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Februarblut

Historischer Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 240 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3940077070

ISBN-13: 

9783940077073

Auflage: 

1 (08.02.2007)

Preis: 

9,50 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 1.683.034
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Beschreibung von Bücher.de: 

Rheinbach, im Februar 1953. Ausgerechnet zu Beginn der Karnevalswoche erschüttert ein brutaler Mord das friedliche Voreifelstädtchen. Opfer ist ein bekannter Rheinbacher Journalist. Walter Seibold, Kommissar der Bonner Mordkommission, ist gar nicht begeistert, als er in die Provinzstadt abkommandiert wird, um die örtliche Polizei bei der Aufklärung des Mordes zu unterstützen. Zu fremd ist ihm, dem gebürtigen Sachsen, die Mentalität der Voreifeler. Nach seiner Ankunft in Rheinbach überstürzen sich die Ereignisse, denn es gibt beinahe täglich weitere Morde, die auf den ersten Blick nichts mit dem ersten Fall zu tun haben. Seibold tappt lange im Dunkeln. Erst spät kommt er auf die Spur eines dunklen Geheimnisses, dessen Ursprung in den Wirren der letzten Kriegstage zu suchen ist - zu spät?

Kriminetz-Rezensionen

Eine Mordserie in Rheinbach

Um 13.25 Uhr am Montag, 9. Februar 1953, buddelt der Hund Tassilo im Steinbruch des Rheinbacher Stadtwaldes einen Knochen aus – um 15.40 Uhr am Freitag, 17. Februar 1953, scheint für Walter Seibold das jähe Ende gekommen zu sein.

Karneval im Städtchen Rheinbach in der Voreifel, das bedeutet Schwerstarbeit für den Sachsen Walter Seibold, der als Kommissar bei der Bonner Mordkommission arbeitet und nach Rheinbach abkommandiert wird, um dort einen Mord aufzuklären. Nicht nur der äußerst brutale Mord an Gerd Schragen, Lokaljournalist des Bonner General-Anzeiger in Rheinbach, bereitet dem Kommissar Kopfschmerzen, sondern auch die für ihn ungewohnte rheinische Mentalität – gerade jetzt im Karneval –, lassen den Ex-Dresdener zunächst verzweifeln. Unterstützung bei der Aufklärung des Mordfalls erhält Kommissar Seibold von den Ortspolizisten Hauptwachtmeister Anton »Toni« Vornhagen und Wachtmeister Manfred Raaf. Seibolds Hoffnung, den Mord schnellstmöglich aufzuklären, zerschlägt sich bald – es bleibt nicht bei diesem einen Kapitalverbrechen. Fast täglich wird ihm ein neuer unnatürlicher Todesfall gemeldet. Hans-Georg Schwind wird auf den Dorn eines Kerzenständers in der Waldkapelle gespießt; Robert Hörnig, Kellner im Hotel Burrenkopf, wird ertränkt aufgefunden; den geistig verwirrten Schmecke Michele finden Wanderer erhängt am Aussichtsturm auf dem Beuelskopf und am 14. Februar ersticht jemand Theo Fuchs in der Toilette des Lokals »Strengs Stuben« während einer Karnevalssitzung. Fünf ermordete Rheinbacher Bürger innerhalb von fünf Tagen!

Kommissar Seibold, dem noch eine Splitterverletzung aus dem Krieg ernsthafte gesundheitliche Schwierigkeiten bereitet, versteht die Welt nicht mehr. Es scheint, als wäre ein Serienmörder in der Provinzstadt Rheinbach unterwegs und mordete wahllos unter den männlichen Einwohnern. Seibold eilt von Tatort zu Tatort, und tappt bei seinen Ermittlungen nur im Dunkeln. Erst als er das Tagebuch des im Vorjahr verstorbenen Rheinbacher Pastors Bertram entdeckt, beginnt sich das Knäuel langsam zu lösen und Kommissar Seibold klarer zu sehen. Ganz offensichtlich war es Tassilos Knochenfund, der die Serienmorde auslöste. Der Knochen gehörte zu einem von zwei Skeletten ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter, die in den letzten Tagen des Krieges im Steinbruch von der SS hingerichtet und dann dort verscharrt wurden. Auch das Motiv für die Serienmorde wird Seibold jetzt deutlich: Die Hinrichtung soll unter allen Umständen weiterhin vertuscht bleiben. Für Seibold ist klar, dass der Mörder der beiden Zwangsarbeiter das Kriegsende überlebt hat und unerkannt in Rheinbach oder Umgebung lebt. Was Seibold allerdings nicht ahnt, ist, wie nah der Serienmörder ihm ist. Die Erkenntnis kommt durch einen Hinweis der Polizeisekretärin Traudel Henrich für Seibold fast zu spät. Exakt am 17. Februar 1953, nach 15.40 Uhr, erfährt Kommissar Seibold die für ihn äußerst bedrohliche Wahrheit.

Bernd Schumacher ist mit »Februarblut« kein schlechter Debütkrimi gelungen. Schumacher versteht es, die Zeit Anfang der 50er Jahre in der Provinzstadt Rheinbach lebendig werden zu lassen. Rheinbach, noch stark von den alliierten Bombenangriffen gezeichnet, erlebt einen strengen Winter. Die Bevölkerung versucht, dem täglichen Leben wieder eine Normalität zu geben. Dass Schumacher dafür die Karnevalszeit gewählt hat, ist ebenfalls kein schlechter Einfall. Es zeigt eine Nachkriegsbevölkerung, die sich von den Entbehrungen, die auch noch zu Anfang der 50er herrschten, nicht unterkriegen lässt. Und dass sein polizeilicher Ermittler aus Sachsen kommt und der rheinischen Mentalität – gerade während der Karnevalszeit – unwissend und recht unbeholfen gegenübersteht, hat bestimmt auch für Leser dieses »historischen« Lokalkrimis [siehe hierzu auch noch »Anmerkungen«] außerhalb des Rheinlandes und der Eifel seinen Reiz. Zudem ist Schumacher die Thematisierung der Nichtaufarbeitung des Problemfeldes Zwangsarbeit in der Nazizeit, festgemacht am Mikrokosmos Rheinbach gelungen. In seinem kurzen Nachwort geht Bernd Schumacher auf die historisch verbürgten Geschehnisse in und um Rheinbach stichwortartig ein: Racheakte von Zwangsarbeitern an Arbeitgebern; Erschießung von Zwangsarbeitern wenige Tage vor Kriegsende; der Rheinbacher Steinbruch als Hinrichtungsstätte. In seinem Nachwort bietet der Autor zudem eine »Februarblutwanderung« (mit einer kleinen Wanderkarte) an, die zu allen im Roman beschriebenen Handlungsorten führt. Der Titel seines Kriminalromans ist einem alten Spruch aus der Voreifel entlehnt:

Von Severus bes Romanus küt dr Düvel us dr Höll erus.
Holt sich manch Siel met Für on Schwefel vom Kottenforsch
es en dr Efel. Dröm Mensch on Dier sei op dr Hoot,Februarbloot, Februarbloot!
[Von Severus (1. Februar) bis Romanus (28. Februar) kommt
der Teufel aus der Hölle heraus. Holt sich manche Seele
mit Feuer und Schwefel vom Kottenforst bis in die Eifel.
Drum Mensch und Tier sei auf der Hut, Februarblut, Februarblut!.

Anmerkungen:
Der Kriminalroman »Februarblut« ist explizit als »Historischer Kriminalroman« (Aufdruck auf dem Cover) ausgewiesen. Wohingegen der Untertitel auf dem Vorsatzblatt »Februarblut« als »Ein Kriminalroman aus dem Rheinbach der Fünfzigerjahre« beschreibt. Gerade Leser historischer Kriminalromane erwarten, dass nicht nur Zeit und Gegebenheiten, sondern auch Beiläufigkeiten korrekt so dargestellt und wiedergegeben werden, wie sie zur geschilderten Zeit tatsächlich existent waren.

Zwei Unstimmigkeiten sind mir sofort ins Auge gesprungen. Hier hat der Autor nicht recherchiert oder das Lektorat hat schlampig gearbeitet und den Autor auf diese eklatanten Unstimmigkeiten nicht hingewiesen:

1) Zum einen werden auf dem Rheinbacher Polizeirevier Klarsichthüllen genutzt. Zur Erinnerung: die Geschichte dieses Kriminalromans spielt im Februar 1953. Klarsichthüllen gab es zu dieser Zeit überhaupt noch nicht! Die Büroartikelfirma Leitz z.B. hat den Artikel „PVC Hüllen“ (Klarsichthüllen) zum ersten Mal in ihrem Katalog von 1960 aufgenommen. Die Firma Leitz war so freundlich, auf meine Nachfrage nach diesem Artikel im Firmenarchiv zu recherchieren. »1954 gab es noch keine Hüllen. 1960 waren sie bereits im Katalog. Wir gehen davon aus, dass es 1957 bereits welche gab in PVC«, so die Auskunft aus Hamburg. Übrigens auch eine simple Google-Recherche hätte dieses Ergebnis erbracht.

2) Zum anderen tauchen in Bernd Schumachers Kriminalroman öfters Kolkraben auf. Auch hier hätte eine kurze Recherche, z.B. beim Bonner Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig oder bei der NABU Klarheit verschafft. Kolkraben sind im Eifeler Raum (Rheinland-Pfalz / NRW) dokumentiert für die Zeit von 1875 bis 1895 und 1900 bis 1939. Danach wurde in dieser Region kein Kolkrabe mehr beobachtet. Die ersten Einzelexemplare wurden erst wieder ab 1985 bis 1995 im Westerwald gemeldet, und für die Region Ahrtal/Ahrgebirge und Eifel liegen erste Sichtungsmeldungen für das Jahr 2001 vor! Das Museum Alexander Koenig führt dazu aus: »… auch für NRW heißt es … in einschlägigen Texten, dass Kolkraben seit nahezu 100 Jahren ausgestorben waren und erst seit den 1980 Jahren zurückkehren. Also … auch in Rheinbach in den 50er Jahren bedauerlicherweise.«
Rezension: © Thomas Przybilka

www.bokas.de
www.das-syndikat.com/autoren/autor/120-thomas-przybilka.html