Erntedank in Vertikow
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Mecklenburgische Idylle. Ein Mord. Und ein Rollstuhlfahrer als einziger Zeuge. »Erntedank in Vertikow« ist Peer Wesendonks erster Fall. Nach einem Motorradunfall sitzt Peer Wesendonk im Rollstuhl, mit seinem Job als Organist in Vertikow ist es vorbei. Ohne Aufgabe fühlt er sich nutzlos. Dann wird er Zeuge, wie die alte Frau Kuhn totgefahren wird - mit voller Absicht, da ist er sich sicher. Niemand glaubt ihm, Frau und Freunde warnen, er könnte mit seiner Theorie Unfrieden im Dorf stiften. Aber für Peer steht fest: Er muss den Mörder finden. Ob er der Rolle als Detektiv gewachsen ist?
»Erntedank in Vertikow« verbindet Mecklenburger Landidyll, tiefe Abgründe und viel Humor – ein Lieblingskrimi nicht nur für Fans des Nordens.
»Spannend, packend und sympathisch! Da kriegt man Lust aufs Dorfleben!« Simona Turini, Autorin
Dorfidylle mit Mord
Es ist nicht leicht für Peer Wesendonk nach seinem Motorradunfall, der ihn querschnittsgelähmt zurücklässt, sich wieder ins Leben zurückzukämpfen. Er hadert mit sich und seinem Schicksal.
Als seine Nachbarin, die ihm nach einem Brand das Leben gerettet hat, durch mysteriöse Umstände ums Leben kommt, wacht er auf und will unbedingt ergründen, was es mit diesem sogenannten Unfall, von dem alle Dorfbewohner ausgehen, auf sich hat. Er selbst ist nämlich davon überzeugt: Es war Mord. Aber keiner will ihm glauben.
Dennoch ermutigen ihn einige der Dorfbewohner, diesbezüglich zu ermitteln und Peer beginnt, Klarheit in seine eigenen Vermutungen zu bringen. Sascha, seine liebenswerte Ehefrau, ist allerdings nicht sehr erbaut davon, sie macht sich Sorgen. Und zu Recht, denn von mehreren Seiten, auch seitens der Polizei, erhält er eindeutige Warnungen, die Finger davon zu lassen.
Unterstützt von Peggy, einer taffen Pfarrersfrau, setzt er seine nicht sehr professionellen Ermittlungen in die Tat um und findet einiges heraus, was ihn des öfteren in prekäre Situationen bringt, bis hin zu reeller Lebensgefahr.
Dem Autor Frank Friedrichs gelingt es hervorragend, durch seinen lebendigen Sprachstil und seinen feinen, hintergründigen, mit Ironie und Sarkasmus gewürzten Humor, dem Leser das Dorfleben und seine Bewohner nahe zu bringen. Seine Protagonisten sind spannend und bildhaft gestaltet und das Kopfkino kommt auf Touren.
Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, es bleibt spannend bis kurz vor dem Ende und Peer hat aufgrund seiner erfolgreichen Ermittlungen schon den nächsten Fall in Sicht. Die Geschichte zeigt auf, dass man sich mit den veränderten Lebensumständen auseinandersetzen, Hilfe annehmen sollte, wo sie geboten wird, und nicht in Selbstmitleid stagnieren sollte. Und der Kriminallfall ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem „i“
Gerne spreche ich hier eine Leseempfehlung aus.
Dorfkrimi
Seit seinem Motorradunfall sitzt Peer im Rollstuhl. Die Situation überfordert ihn, er fühlt sich hilf- und mutlos. Selbst für kleine Alltagsdinge braucht er Hilfe. Im mecklenburgischen Dörfchen Vertikow, wo er bis zu seinem Unfall Organist war, hatte er auch nicht allzu engen Kontakt mit den Nachbarn. Orgelspielen fällt weg, wie soll er denn auf die Empore kommen?
Da beobachtet er einen Unfall, die Nachbarin Gertrud Kuhn wurde von einem Pick up angefahren, der Fahrer flüchtet mit hoher Geschwindigkeit. Peer Wesendonk ist sich sicher, das war Absicht, das war Mord! Allerdings sieht die Polizei das anders, seine Beobachtungen schiebt man auf sein Unfalltrauma, zudem geht das Gerücht im Dorf um, Getrud Kuhn wäre dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen.
Also beginnt Peer auf eigene Faust zu ermitteln, sogar die Pastorenfrau Peggy und der Altbürgermeister unterstützen ihn dabei, vielleicht hoffen sie, dass er mit dieser „Beschäftigungstherapie“ seinen Lebensmut wiederfindet. Kommissar Andrea Templin ist ebenfalls nicht ganz dagegen und dazu kommt, dass es zwischen den beiden recht heftig knistert.
Ein Dorf, ruhig, abgelegen und eigentlich ein Idyll, aber hinter den Fassaden brodelt es recht heftig. Alte Animositäten, die bis in die Wendezeit zurückreichen, lauern unter der Oberfläche. Für den Wessi Peer ist das nicht immer leicht zu durchschauen. Das Stimmungsbild des Dorfes hat mir ausnehmend gut gefallen, die Atmosphäre ist realistisch geschildert, die Menschen so vielschichtig wie im normalen Leben. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß und Gut und Böse. Die Vergangenheit bestimmt noch häufig das Handeln der Nachbarn.
Der Krimi kommt eher leise daher, es ist durchaus spannend, was Peer im Lauf seiner Detektivspielerei erfährt, viel wichtiger ist aber, wie sich die Menschen und er selbst mit dem Wissen arrangieren. Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung Peers. Wie ein Mann mit der plötzlichen Hilflosigkeit umgeht, wie er sich zuerst auflehnt, dann fast resigniert und nach vielen Rückschlägen seinen Platz findet, war mir genauso spannend dargestellt, wie die Mördersuche.
„Erntedank in Vertikow“ ist ein Regionalkrimi im besten Sinn. Ein Psychogramm eines Dorfes und seiner Bewohner, das in eine spannende und immer mit leisem Humor und Ironie unterlegte Geschichte gebettet ist.