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Die Geister von Graz

Der dritte Fall für Armin Trost. Kriminalroman
Buch
Broschiert, 272 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

395451446X

ISBN-13: 

9783954514465

Erscheinungsdatum: 

23.10.2014

Preis: 

10,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 783.697
Amazon Bestellnummer (ASIN): 395451446X
Kurzbeschreibung Amazon: 

Als in Graz Menschen spurlos verschwinden und Leichenteile auftauchen, wird Armin Trost aus seiner beruflichen Auszeit reaktiviert. Zusammen mit seinen Kollegen Schulmeiser und Lemberg macht er Jagd auf einen wahnsinnigen Serienkiller. Dabei wird der Druck der Medien von Tag zu Tag stärker, der öffentliche Hass auf Ausländer, die mit den Taten in Verbindung gebracht werden, steigt. Schließlich führen ihn seine Ermittlungen auf den Balkan ...

Doch bis zur Lösung des Falls hat Trost nicht nur einmal mit dem Leben abgeschlossen.

Kriminetz-Rezensionen

„Die Geister, die ich rief …“

Es ist schwierig das Niveau zu halten, wenn man eine gute Vorlage abgeliefert hat. Insofern hatte der österreichische Kriminalschriftsteller Robert Preis keine leichte Ausgangssituation, denn sein 2013 erschienener Krimi „Graz im Dunkeln“ hob sich wohltuend von der großen Masse ab und wurde an dieser Stelle ausführlich gewürdigt. Jetzt legt Preis mit seinem ebenfalls im Emons Verlag erschienenen Krimi „Die Geister von Graz“ nach. Und es sei vorneweg gesagt: Chapeau für diese Leistung! Es ist Preis nicht nur gelungen, die gute Leistung seines Vorgängerromans zu konsolidieren, sondern er konnte sich sogar noch steigern.

„Die Geister von Graz“ behandelt – wie der Titel andeutet – Fragen des Paranormalen. Abgetrennte Köpfe tauchen plötzlich in der österreichischen Metropole Graz auf. Osteuropäische Bettler tragen menschliche Gliedmaßen als Glücksbringer bei sich. Und schnell breitet sich in der Bevölkerung Panik aus. Lange Zeit unterdrückte Ressentiments gegen Ausländer brechen sich Bahn und der Mob rottet sich zusammen. Und die Politik ergreift die Gelegenheit, um rechts wie links nach Stimmen zu fischen.

Und dem neuen Vorgesetzten von Chef-Ermittler Armin Trost, Balthasar Gierack, bleibt gar nichts anderes übrig, als diesen aus dem Krankenstand heraus zu reanimieren. Nach den Leib und Leben gefährdenden Ereignissen von „Graz im Dunkeln“ leidet Armin Trost nämlich an Symptomen, die sich wohl am besten unter den Begriffen Burnout oder Depression subsumieren lassen. Trost macht sich gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Frau auf die Jagd nach dem Mörder, der Graz in Angst und Schrecken versetzt. Und es ist in der Tat ein düsteres, beklemmendes Bild, das Preis zeichnet. Graz im düstersten Januar gefangen, ein Ermittler, der seine seelische Balance verloren hat und auf der Suche nach einem Neuanfang ist, den er aber nicht finden kann und ein irrer Mörder, der an Enthauptungen und dem Abtrennen von menschlichen Gliedmaßen sadistische Befriedigung empfindet.

Trost muss zudem um seine Ehe kämpfen, die unter keinem guten Stern steht und auseinanderzubrechen droht. Was im Falle einer Scheidung mit dem Chefermittler passieren würde, sollte man sich besser gar nicht erst vorstellen. Trotz des Titels ist der Kriminalfall fest im Irdischen und Hier und Jetzt verwurzelt und besitzt seinen Ursprung in den jugoslawischen Bürgerkriegen des letzten Jahrtausends.

Bei den „Geistern von Graz“ handelt es sich durchweg um ein gelungenes Lesevergnügen. Preis versteht es, Spannung und Suspense zu erzeugen und der Themenbereich des Paranormalen hinterlässt beim Leser Fragezeichen nach der Möglichkeit und Unmöglichkeit von Realem und Unrealem, wodurch der Autor Denkprozesse bei seinem Publikum in Gang setzt. Wichtig ist hierbei, dass Preis die Ebenen aufzeigt, in die das Paranormale hineinspielen kann: Realpolitik, Krieg und Geschichte. Erneut stellt Preis seine literarischen Qualitäten unter Beweis, denn Stil und Komposition sind durchweg gelungen. Unbedingt lesen! Und: Auf ein Neues! Was Armin Trost wohl in seinem neuen Fall beschäftigen wird?

Die Geister der Vergangenheit sind unversöhnlich

Dieser Krimi mit Chefinspektor Armin Trost ist der dritte einer Serie, der in der steirischen Landeshauptstadt Graz spielt.

Schon der Titel verheißt nichts Gutes. Während Armin Trost sich im Krankenstand und in seinem Baumhaus befindet, verändert sich Graz langsam aber sicher. Jede Menge Bettler kommen ans Tageslicht und verunsichern die Einwohner. Als dann noch ein abgetrennter Kopf durch die Halle des Hauptbahnhofs kullert, nimmt man auf Trosts Befinden keine Rücksicht und holt ihn schnurstracks aus dem Krankenstand. Es tauchen weiter abgeschnittene Körperteile auf. Die Obdachlosen tragen menschliche Finger als Talismane um den Hals.

Doch damit noch nicht genug, verschwindet ein Mann während eines Spaziergangs mit Frau und Hund spurlos. Die Prophezeiung der Mutter des Verschwundenen:  "Nehmen Sie sich in Acht, die Dämonen der Vergangenheit sind unversöhnlich. Sie vergeben niemals." (S. 83) lassen Armin Trost schaudern und Übles erahnen, hat er doch mit seinen eigenen Geistern zu kämpfen.

Gemeinsam mit Anette Lemberg und Johannes Schulmeister oder doch eher einsam, versucht Trost Licht ins Dunkel zu bringen. Eine mögliche Spur führt ihn ins ehemalige Jugoslawien, dessen nördlichste Ecke gerade einmal eine halbe Autostunde von Graz entfernt liegt. Ex-Jugoslawien, Lieferant von (Profi)Fußballern, Gastarbeitern und durch seinen Bürgerkrieg in den 1990ern in mehrere Nationalstaaten zerfallen, hält für Armin Trost böse Überraschungen bereit.

Meine Meinung:

Robert Preis versteht es meisterlich, seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Wie schon in den Vorgängerkrimis muss man als Leser aufpassen, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden. Manche Geister, die der Autor hier loslässt, erscheinen völlig real. Die diffuse Angst vor den Bettlern, die sofort für alles verantwortlich gemacht werden, treibt die ohnehin mit begrenzter Sympathie für Fremdes ausgestatteten Bürger von Graz endgültig an ihre Toleranzgrenzen.

Schon der Einstieg kommt unwirklich daher und ist, wie sich später herausstellt, die Schlüsselszene.

Immer wieder gelingt es dem Autor auf seine ganz subtile Weise, den Leser zum Nachdenken über Schein und Wirklichkeit anzuregen. Viele Elemente wie z. B. Namen haben eine doppelte, metaphorische Bedeutung. Die gruselige Atmosphäre im dichten Nebel ist auch ein Beispiel dafür.

Eine in diesem Verwirrspiel interessante Figur ist der neue Polizeidirektor von Graz, Balthasar Gierack. Der Leser darf sich sein eigenes Urteil bilden, was es mit diesem neu eingeführten Charakter auf sich hat.

Das Buch besteht aus 140 kurzen Kapiteln, die ein wenig an Gedankensplitter erinnern. Doch gerade diese kurzen Sequenzen treiben den Leser dazu an, noch eins und abermals eines zu lesen, bis er atemlos am Ende des Buches (und der Nacht) ankommt.

Fazit:

Wieder ein außergewöhnlicher Kriminalfall für den etwas wunderlich wirkenden Kriminalbeamten Armin Trost, dem ich gerne wieder 5 Sterne gebe.