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Der Tod des Blumenmädchens

Die Kriminalistinnen. Erster Fall. Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 320 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3740816848

ISBN-13: 

9783740816841

Erscheinungsdatum: 

20.04.2023

Preis: 

14,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 369.700
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3740816848

Beschreibung von Bücher.de: 

Ein facettenreicher zeitgeschichtlicher Kriminalroman …

… und das mitreißende Porträt einer jungen Frau in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs.

Düsseldorf, 1969: Erstmals werden Frauen zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet – ein Novum in der deutschen Geschichte, das Widerstände in der Behörde und der Bevölkerung hervorruft. Die 22-jährige Lucia Specht lässt sich davon nicht abhalten. Sie ist fasziniert vom Beruf der Kriminalistin und fest entschlossen, der Enge ihrer Heimatstadt im Ruhrgebiet zu entkommen.

Als ein junges Hippiemädchen brutal ermordet wird, ermittelt Lucia unter Mithilfe ihrer Kolleginnen – und beweist, dass sie das Zeug zur Kriminalistin hat.

Kriminetz-Rezensionen

Ein Krimi aus der Flower Power Zeit

Den Auftakt macht eine Stern-Reportage über sechs junge Frauen. Sie haben bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, kommen jetzt als Quereinsteiger zur Polizei, um hier eine Ausbildung zu Kriminalistinnen zu absolvieren. Unter ihnen befindet sich auch die 22jährige Lucia Specht. Sie erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Ihr erster Fall betrifft den Tod bzw. Mord an der Studentin Lena Malberg. Hier kann sie ihre ersten Erfahrungen sammeln, wobei ein Teil ihrer Energie muß sie darauf verwenden, den Vorurteilen der männlichen Kollegen gegenüber zu treten.

Ich kenne die beiden früheren Krimis des Autors zu Otto Hagedorn nicht, dies war aber kein Problem, denn er findet nur nebenbei Erwähnung. Interessant fand ich den Einstieg mit dem Stern-Bericht, bei dem die jungen Damen Perücken aufsetzen mußten, um ihr Aussehen zu verfremden. Dann ging es für mich lange Zeit nicht um den eigentlichen Fall, der gelöst werden mußte, sondern rein um die Äußerlichkeiten der jungen Damen. Da der Autor selbst noch jung ist, hat er für mich hier gut recherchiert was die Authentizität bezüglich des Feelings während der Hippiezeit, der Musik und der Kleidung anging. Aber das hat für mich etwas zuviel Platz in der ersten Hälfte des Buches eingenommen, das Krimigeschehen bleibt noch im Hintergrund. Er beschreibt sehr gelungen, was die Stellung der Frauen, der Vorurteile, dem Machogehabe der Kollegen bzw. des Chefs, damit verbunden auch der Demütigungen (z.B. das Ausleeren der Handtasche vor den Augen des Chefs), Rauchen, Telefonieren in Telefonzellen etc. betrifft. Manche Vorkommnisse und Details sind in der heutigen Zeit undenkbar – Gott sei Dank! Gut gefallen hat mir das Netzwerk, das sich die jungen Damen geschaffen haben, sowie ihr Zusammenhalt, und zwar sowohl beruflich als auch in der Folge privat. Ebenfalls positiv fand ich, daß es unter den jungen, selbstbewußten Damen zu keinem Zickenkrieg kam. Auch den Grund für die Berufswahl – Kein Verbrechen soll ungestraft bleiben und kein Verbrecher ungeschoren davonkommen, fand ich sehr gut. Lucia hat für meine Begriffe etwas zuviel eigenmächtig ermittelt. Der Fall selbst wurde in der zweiten Hälfte für mich spannend, das Tempo zog an und der Schluß läßt auf weitere Bände schließen. Das Cover fand ich passend gewählt.

Flowerpower und Behördenmief - Spannender Auftakt einer neuen Krimiserie um die ersten Frauen bei der Düsseldorfer Kriminalpolizei

"Wenn du es bei der Polizei zu etwas bringen willst, musst du die Spielchen beherrschen und mitspielen. Das ist kein Kindergarten, das ist Hierarchie mit Hauen und Stechen. Und für euch Frauen wird es nicht einfacher werden." (S. 307)

Düsseldorf 1969; Lucia Specht gehört zu der Handvoll Frauen, die erstmalig die Möglichkeit erhalten, als Quereinsteigerinnen in den gehobenen Polizeidienst einzusteigen. Die jungen Frauen treffen dabei auf die miefige Behördenatmosphäre der damaligen Zeit. Kaffee und Zigaretten, Hierarchie und der eine oder andere alte Nazi, Intrigen und Seilschaften - eine Männerwelt par excellence. Doch Lucia und ihre Kolleginnen sind mutig, eigenwillig und stark, und bereit neue Wege zu gehen.

Meine anfängliche Skepsis, ob es einem männlichen Autor gelingen kann, einen Krimi aus der Sicht einer Frau zu schreiben, hat sich schnell in das Gegenteil verwandelt. Berg gelingt es ganz vorzüglich, die Situation und das Empfinden der Frauen in der damaligen Zeit darzustellen. Chapeau! Emanzipation und Feminismus waren noch nicht sehr weit fortgeschritten, die rechtliche Situation gerade der verheirateten Frauen war katastrophal. Man kann gar nicht oft genug daran erinnern, dass die heutigen Freiheiten nicht vom Himmel gefallen sind, sondern hart erkämpft werden mussten. Das Recht auf Berufstätigkeit und freie Berufswahl, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Lucia und ihre Kolleginnen sind - manchmal schmerzhaft - mit diesen Herausforderungen konfrontiert.

Mathias Berg beschreibt die damalige Zeit sehr atmosphärisch und detailreich. Ich fühlte mich beim Lesen in meine Kindheit zurückversetzt. Berg trifft es auf den Punkt, die Zeit so zu beschreiben, wie sie war: Kneipen und Clubs, Hippiefeten, Sex & Drugs & die Musik von Mendocino bis Aquarius, damalige Inn-Getränke und Rauchgewohnheiten (über zwei kleine Fehlerchen bei der damaligen Technik konnte ich ohne Probleme hinwegsehen). Einfach super!

Als Auftakt einer neuen Serie nimmt auch das Privatleben von Lucia und ihren Kolleginnen einen breiten Raum ein. Das stört mich überhaupt nicht, denn gerade dadurch wird die Zeit plastisch und lebendig. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung!

1969 - erstmals Frauen im Polizeidienst

„Die Kriminalistinnen – Der Tod des Blumenmädchens“ von Mathias Berg beinhaltet nicht nur einen spannenden Kriminalfall, sondern thematisiert insbesondere das Frauenbild Ende der 60er Jahre.

Klappentext:
Düsseldorf, 1969: Erstmals werden Frauen zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet – ein Novum, das Widerstände in der Behörde und der Bevölkerung hervorruft. Die zweiundzwanzigjährige Lucia Specht lässt sich davon nicht abhalten. Sie ist fasziniert vom Beruf der Kriminalistin und fest entschlossen, der Enge ihrer Heimatstadt zu entkommen. Als ein junges Hippiemädchen brutal ermordet wird, nimmt sich Lucia unter Mithilfe ihrer Kolleginnen des Falls an – und beweist, dass sie das Zeug zur Ermittlerin hat.

Ich kannte bereits Mathias Bergs Krimis „Preis der Rache“ und „Lohn des Verrats“ und freute mich, Otto Hagedorn, dem Ermittler aus diesen Bänden, wieder zu begegnen. Dennoch ist dieses Buch keine Fortsetzung, sondern offensichtlich der Start einer neuen Reihe rund um sechs Frauen, die sich im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten müssen. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ im Jahr 1969 gab es tatsächlich.

Das Buch erschien 2023. Bereits das Cover stimmt durch Motiv und Farbgebung auf die sogenannte Flower-Power-Zeit ein. Das Buch gliedert sich in drei Teile, innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind. Der Handlungszeitraum umfasst zwei Wochen im August des Jahres 1969.

Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Sehr bildhaft wurde ich in meine Teenagerzeit zurückversetzt. Ende 1969 war ich 16, zwar kein Hippiemädchen und manches, das hier geschildert wird, habe ich nie selbst erlebt, wie Hippie-Partys oder verrauchte Bars oder Beisln, aber das bürgerliche Umfeld ist mir noch lebhaft vor Augen: Telefonzellen, Telefone mit Wählscheibe, diktierte Texte zu stenografieren, die Schlagermelodien, Buchtitel, Marken wie Tosca, Pitralon oder Sinalco, VW-Käfer, natürlich die Mode, aber auch die Ermordung von Sharon Tate ist mir erinnerlich, u.v.a.m. Der Autor zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis hin zu den riskanten verbotenen Abtreibungen. Deutlich spürt man, wie Frauen behandelt wurden, als Me-Too und Political Correctness noch nicht erfunden waren.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, eine dieser jungen Frauen, die sich zur Kriminalbeamtin ausbilden lassen. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus ihrer Perspektive geschildert. Man ist einerseits mitten drinnen in den Ermittlungen, in den offiziellen ebenso wie in Lucias eigenmächtigen Aktionen, blickt andererseits aber auch in ihre Seele, lernt ihr privates Umfeld kennen, ihre Vergangenheit, ihre Motivation für die Berufswahl. Sie zeigt ihre verletzliche Seite ebenso wie ihren Durchsetzungswillen und ihre Zielstrebigkeit. Die Charakterisierung ihrer Person ist am ausführlichsten, doch auch ihre Kollegenschaft u.a. Nebenfiguren zeichnen sich durch markante Eigenschaften und Verschiedenartigkeit aus, wirken lebendig, mehr oder weniger sympathisch und sind gut vorstellbar beschrieben. Die Milieuschilderungen spannen sich vom Spießbürgerlichen bis zur lockeren Hippie-Party, inklusive einer Prise Erotik.

Die Handlung ist gut aufgebaut. Nachdem man im ersten Teil in die Atmosphäre dieser Zeit eingeführt wird und die handelnden Personen kennenlernt, steigert sich die Spannung ab Teil 2 zusehends, durch gefährliche Momente, Action und dramatische Ereignisse, bis sich letztlich, nach einigen irreführenden Fährten, der Fall schlüssig löst. Das Ende, der Aufbruch zum nächsten Fall, macht bereits neugierig auf die Fortsetzung.

Mir hat das Buch in seiner Gesamtheit ausnehmend gut gefallen, eine gut dosierte Mixtur aus Kriminalfall und Zeitbild. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Starke Frauen in den späten 60ern

Die junge Lucia Specht hat in den späten 60er Jahren einen außergewöhnlichen Berufswunsch, sie möchte gerne bei der Polizei als Kriminalistin ausgebildet werden. Der Vorstoß in die Männerdomäne bedeutete in der damaligen Zeit, einen schweren Kampf gegen Vorurteile und einem gesellschaftlichen Frauenbild zu leisten. Lucia erhält eine scheinbar große Chance ihr Talent unter Beweis zu stellen, indem sie in die Ermittlungen um einen Mord an ein Hippiemädchen involviert wird. Schnell ahnt sie, dass ihr Vorgesetzter dies nutzen möchte, sie wieder los zu werden, aber sie stellt sich der schweren Aufgabe und beweist, dass auch sie als Frau das Zeug zu einer guten Ermittlerin hat...

Der Autor Mathias Berg hat mich mit seinen Kriminalromanen "Der Preis der Rache" und "Der Lohn des Verrats" bereits überzeugen können, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in sein neues Werk eingestiegen bin. Er erzählt die Geschichte in einem bildreichen und flüssig zu lesenden Schreibstil, der mir die Geschehnisse der damaligen Zeit authentisch vor Augen führt. Der Spannungsbogen wird mit dem Mord an dem "Hippiemädchen" gut aufgebaut und über die ereignisreichen Ermittlungsarbeiten, sowie der sehr gut geschilderten Zeit der Flower-Power-Bewegung auf einem aus meiner Sicht sehr hohen Niveau gehalten. Es sorgt somit nicht nur die Auflösung des Kriminalfalls für eine angenehme Spannung, sondern auch der persönliche Einsatz der interessant gezeichneten Hauptprotagonistin, ihren Traum wahr zu machen und für das Gute einzustehen. Die historischen Hintergrundinformationen wirken sehr gut recherchiert und verleihen der Geschichte einen charmanten Rahmen. Das Rätsel um den Tod der jungen Frau bleibt bis zum Finale erhalten, um dort mit einer gut nachvollziehbaren und überzeugenden Auflösung entschlüsselt zu werden.

"Der Tod des Blumenmädchens" ist ein aus meiner Sicht voll überzeugender Kriminalroman, der mich mit einer mitreißenden Geschichte im historischen Mantel voll und ganz begeistern konnte. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es folgerichtig mit den vollen fünf von fünf Sternen.