Fette Ernte hat es in sich und ist toppaktuell – gerade in Zeiten, in denen das Geschäft mit der Spekulation blüht und es zugleich heftig kritisiert wird. Bei dem jetzt im Alexander Verlag erschienenen Krimi von 1975 geht es um Rohstoffspekulationen und deren Manipulation. Dass der Rohstoff als Weizen dazu noch ein hochbrisanter ist, macht die Story auch heute noch sehr fesselnd.

Ross Thomas ist ein sehr politischer und zugleich gesellschaftskritischer Autor. Fette Ernte besitzt wie die meisten anderen Thriller von Thomas auch einen stark verschwörungstheoretischen Hintergrund. Dem Leser werden die Abartigkeit und Verdorbenheit der Welt in allen denkbaren Facetten vor Augen geführt; in diesem Fall geht es um Mafiosi, die die Bürokratie in Washington korrumpieren möchten, um daraus einen horrenden Profit zu schlagen.

Die Story um zwei afroamerikanische Killer, die den 93-jährigen William M. Crawdad Gilmore, der Berater von sechs amerikanischen Präsidenten war, gerät vor diesen rasanten gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themenbereichen beinahe zum Nebenschauplatz. Aber neben Gilmore gibt es noch weitere weiße Opfer der Killer aus den Slums der US-Hauptstadt.

Ancel Easter, seines Zeichens Anwalt und der klügste Mann von Washington, Jake Pope, Privatdetektiv und Millionenerbe und Faye Hix, die Enkelin des Ermordeten machen sich auf die Suche nach den Killern und versuchen, die Mörder von Gilmore zu finden. Kann das Trio dabei ebenso die Verschwörung aufdecken, der Crawdad auf der Spur war?

Fette Ernte zeichnet sich durch ein hohes Maß an Ironie aus, die für Thomas ein Weg ist, die Realität zu beschreiben, was dem Roman eine Lässigkeit verleiht, die heutzutage vergeblich ihresgleichen sucht.

Es ist das Verdienst des Alexander Verlags, dass Fette Ernte nun erstmals ohne Kürzungen auf Deutsch erschienen ist. Zudem erzeugt die Neuübersetzung eine Atmosphäre, die wohl sehr gut an das Original heranreicht. Und so ist dem Statement im Nachwort von Fette Ernte unumwunden zuzustimmen, dass die Neuübersetzung all das Besondere, das die Thriller von Thomas kennzeichnet, ausgezeichnet widergibt, nämlich „die differenzierte Figurenzeichnung, [den] sardonischen Humor, die illusionslose Sich auf die Politik und ihre Macher.“ Ein kleiner Wermutstropfen sind wenige Rechtschreib- und Grammatikfehler. Dennoch ein wirkliches Must-Have für alle Krimi- und Thriller-Fans mit gehobenen Ansprüchen. Unbedingt lesen!