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Das giftige Glück

Roman
Buch
Gebundene Ausgabe ‏, 272 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3709981492

ISBN-13: 

9783709981498

Auflage: 

1 (11.01.2022)

Preis: 

19,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 894.132
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3709981492

Beschreibung von Bücher.de: 

Etwas Leuchtendes liegt in der Luft. Befällt Pflanzen. Und Menschen. Ist überall
Angenommen, der Rausch deines Lebens, die pure Euphorie wächst frei zugänglich im Park um die Ecke. Der einzige Haken dieser Substanz: Du kannst sie nur ein einziges Mal genießen. Denn sie ist hochgiftig und ohne Ausnahme tödlich. Auch wenn der Tod, den sie verspricht, süßer denn je ist. Was würdest du tun? Zugreifen? Oder widerstehen? Als ein bis dahin unbekannter Pilz den Bärlauch rund um Wien befällt, steigt die Zahl der Todesfälle rasant an. Denn wie in jedem Frühling dominiert das Kraut nicht nur die Speisekarten vieler Lokale, sondern auch die Wälder der Stadt, die – aller Verbote zum Trotz – gestürmt werden. Versehentliche Vergiftungen werden bald zu praktischen Beseitigungen von lästigen Langzeitfeind*innen, auch die Partyszene der Stadt entdeckt Viennese Weed für sich. Und die befallene Pflanze bietet eine weitere für viele verlockende Möglichkeit: die Trostlosigkeit des Lebens zu beenden. Selbstbestimmt, friedlich und ohne einer anderen Person Schaden zuzufügen.

Ein Waldspaziergang der Verzweifelten
Nach einem Gefängnisaufenthalt versucht Kiki, zurück in ein geregeltes Leben zu finden. Als ihre unheilbar kranke Freundin Olga rund um die Uhr Pflege benötigt, zieht sie zu ihr und kümmert sich aufopfernd. Das neuartige Viennese Weed ist für Olga eine Möglichkeit zur Flucht, die sie ergreifen möchte. Für Kiki ein Albtraum, dem sie nicht entkommen kann. Dennoch ist sie bereit, für ihre Freundin die tödlichen Blätter zu beschaffen, auch wenn sie weiß, dass das für sie den ultimativen Abschied von Olga bedeuten kann. Auch die dreizehnjährige Jasse treibt es in den Wald. Aus Wut, Trauer und Verzweiflung möchte sie ihrem Leben ein Ende setzen. Als plötzlich Aufseher auftauchen, fliehen Kiki und Jasse zusammen – und knüpfen eine vorsichtige Verbindung, eine Freundschaft, die sich aus Unglück speist. Das hält Jasse allerdings nicht davon ab, den Bärlauch, den sie gesammelt hat, zum Einsatz zu bringen – allerdings nicht an sich selbst … Während Jasse mit ihrem Gewissen kämpft, breitet sich der Bärlauch-Befall immer weiter aus, dominiert die internationalen Medien, befeuert neue Verschwörungstheorien.

Viennese Weed ist Ausweg, Waffe und Droge zugleich. Bedeutet aber auch: eine Wahl haben, selbstbestimmt leben und sterben dürfen
Gudrun Lerchbaum blickt mit viel Einfühlungsvermögen in die Gedankenwelt von Menschen, die unheilbar krank, von denen, die voller Verzweiflung sind, einen Ausweg suchen. Sie kratzt an einem Tabu, bringt den sonst oft verdrängten Tod in die Mitte der Gesellschaft und stellt unangenehme Fragen: Gehört zu einem selbstbestimmten Leben nicht auch ein selbstbestimmtes Sterben? Was passiert mit uns, wenn es plötzlich eine friedliche, einfache Möglichkeit dazu gibt? Und was tun wir, wenn die Menschen, die wir am meisten lieben, sich dazu entschlossen haben? Sie zeigt, wie die Nähe des Todes das Menschlichste in uns hervorbringt – und dass stark sein nicht immer bedeuten muss, das Unerträgliche zu ertragen.

Kriminetz-Rezensionen

Giftiges Glück

Giftiges Glück, fürwahr … Wien im Frühling, Bärlauchsaison – und alle Welt zieht aus, um dieses für Speisen jeglicher Art unerlässliche Kraut zu pflücken – Stoßseufzer einer Romanperson: Bald wirds auch Bärlauchschokolade geben!

Aber so weit kommt es nicht, denn der Bärlauch der Saison hat es in sich. Oder auf sich. Ein neuer Pilz breitet sich auf den Bärlauchblättern aus, und wer den zu sich nimmt, erlebt ein ungeheures Glücksgefühl und fällt dann tot um.

Der erste Bärlauchmord im Buch geschieht eher aus Versehen, in den Pizzabelag gemischte Bärlauchblätter fällen eine ungeheuer unsympathische Fernsehmoderatorin, die Polizei muss trotzdem ermitteln. In Verdacht gerät Kiki Bach, uns bereits bekannt aus Gudrun Lerchbaums vorigem Krimi, »Wo Rauch ist« (den man aber nicht kennen muss, um diesen hier zu verstehen). Motiv hätte sie, Gelegenheit auch, und ist sie nicht gerade erst beim Bärlauchsanmmeln unangenehm aufgefallen? Kommissar Holzer, zu dem Kiki sich seltsam hingezogen fühlt, glaubt es nicht, muss aber seine Pflicht tun und sie erst mal festnehmen.

Kiki bleibt aber nicht lange in U-Haft, sie wird mit dem hinreißenden Kommentar einer Wärterin entlassen: »Gibt jetzt Castings für Kapitalverbrechen. Bissel ein Botox und sie nehmen dich beim nächsten Mal. Und mach was mit deinen Haaren.«

Doch bloß, weil Kiki es nachweislich nicht war, ist der Mord ja noch nicht aufgeklärt … und nebenbei passiert noch allerlei, Selbstmordpartys, auf denen Bärlauchschnittchen serviert werden, Erpressungen in der Gastronomie, und die Entdeckung: Wenn man den Pilz nicht isst, sondern einatmet, wird man auch glücklich, stirbt aber nicht. Jemand könnte also viel Geld mit diesem Pilz machen – bleibt die Frage, ist der eine natürliche Entwicklung, ist er in einem Labor entwickelt worden, und wie ist er in die Wiener Natur geraten? Das alles erfahren wir am Ende dieses fulminanten, spannenden und witzigen Kriminalromans, dessen unübersehbare Parallelen zu aktuellen Geschehnissen und Diskussionen die Lesefreude nicht im Geringsten hemmen können!

Eigentlich ist es nur Bärlauch …

Wien steht Kopf, denn ein rätselhafter Pilz hat den in Mengen sprießenden Bärlauch zur giftigen Pflanze gemacht. Für manch einen Wiener oder einer Wienerin die Gelegenheit, mit einem Lächeln und einem Glücksgefühl das triste Leben für immer hinter sich zu lassen, aber auch unliebsame Personen zu eliminieren. Die Todesrate schießt nach oben und alle ins Leben gerufenen Vorsichtsmaßnahmen werden missachtet. Eine Rebellion gegen eine indoktrinierte Herrschaftsform? Oder ist der Todeswunsch in unserer heutigen Gesellschaft wirklich so groß?

Mit »Das giftige Glück« hat die österreichische Autorin Gudrun Lerchbaum einen für mich überraschend tiefgründigen Roman veröffentlicht. In der Erwartung eines Kriminalromans bin ich in das Buch gestartet und war nach kurzer Zeit von den gesellschaftskritischen Seitenhieben überrascht.

Grob gesehen gibt es durchaus eine kriminalistische Grundgeschichte, aber der Sinn des Buches geht aus meiner Sicht sehr viel tiefer. Gerade nach dem gesellschaftlichen Schock einer Coronakrise mit all ihren vorher für unmöglich gehaltenen Auflagen scheint sich die Gesellschaft doch deutlich verändert zu haben. Entstand in der Zeit der Entfremdung ein größerer Todeswunsch? Zudem wird noch das brisante Thema des selbstbestimmten Todes aufgegriffen, welcher dank des neuen »Glücklichen Gifts« so verlockend erscheint. Gudrun Lerchbaum verbindet diese vielen Themen zu einer etwas skurrilen, aber zum Nachdenken anregende Geschichte, die mich auch nach Beendigung des Buches zunächst nicht losgelassen hat.

Insgesamt ist »Das giftige Glück« ein aus meiner Sicht gelungener Roman, in dem der aktuellen Gesellschaft nach der bisherigen pandemischen Zeit ein Spiegel vorgehalten wird. Interessanterweise stand das Grundgerüst des Buches bereits vor Ausbruch der Corona-Krise und wurde im Nachgang lediglich überarbeitet. Ein fesselndes Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.