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Der Fall Peggy
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Ein Fall, der das ganze Land bewegt: 2001 verschwand die 9-jährige Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg spurlos. Der geistig zurückgebliebene Ulvi Kulac wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Es gab keine Zeugen, keine DNA, keine Blutspuren, keine konkreten Beweise und vor allem - keine Leiche. Ina Jung und Christoph Lemmer, die über viele Jahre den Fall investigativ recherchiert haben, weisen nun nach, dass die Polizei gezielt auf die Verurteilung von Ulvi Kulac hingearbeitet hat - nicht, weil er der Täter war, sondern damit der Fall endlich zu den Akten gelegt werden kann. Kein Justizirrtum, sondern - schlimmer - ein systematisches Fehlurteil auf Betreiben von Politik und Justiz. Doch es gibt Hoffnung: 2013 wird das Verfahren wieder aufgenommen, auch dank der Recherchen des Autorenduos. Ina Jung und Christoph Lemmer erzählen in diesem Buch den Fall Peggy neu und mit bisher unbekannten Fakten - und decken eine beklemmende Wahrheit auf.
Der Fall Peggy - ein ungeheuerlicher Justiz-Skandal
Das Schicksal von Peggy beschäftigt mich schon lang. An diesen Vermisstenfall kann ich mich noch gut erinnern, denn mich beschäftigen Kinderschicksale immer sehr und damals dachte ich: nicht schon wieder ein verschwundenes Kind.
Dass es Ungereimtheiten in diesem Fall, vor allem mit der Verurteilung, gibt, habe ich am Rande mitbekommen und seit ich von dem Buch erfahren habe, wollte, ja musste ich es unbedingt lesen.
Den Autoren gelingt es sehr gut, den Fall aufzurollen und das Leben der kleinen Peggy zu schildern. Ein Kind, was früh selbständig werden musste und sehr häufig auf sich allein gestellt war. Peggy war als Rumstreunerin bekannt, da sie sich die Zeit oft in Lichtenberg vertrieben hat, bis abends ihre Mutter zuhause war. Sie war einsam und hat die Zeit auch in Gaststätten verbracht, die eher als anrüchig galten. Peggy hat ein trauriges Leben geführt und seit Sommer 2000 ist aus dem fröhlichen Kind ein trauriges, in sich zurückgezogenes Kind geworden, doch ihr persönliches Umfeld hat es kaum wahrgenommen, es wurde hingenommen. Es ist davon auszugehen, dass Peggy sich nicht geborgen gefühlt hat.
In weiteren Abschnitten werden die verschiedenen Ermittlungsansätze sehr klar, deutlich und nachvollziehbar geschildert. Wenn ein Kind vermisst wird, dann sind noch mehr Emotionen im Spiel. Man spürt praktisch auch den Druck, welcher auf den Ermittlern lastete, Peggy und/oder den Mörder zu finden.
Den Autoren gelingt es sehr gut, die Widersprüche die zur Verurteilung von Ulvi geführt haben, nachvollziehbar zu schildern und auch die juristischen Begründungen zu hinterfragen.
Ungereimtheiten werden beleuchtet und mit Beispielen untermauert. Zeugen manipuliert, Aussagen widerrufen, so dass diese dann nicht mehr Gegenstand eines Gerichtsverfahrens waren.
Ulvi wird ohne Leiche verurteilt, nur auf Grund eines (widerrufenen) Geständnisses, bei welchem sein Anwalt NICHT anwesend war und das Aufnahmegerät defekt war. Lässt man sich all diese Ungereimtheiten durch den Kopf gehen, ist man schockiert, dass dies im deutschen Rechtsstaat passieren konnte.
Ein Buch, über das Schicksal von Peggy und Ulvi, dass ich nicht vergessen kann und welches mich nachdenklich zurücklässt, einerseits, was das Mädchen in ihrem kurzen Leben durchmachen musste, die Ungewissheit, was mit ihr passiert ist, ob sie vielleicht noch lebt und wenn ja unter welchen Umständen und anderseits, warum Ulvi Kulac verurteilt worden ist, Geständnisse erzwungen worden und Zeugen beeinflusst worden sind, ihre Aussage zurück zu ziehen, damit der Tathergang weiterhin stimmig ist. Unglaublich und das im deutschen Rechtsstaat, ein Justizskandal sondergleichen.
Meine Hochachtung für Ina Jung und Christoph Lemmer für den Mut, sich des Falles anzunehmen, sich der immensen und kräftezehrende Recherchearbeit zu stellen, um den unglaublichen Justizskandal in dem vorliegenden Buch zu veröffentlichen. Vielen Dank.
Für das Leseexemplar möchte ich mich beim Team von Kriminetz und dem Verlag Droemer bedanken.