Cover von: Federball
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Federball

Roman
Buch
Gebundene Ausgabe, 352 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3550200544

ISBN-13: 

9783550200540

Erscheinungsdatum: 

22.10.2019

Preis: 

24,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 359.079
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3550200544

Beschreibung: 

Populismus, Datenmissbrauch und Fake News - was tun, wenn die Welt plötzlich in Flammen steht?

Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter Auftrag erteilt, denn Moskau wird zunehmend zu einer Bedrohung. Zur Erholung spielt Nat Badminton, seit Neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land in Frage zu stellen. Und eine Entscheidung zu treffen, die für alle Konsequenzen hat.

»Niemand sonst benennt - schonungslos gegenüber Politikern und unglaublich faszinierend für seine Leser - die offenen und gut gehüteten Geheimnisse unsere Zeit so klar wie John le Carré.« The Guardian

»Kein Autor vermag es wie le Carré, das höfliche Gespräch zweier Menschen, die an einem Tisch sitzen, in ein hochgefährliches Spiel zu verwandeln.« The Daily Telegraph

Kriminetz-Rezensionen

Federball

Nat war viele Jahre für Großbritannien als Agentenführer im Ausland. Nun ist er fast fünfzig und soll in der Londoner Zentrale Schreibtischarbeit verrichten. Endlich kann er sich seiner Familie und dem Federballspiel widmen. Sein favorisierter Gegner ist Ed, mit dem er sich nach dem Spiel auch immer unterhält, wobei Ed mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält. Dann bekommt Nat doch noch einmal eine wichtige Aufgabe, denn ein Maulwurf hat brisantes Material an die Russen weitergegeben.

Ich lese gern die Bücher des Autors; wie so häufig bei John le Carré ist der Einstieg etwas langatmig. Dieses Buch ist kein üblicher Spionageroman, obwohl auch das thematisiert wird, es ist eher ein politischer Roman. Die ganze Zeit über ist die Einstellung des Autors spürbar. Die Thematik ist hochaktuell, die Darstellung entspricht nicht mehr so der Zeit.

Der Erzählstil ist anspruchsvoll und überzeugend, allerdings fehlen mir Wendungen, welche Spannung erzeugen. Ziemlich zum Schluss kam überhaupt erst Spannung auf.

Die Charaktere kamen mir nicht nahe. Die Dialoge sind niemals ganz offen, immer ist da ein Misstrauen zu spüren, wie es der Beruf wohl mit sich bringt.

Wer einen Agentenroman mit Action erwartet, liegt bei diesem Buch vollkommen falsch. Es ist ein politischer Roman mit aktuellen Bezügen. Leider ist es aber auch nicht Carrés bester Roman, obwohl mir das Buch gefallen hat.

Restlos überzeugend

Viele Jahrzehnte hat Nat für seinen Dienst wertvolle Arbeit im Ausland geleistet, Quellen geführt und dazu beigetragen, dass die Lage zwischen Ost und West nicht eskaliert. Seine Frau Prue hat derweil in England die Stellung gehalten, die gemeinsame Tochter großgezogen und sich eine Karriere als Anwältin aufgebaut. Nach seiner Heimkehr ins Mutterland hat Nat auf einen renommierten Posten in der Russlandabteilung gesetzt, aber man schiebt ihn in die schon aufgegebene Unterabteilung »Oase« ab, ein Euphemismus, der seinesgleichen sucht. Dort trifft er auf Florence, eine etwas spröde aber ausgesprochen begabte junge Agentin, die bald auch schon mit einer herausragenden Operation ankommt, die jedoch abgebügelt wird. So sehr ihn seine berufliche Situation anödet, so gut läuft es privat, in Ed hat er auch unerwartet einen ebenbürtigen Badmintongegner gefunden. Auch wenn der junge Mann bisweilen seltsame Züge aufweist, fühlt Nat sich doch auch geschmeichelt, ihm auf dem Court noch immer das Wasser reichen zu können. Der Gedanke, dass dies seine Sinne etwas trügen mag, kommt ihm derweil jedoch fatalerweise nicht.

John le Carré schreibt einmal mehr über das, was er am besten kann: Geheimagent, Doppelagenten, Quellen Anwerbung und Aufrechterhaltung, geheime Treffen mit anderen Diensten und dabei ist einmal mehr ein Protagonist, der zwar treu der Krone gegenüber ist, aber nicht unbedingt jede Vorschrift seines Dienstes billigt und befolgt. Der Roman ist von Beginn an als beichtender Rückblick konzipiert, so dass einem als Leser schnell klar ist, welche Figuren nicht so harmlos sind, wie sie zunächst erscheinen mögen, es bleibt jedoch die spannende Frage, was sie tun werden und vor allem, wie sie die Welt der Agenten aufmischen.

Auch im inzwischen sehr fortgeschrittenen Alter hat le Carré kein bisschen nachgelassen und einen spannenden Spionageroman nach recht klassischen Muster, aber mit brandaktueller Thematik vorgelegt. Das globale Mächtegleichgewicht hat sich verschoben und sein Heimatland ist dank des Brexit in eine durchaus prekäre Sicherheitslage geraten. Der Austritt aus der Europäischen Union und damit verbunden die Abkehr von den kontinentalen Freunden stellt das Land vor die Aufgabe, neue Allianzen einzugehen bzw. alte festzuzurren. Unter einem Präsidenten Trump durchaus ein zweischneidiges Vorhaben, das nicht von allen mit Begeisterung aufgenommen wird, schon gar nicht von einem ehemaligen Agenten, der den Kalten Krieg erlebt hat und bekennender Europäer ist.

Vor diesem Hintergrund lässt er seinen alternden Agenten Nat eine neue Aufgabe übernehmen, deutlich unter dem Spektrum, das er bis dato auszufüllen hatte. Man kann ihm Befugnisse wegnehmen, aber sein Spürsinn ist gut wie eh und je und so kann er auch dank alter Kontakte die unglaublichen Pläne aufdecken, die ihm keine Alternative lassen, als selbst aktiv zu handeln und beherzt das zu tun, was für seine Heimat am besten ist.

Kein besonders charmantes Bild seiner Heimat und seines ehemaligen Arbeitgebers zeichnet le Carré, aber wieder einmal hat man keine Zweifel daran, dass all das, was er als Fiktion verpackt genauso auch morgen in den Zeitungen stehen könnte: korrupte Beamte, die zweifelhafte Allianzen eingehen und denen die eigenen Schäfchen näher sind als das Wohl des Landes. Vielleicht nicht ganz so stark wie seine Romane um George Smiley, aber dennoch restlos überzeugend.