Cover von: Harz

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Harz

Thriller
Buch
Taschenbuch, 304 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3442715539

ISBN-13: 

9783442715534

Auflage: 

1 (08.07.2019)

Preis: 

10,00 € (bei Erscheinen)
Amazon-Bestseller-Rang: 155.031
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3442715539

Beschreibung: 

Liv ist seit dem sechsten Lebensjahr tot, ertrunken in der Brandung. Das zumindest lässt ihr Vater Jens die Behörden glauben. Jens ist ein krankhafter Sammler, getrieben von der Angst, seine einzige Tochter zu verlieren. Und so lebt Liv in der Einsamkeit eines Containers hinter dem Hof, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen und in Harz konservierten Tieren - ein sorgsam von der Außenwelt abgeschirmtes Leben, ein Leben in der Falle. Meisterhaft erzählt Ane Riel von einer scheinbar verkehrten Welt, in der aus Liebe Obsession wird und aus dem Wunsch nach Sicherheit tödliche Gefahr.

Kriminetz-Rezensionen

Messi und Fressi

Die 6-jährige Liv lebt zusammen mit ihren Eltern auf einem abgelegenen Teil einer Insel, der Kopf genannt wird. Sie wird von ihren Eltern unterrichtet, allerdings lernt sie außer Lesen und Schreiben Dinge wie Diebstahl, Jagd und auch Mord. Als ihr Vater seine Mutter tötet, die Liv in einer Schule anmelden will, wird sie von ihrem Vater als tot gemeldet und muss sich fortan verstecken.

Das Cover des Buches und auch der Klappentext haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Das Cover ist zwar nicht außergewöhnlich, passt aber perfekt zum Buch und ist auch sehr gut gemacht.

Das Buch wurde mit den 4 wichtigsten skandinavischen Krimi-/Thrillerpreisen ausgezeichnet. Dies kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Die Spannung ist relativ niedrig gehalten, immer wieder gibt es sehr langweilige Passagen und einen Überraschungsfaktor gibt es sowieso nicht – es wird ja auch kein Täter gesucht. Es handelt sich weniger um einen Thriller (oder Krimi) wie es am Cover angepriesen wird, sondern um eine Mischung aus Psychogramm und Familientragödie. Die Charaktere wurden meiner Meinung nach sehr überspitzt bzw. übertrieben dargestellt und trotzdem fehlte ihnen etwas die Tiefe.

Da ist zu einem Jens – der Vater von Liv – der vom liebenswürdigen, hübschen Tischler immer mehr zum Messi wird und damit nicht nur das Haus, sondern den ganzen Grund zumüllt und dies alles durch Diebstahl, wie er es schon von seinem Vater »gelernt« hat.

Zum anderen ist da Maria – die Mutter von Liv – die von einer hübschen, eher energischen Frau plötzlich zu einer fetten Person verkommt, die ihr Bett nicht mehr verlassen kann und auch nicht mehr sprechen kann.

Und schließlich eben dann Liv, die nicht nur die Diebstähle durchführt, sondern auch ihren toten Zwillingsbruder sieht und mit ihm redet und alles hinnimmt, wie es kommt, obwohl sie eigentlich ganz anders wirkt – energisch und reif für ihr Alter.

Zusätzlich gibt es dann noch Jens Bruder und seine Eltern. Jens Mutter ist ebenso außergewöhnlich, denn zuerst ist sie falsch und gemein, sodass sie einen Sohn vom Hof vergrault und schließlich selbst den Hof verlassen muss und man ihr sogar die Tötung ihres Enkels glaubt. Allerdings war sie vorher eigentlich relativ nett und genauso kehrt sie auch später zurück. Sie will plötzlich allen – vor allem Liv – helfen, bis sie von Jens ermordet wird.

Auch insgesamt war der Schreibstil nicht meins. Immer wieder gibt es endlose Aufzählungen der gesammelten Dinge von Jens, die ohne Komma und mit sehr vielen »und« nicht nur irrelevant, sondern auch langweilig waren.

Insgesamt war das Buch für mich nicht wirklich ein Vergnügen. Schade, denn aus dem Thema hätte man mehr herausholen können, indem man Spannung erzeugt hätte und so einen Thriller daraus hätte machen können.

Fazit: Psychogramm und Familientragödie ohne Spannung und daher definitiv kein Thriller oder Krimi. 2,5 von 5 Sternen.

Sehr guter Thriller

Wie weit kann man gehen, um das zu schützen, was einem das Liebste im Leben ist? Das ist die zentrale Frage in diesem Buch. Wie lange kann man es schaffen ein Lügengerüst aufrechtzuerhalten?

Jens Haarder ist mit Maria verheiratet und hat mit ihr die Zwillinge Carl und Liv bekommen. Nach dem frühen Tod von Carl und dem Druck von außen durch seine Mutter, beschließt Jens seine Tochter für tot zu erklären, damit ihnen diese nicht weggenommen werden kann.

Unter dem Buch habe ich mir etwas anderes vorgestellt, allerdings war ich angenehm überrascht. Der Erzählstil ist gut zu verstehen und das Buch flüssig zu lesen. Die Erzählung wechselt immer wieder zwischen den Hauptpersonen des Buches hin und her. Anfangs fand ich es etwas verwirrend, aber man gewöhnt sich dran. Zu Beginn springt die Geschichte etwas oft zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, was sich im Laufe aber ändert. Jedes Kapitel hat eine eigene Überschrift, wodurch man immer genau weiß, wo in der Geschichte man sich gerade befindet.

Schockierend ist aber, wozu ein Mensch fähig ist, wenn er Angst um sein Kind und seine Familie hat.

Alles in allem ein guter Thriller, bei dem allerdings noch mehr machbar gewesen wäre.

Beklemmend und verstörend

Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick und kommt seit langem nicht mehr aus dem Bett heraus, sie kann auch nicht mehr sprechen. Ihr Vater schottet sich und seine Familie völlig von der Umwelt ab. So lebt Liv ein sorgsam abgeschirmtes Leben, nur in der Begleitung ihres Vaters und ihrer Mutter sowie der vielen angesammelten Dinge in Haus und Hof sowie einiger in Harz konservierter Tiere.

Es ist eine beklemmend verkehrte Welt, die vorwiegend aus Livs Sichtweise erzählt wird, eines Kindes, das diese verkehrte Welt als völlig normal erlebt. Aber auch die Erwachsenen dieser kleinen, begrenzten Welt dürfen zu Wort kommen – und trotz leichter Zweifel der Mutter gilt diese Sichtweise für die gesamte Kleinfamilie Haarder. Dies wird so meisterhaft und konsequent beschrieben, dass diese Beklemmung mit jeder Seite, die der Leser umblättert, noch mehr spürbar wird. Aber gleichzeitig sind die Innenansichten der Protagonisten völlig nachvollziehbar. Ganz zu Recht hat die Autorin Ane Riel für dieses Buch mehrere Literaturpreise gewonnen. Am Schluss dieser Geschichte musste ich erstmal tief durchatmen, um wieder aus der Beklemmung dieses Buches aufzutauchen.

Dieses Buch als Thriller einzuordnen fällt schwer. Es ist eher das Psychogramm eines gestörten Familienverbundes und mit diesem Etikett wird jeder Leser genau das erhalten, was er sich von dieser Geschichte erwartet. Für dieses Buch vergebe ich sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle es unbedingt weiter.

skurril & anders

3 von 5 Sternen

Erstmal vorneweg gesagt, das Buch hat definitiv seinen Reiz, konnte mich aber leider nicht ganz so überzeugen.

Die Familie von Liv ist ganz anders. Ihre Eltern wollen sie nicht in die Schule gehen lassen, weil sie Angst haben, dass Liv ihnen dann weggenommen wird. Stattdessen inszenieren sie einen Bootsunfall und erklären Liv für tot. Danach darf Liv nur noch im Container leben und dort auch nicht wirklich raus, weil sie nicht gesehen werden darf. Ihr Vater stellt Fallen auf, die die Familie rechtzeitig warnen sollen, wenn sich andere Personen sich dem Hof nähern, damit sich Liv rechtzeitig wieder im Container verstecken kann. Ihr Vater Jens Haarder ist ein Messie oder wie Liv es nennt ein »Sammler« und hat seine Mutter getötet, weil sie scheinbar etwas Falsches gesagt hat. Wird er alles verdeckt halten können oder kommt doch etwas ans Licht?

Zugegeben, anfangs habe ich das Thema dieses Buches nicht verstanden. Erst zum Ende wurde mir klar, dass es um die Angst geht, sein Kind zu verlieren. Außerdem wird in diesem Buch auch das Messie-Syndrom thematisiert und was die Gefahren dabei sind. Teilweise fand ich es echt gruselig zu lesen, allein schon wie sich der Vater Jens Haarder so verhalten hat.

Das Buch hat wirklich seinen Reiz, doch leider ist es für mich nicht wirklich ein Thriller. Dazu fehlte mir die Spannung und ich muss zugeben, dass ich mich teilweise gelangweilt habe. Die Geschichte kam überhaupt nicht richtig in Gang und es hat mir dieser Spannungskick gefehlt. Es liegt wahrscheinlich an dem Schreibstil, dass sehr viel immer wieder wiederholt wird, nur eben aus einer anderen Personenperspektive. Das einzig Gute daran war, dass man so einen noch besseren Eindruck von den Charakteren bekommen hat, was ich interessant fand.

Mein Fazit ist also, dass mich das Buch leider nicht überzeugen konnte. Für mich ist es mehr eine Familientragödie statt ein Thriller.