Cover von: Einer flog über die Vogelsburg
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Einer flog über die Vogelsburg

Franken Krimi
Buch
Taschenbuch, 352 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3740806583

ISBN-13: 

9783740806583

Erscheinungsdatum: 

22.08.2019

Preis: 

11,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 418.046
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3740806583

Beschreibung von Bücher.de: 

Skurril und außergewöhnlich einfühlsam und berührend.

Will Klien ist wegen seines Waschzwangs in eine psychosomatische Klinik auf der Vogelsburg in Unterfranken eingewiesen worden. Als sein Therapeut ermordet im Altmain schwimmt, beschließt er gemeinsam mit seiner Therapiegruppe, den Täter auf eigene Faust zu finden. Dabei geraten die skurrilen Detektive nicht nur an Medikamentendiebe, illegale Pokerrunden und einen ehebrecherischen Arzt, sondern vor allem selbst in die Schusslinie eines skrupellosen Täters ...

Kriminetz-Rezensionen

Eine Therapiegruppe ermittelt

Will Klien wird in einer psychosomatischen Klinik auf der Vogelsburg behandelt. Er will dort seine Zwangsstörung in Griff bekommen. Aber hinter den Klinikfassaden brodelt es. Sein Therapeut, Dr. Brunner, wird tot im Main gefunden und Holger, sein Mitpatient in der Gruppe der „Zwängler“ wird erpresst und bekommt Morddrohungen und es scheinen Medikamente aus dem Giftschrank zu verschwinden. Deshalb schließt sich die Therapiegruppe zusammen, um hinter die Vorgänge zu kommen. Auf die Polizei scheint nicht allzu viel Verlass zu sein, denn bald wird noch eine ermordete Patientin in der Klinik entdeckt, ausgerechnet aus ihrer Therapiegruppe. Hat „Mäuschen“ etwas gesehen?

Was für eine grandiose Ausgangsidee! Unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichsten Zwangsstörungen raufen sich zusammen. Dabei geraten sie einen Strudel von Ereignissen, sogar Will vergisst darüber manchmal die ständige Desinfektion seiner Hände. Sie bekommen schon bald eine Ahnung von den Vorkommnissen der Klinik, aber die Beweisführung verlangt ihnen alles ab.

Anja Mäderer ist mir von einigen Frankenkrimis schon bekannt. In diesem Krimi verzichtet sie ganz auf das übliche Ermittlerteam. Der Leser ermittelt quasi hautnah mit der Therapiegruppe und kommt den einzelnen Menschen dabei sehr nah. Bewundernswert fand ich die Beschreibungen der einzelnen Störungen der Patienten, die man durchaus auch als Macken begreifen kann, die Außenstehende amüsieren, bevor man die Nöte der Betroffenen dahinter erkennt. Das hat die Autorin toll gelöst, ich darf mich amüsieren, wenn Hypochonder Holger seine Umwelt auf Krankheitsgefahren scannt, spüre aber auch seine Ängste. So geht es mir auch mit den anderen Patienten: Anne, die ihre Online-Bestellsucht nur durch ständiges Stricken im Griff behält, weil sie beim Stricken nicht gleichzeitig ihr Smartphone bedienen kann, Irmela, die ganz hinter ihrer Harmoniesucht verschwindet und keine Konflikte aushält oder Marie, in deren Leben alles immer korrekt in rechten Winkeln ausgerichtet ist.

Hauptfigur und treibende Kraft bei all den Undercover Aktivitäten ist Will und es ist spannend zu lesen, wie er mit seinen „Zwänglern“ (ich liebe diese Ausdruck) den Umtrieben auf die Spur kommt und so, ganz ohne es richtig zu bemerken, die erste Schritte in ein freieres Leben macht.

Dieser Krimi ist bevölkert mit schrägen Typen und punktet bei mir mit grandiosen und wirklich komischen Dialogen und Einfällen. Aber der Humor geht dabei nie auf Kosten der Patienten, das gefiel mir besonders.

Ein ganz besonderer Krimi, dessen Umschlaggestaltung einen zweiten Blick wert ist. Hier ist Inhalt und Gestaltung eine Symbiose eingegangen.

Ermittler mit Zwangsstörungen

Will Klien befindet sich zurzeit aufgrund seines Waschzwangs in einer psychosomatischen Klinik in Unterfranken. Er wird in einer Gruppe therapiert, in der die Mitglieder unter ähnlichen Zwängen leiden. Eines Tages wird ihr Therapeut aus dem nahe gelegenen Fluss geborgen, er wurde ermordet. Die Gruppe beschließt, das Rätsel um den Tod ihre lieb gewonnenen Arztes zu ergründen und so machen sie sich gemeinsam auf die Mörderjagd. Dabei stoßen sie auf einige Geheimnisse der Klinik und schweben schnell auch selber in Gefahr. Wird es ihnen trotz ihres Handicaps gelingen, den Täter ausfindig zu machen?

Ich habe bereits zwei Bände aus der Reihe um die Kommissarin Nadja Gontscharowa gelesen und schätze die Autorin Anja Mäderer seitdem sehr. Ihr neues Werk »Einer flog über die Vogelsburg« hat mit neuen Charakteren schnell mein Interesse geweckt und ich bin mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet. Die Autorin hatte mich auch schnell wieder mit ihrer lebendigen und hervorragend zu lesenden Schreibweise in den Bann gezogen. Geschickt baut sie eine Kriminalgeschichte in den Mauern einer psychosomatischen Klinik auf. Besonderes Augenmerk legt sie hierbei auf die Patienten, die sich in dem Buch zu einem Ermittlerteam entwickeln. Ihre jeweiligen Zwänge fordern den einen oder anderen skurrilen Umstand ein, der die Atmosphäre auflockert, ohne sich aber jemals über die Krankheitsbilder lustig zu machen. Die Spannung wird mit dem rätselhaften Tod des Therapeuten klassisch aufgebaut und über die außergewöhnlichen Ermittlungstätigkeiten auf einem hohen Niveau gehalten. Der Leser bekommt so eine Menge Gelegenheit, eigene Überlegungen bezüglich Täterschaft und Tathintergründe anzustellen, um dann am Ende doch noch überrascht zu werden.

»Einer flog über die Vogelsburg« ist aus meiner Sicht ein gelungener Kriminalroman mit interessanten Protagonisten und einer raffinierten Story. Bemerkenswert hierbei, wie feinfühlig die Autorin mit dem Thema Zwangs-Erkrankung umgeht.

Ich bewerte das Buch mit den vollen fünf von fünf Sternen und empfehle es daher sehr gerne weiter.