey, die für einen Krimi-Preis nominiert ist, erstochen in ihrem Zimmer aufgefunden wurde. Auf Twitter scheint ein Irrer unterwegs zu sein, der sie beobachtet, der immer weiß, was sie gerade machen, wo sie sich gerade aufhalten.

„Ich checke ständig meine Follower… @MPaloozaNxt2Die folgt dir.“

Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Krimi-Autoren steuern auf die Preisverleihung zu, jedoch kippt die Stimmung zusehends. Ihre gut gehüteten Geheimnisse drängen an die Oberfläche, die Nerven liegen blank. Wer steckt hinter diesem verstörenden Account?

Zunächst hat es eine Weile gedauert, bis ich die vielen Personen – denn es sind so einige mehr als diese vier von dem Unbekannten auserwählten - zuordnen konnte. Die kurzen Kapitel sind mit dem Namen des gerade agierenden Hauptakteurs überschrieben, was an sich hilfreich ist. Verwirrend sind aber die vielen zusätzlichen Namen und die diversen Querverbindungen, die das Lesen ziemlich erschweren.

Aus verschieden Perspektiven bekomme ich Einblicke in deren Seelenleben, Argwohn macht sich breit, zunehmend traut keiner dem anderen über den Weg und die Frage, wen dieser Unbekannte als Nächsten ins Visier genommen hat, ist stets präsent. Horrorszenarien ploppen auf, der Fahrstuhl bleibt mitten in der Fahrt stehen, das Licht geht aus, die Person ist allein, das Handy irgendwo auf dem Boden. Direkt gruselig anmutende Szenen wechseln sich ab mit langatmigen Sequenzen, die gefühlt nicht enden wollen. So recht hat mich dieser Thriller dadurch nicht abgeholt, vor allem die vielen, viel zu chaotisch dargebotenen Personen, haben mich extrem gestört, ein durchgehender Lesefluss mochte sich somit nicht einstellen. Das so gar nicht vorhersehbare Ende dagegen hat mich verblüfft und mich mit der Story einigermaßen wieder versöhnt.

In New York findet die "Murderpalooza" Thriller Convention statt, an der namenhafte Autoren und Newcomer des Genres teilnehmen

Als man plötzlich eine der nominierten Frauen tot in ihrem Hotelzimmer findet, explodieren auf den Social media Kanälen die Kommentare. Darunter ist auch ein User, der vier der Teilnehmer persönlich anspricht und ihnen mitteilt, das er mehr über sie weiß, als sie ahnen. Jeder von ihnen kann das nächste Opfer sein!

Ein Katz und Maus Spiel beginnt, bei dem jeder dem anderen misstraut. Geheimnisse kommen ans Licht, die besser verborgen geblieben wären.

Die Erzählperspektiven wechseln zwischen den Beteiligten, so das man Stück für Stück in ihre Privatleben eintauchen kann. Wer trägt Schuld, wer spielt ein falsches Spiel und wer hat etwas zu verbergen?

Die Anonymität des Internets, Stalking, beruflicher Erfolg, Betrug ... hier kommt einiges zusammen, was auch zur Spannung in der Geschichte beiträgt.

Der Buch wird als mitreißender Twitter-Psychothriller beworben. Keine Frage, er ist temporeich und durch die kurzen Kapitel aus verschiedenen Perspektiven bietet er auch ein gewisses Maß an Spannung. Aber mir hat hier etwas gefehlt. Die Gefahr die im Hintergrund lauert, der gruselige Effekt der beim Lesen aufkommt.
Mit den vier Hauptverdächtigen bin ich nicht warm geworden.. Sie waren zwar grundverschieden und gut ausgearbeitet, aber es mangelte mir an Sympathien für sie.

Polizeiliche Ermittlungen kommen hier nicht vor, der Thriller lebt rein von den Ereignissen rund um den Mord.