Kottenforst
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Im friedlichen Bonner Stadtteil Röttgen geschieht das Unvorstellbare: Auf der Premiere der Krimikomödie, für die Theaterchefin Pilar mit ihrer Gruppe lange geprobt hat, wird eine Zuschauerin ermordet. Pilar bekommt zu spüren, dass man ihr die Schuld zuschiebt, den Mord ermöglicht zu haben. Sie bemüht sich um Klärung, doch der Fall wird zusehends vertrackter. Es scheint mehrere Täter zu geben, und einer hat Pilar im Visier. Gemeinsam mit ihrem alten Freund Freddy stößt sie auf Indizien, unterschätzt aber die Gefahr ...
Bravo! Bravissimo! Zugabe!
In Kottenforst, dem neuen Krimi von Alexa Thiesmeyer, ist der Leser wieder von Anfang an von der dichten Atmosphäre des Buchs gefesselt. Er lebt und leidet mit der Hauptperson Pilar in der früheren deutschen Hauptstadt Bonn. Die Schauplätze und Stadtteile Ückesdorf und Röttgen zeichnen sich aus durch ihre Nähe zum historischen Waldgelände Kottenforst mit seinen Reit- und Wanderwegen, teure Grundstücke und schmucke Häuser. Und hier blüht das Böse. Im Dunkel und hinter den Gardinen, von denen Protagonistin Pilar so gar nichts wissen will.
Nicht nur dadurch unterscheidet sie sich von den Nachbarn: Sie ist viel draußen unterwegs, liebt und beherbergt Hunde, Katzen, Pferde und engagiert sich mit ihrer Theatergruppe für die Jugend. Aber Applaus und Anerkennung fallen diesmal aus. Unmittelbar vor Pilars Premiere hat der Tod seinen Auftritt. Pilar selbst gerät in Mordverdacht, kämpft aber mutig, manchmal auch naiv, sich selbst gefährdend gegen das unbekannte Böse an.
Alexa Thiesmeyer schildert gekonnt, wie mit der Verdächtigung Pilars lang gehegte Eifersucht und Neid der NachbarInnen aus den schönen Häusern drängen. Pilar wird geächtet, gemieden, beschimpft. Nur wenige treue Seelen halten zu ihr, darunter bezeichnender Weise etliche die rheinischen Dialekt sprechen, also Urbonner sind und keine Zugereisten. Und natürlich ihre liebeswert chaotische Familie. Nicht zu vergessen ihr alter Kumpel Freddy, ein abgehalfterter Privatdetektiv.
Auch als Leser möchte man manchmal schreien vor so viel Bösartigkeit, man möchte Pilar zu Hilfe eilen… das Buch lässt sich gar nicht mehr weglegen.
Kottenforst wird vom Verlag als Bonn Krimi vertrieben. Alexa Thiesmeyer gelingt es mit psychologischem Einfühlungsvermögen, Teile der einstigen Hauptstadt als reinste Provinz zu entlarven. Sie bezieht den Leser ein in eine Idylle, wo man einander beobachtet, verurteilt, moralisiert, wo hinter Designervorhägen Klatsch, Tratsch, Vorurteile zum Vorschein kommen, wo die Jugend sich fremd fühlt und zur Flasche greift, wo der Überweg von Ückesdorf nach Röttgen die „Hölle“ genannt wird. Was ist authentisch, was ist Fiktion? Nicht nur der Mordfall an sich macht den Krimi spannend, sondern auch die Fragen nach unserem Gemeinschaftsgefühl : Wer ist der Mensch von nebenan?
Bravo! Bravissimo! Zugabe! Alexa Thiesmeyer sollte unbedingt am Ball bleiben und den Leser weiterhin mit ihrem spannenden Mix aus Millieu und Mord beglücken.