Füchsin
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Angie, kaltschnäuzig und herzlos, manipuliert sie Männer wie Frauen, um sie für ihre Pläne einzusetzen. Auch wenn die erste Bombe im Paradise Cinema nicht explodiert, hält sie die Southeast London Police Squad um Inspector Brand mit weiteren Bombenankündigungen und Erpressungen in Atem. Als sinnlichste, verrückteste Serienmörderin überhaupt terrorisiert sie die Straßen Londons. Ist unberechenbar, wild, wütend. Ganz wie Inspector Brand, der für seine knochenbrecherischen Methoden berüchtigt ist und sich wenig um politische Korrektheit schert. So entwickelt sich ein Drama voller schwarzem Humor. Bruen spinnt eine schnelle, scharf geschliffene Geschichte voller respektloser Schurken auf beiden Seiten des Gesetzes. Für Fans von Elmore Leonard und Jim Nisbet.
Aalglatt und eiskalt
Der in Hamburg ansässige Polar Verlag geht erneut in die Vollen. Nachdem ich zuvor an dieser Stelle „Kaliber“ von Ken Bruen euphorisch besprochen hatte, war ich natürlich darauf gespannt, ob „Füchsin“ die vorgelegte Messlatte erreichen kann. „Füchsin“ ist der Vorgänger von „Kaliber“, besitzt aber bereits alle Qualitäten, die „Kaliber“ zum veritablen Kracher machen.
Erneut steht Inspector Brant im Zentrum des Geschehens. Brant scheint ein herz- und gewissenloser irischer Gauner zu sein, der auf der falschen (d.h. offiziell „richtigen“) Seite des Gesetzes steht. Er ist hypercool und jeglicher Unbill des Lebens scheint ihm nichts anhaben zu können. Mit großem Vergnügen und einer gehörigen Portion Sarkasmus reitet er seine Kollegen (inklusive seiner Vorgesetzten) immer wieder in Unannehmlichkeiten. Der Leser wird dabei unfreiwillig zum Voyeur, der zwischen Fremdschämfaktor, diebischer Freude und klammheimlicher Bewunderung für Brant hin- und her laviert. Die Antagonistin von Brant ist dieses Mal ein würdiger Gegner. Die kaltschnäuzige und gerissene Angie manipuliert Männlein wie Weiblein durch Sex, um ihr Ziel, ein sorgenfreies Leben in Florida zu führen, realisieren zu können. Um ihr Ziel zu erreichen, lässt sie in London Bomben hochgehen und erpresst so die Polizei. Doch Brant ermittelt ebenso skrupellos und nicht gesetzeskonform wie Angie ihre Verbrechen begeht. Angie lässt zudem auch ihre Komplizen ohne mit der Wimper zu zucken über die Klinge springen, um sich die ganze Beute unter den Nagel zu reißen. Zu allem Überfluss tappt Brants farbige Kollegin Falls in die Sex-Falle von Angie. Und so kommt es zum allesentscheidenden und packenden Showdown zwischen Brant und Angie …
Der Polar Verlag hat mit „Füchsin“ erneut einen Noir-Krimi vom feinsten vorgelegt. Das Cover ist gewohnt brillant und die Übersetzung vermag durchweg zu überzeugen, da sie die atmosphärische Dichte und sprachliche Eloquenz des Originals wiederzugeben vermag. Bruen, ein irischer Autor höchster Güte, zieht in „Füchsin“ alle Register. Er spielt mit dem Genre des Noir-Krimis auf höchster Ebene und bereitet durch faszinierende Wortspiele, Stilbrüche und eine gehörige Portion Zynismus ein ungeheures Lesevergnügen. Allerdings sehe ich „Füchsin“ nicht nur unbedingt – wie das Nachwort von Alf Mayer es nahelegt – als literarische Umsetzung metaphysischer Prinzipien oder als Remniszenz an Nietzsches Philosophie. Auch stehen für mich nicht nur die das Rechtsstaatsprinzip missachtenden Gesetzeshüter im Fokus. Vielmehr sehe ich „Füchsin“ als moderne Parabel, deren Lehre aber in einer von Kontingenz geprägten Welt nicht mehr eindeutig formulierbar ist. Diese in „Füchsin“ skizzierte Welt zeichnet sich durch Gefühlskälte, innere Leere und sich immer wieder schlagartig bahnbrechende Gewalt aus – allesamt Zeichen einer durch den Turbokapitalismus geprägten Zeit, der die Menschlichkeit verschlingt und zur Farce werden lässt. Zudem sprechen m.E. für die Lesart als Parabel der charakterliche Reduktionismus und der stilistische Manierismus. „Füchsin“ ist ein absoluter Geheimtipp! Unbedingt lesen, sonst verpasst man was.