Cover von: Küstendorf
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Küstendorf

Der vierte Fall für Kommissarin Friederike von Menkendorf. Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 313 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3839203686

ISBN-13: 

9783839203682

Auflage: 

1 (08.03.2023)

Preis: 

15,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 756.566
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3839203686

Beschreibung von Bücher.de: 

Ein idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann liegt in Trümmern, der verhasste Bewohner kam ums Leben. Er lebte zurückgezogen mit Dutzenden Hunden und bedrohte Nachbarn mit gezogener Waffe.

Als kurz zuvor zwei Kinder verschwunden und dann bei Waldmann wieder aufgetaucht waren, hatten sich die bislang verstrittenen Dorfbewohner zusammengeschlossen. War sein Tod Selbstjustiz oder ging es um alte Feindschaften? Friederike von Menkendorf ermittelt.

Kriminetz-Rezensionen

Mord im Moor

Augusta Rothermund lebt mit ihrer Tochter auf einem Hof in Finstermoor. Was jedoch zunächst idyllisch klingt, ist für Augusta eine schwere Umstellung gewesen. Nur ihrer Tochter zuliebe, ist sie auf den Vorschlag ihres Mannes eingegangen und von Cuxhaven nach Finstermoor umgezogen. Jetzt ist ihr Mann weg und Augusta muss sich nicht nur durchs Leben schlagen, sondern zudem noch den Hof in Stand halten und die Tiere, die ihr Mann angeschleppt hatte, versorgen.
Augusta ist am Ende ihrer Kräfte. Als Zugezogene ist der Anschluss an die Dorfgemeinschaft alles andere als leicht, so dass von dieser Seite ebenfalls keine Hilfe zu erwarten ist. Einzig ihre Freundin Margo Valeska greift ihr für einige Zeit unter die Arme.
Doch genau in dieser Zeit geschieht etwas Schreckliches. Augustas Tochter Sophie verschwindet plötzlich, das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann fliegt in die Luft und Augusta wird deswegen verhaftet.
Kann Margo ihrer Freundin zusammen mit der Kommissarin Friederike von Menkendorf helfen und den Fall aufklären?

Bei dem Buch handelt es sich um den vierten Teil mit der Kommissarin Frederike von Menkendorf. Ich kenne die Vorgängerbände nicht, kam mit dem aktuellen Fall aber problemlos zurecht. Der Fall ist in sich abgeschlossen und auch räumlich von Cuxhaven getrennt. In dem kleinen Ort Finstermoor steht vor allem Augusta mit ihrer Tochter und deren Leben im Vordergrund.

Der Klappentext ist etwas weit vorgegriffen. Ehe es zu der angesprochenen Explosion kommt, hat man zunächst genügend Zeit, sich ein Bild von Augusta und ihrer Lebenssituation zu machen. Auch Sophie und den Reichsbürger Holger Waldmann lernt man besser kennen. Bis dahin geht die Geschichte flüssig und mehr ruhig voran, ohne langatmig zu sein. Frederike von Menkendorf wird auf den Plan gerufen, nachdem Sophie verschwunden ist. Doch Frederike schien mir nicht recht bei der Sache zu sein, ein alter, vorangegangener Fall beschäftigt sie sehr. Auch hier war Vorwissen nicht nötig, denn ich habe recht viel über jenen Fall erfahren, um verstehen zu können, weshalb dieser Friederike immer noch so umtreibt.

Der Schreibstil ist flüssig, kurze Kapitel locken zum Weiterlesen. Nach der Explosion zieht das Tempo deutlich an und die Geschichte nimmt mehr Fahrt auf. An sich ist der Fall gut konstruiert und spricht viele aktuelle Themen an, nicht zuletzt im Bereich Gewalt gegen Kinder, Mobbing, Vorverurteilung, Ausgrenzung, Toleranz und noch einiges mehr.

Allerdings wurde im Buch, welches zu meiner Freude, einen hohen Lokalkolorit hat, ein Vergnügungspark erwähnt. Dieser ist mir persönlich bekannt, jedoch erkannte ich ihn nicht mehr wieder. Attraktionen wurden durcheinander gewürfelt. Das Delphinarium, welches bereits 2008 geschlossen wurde, existierte im Buch noch an einer Stelle, an der bereits seit 2011 ein Dive Coaster seine Runden dreht. Auch beim erwähnten Wing Coaster stimmen einige Fakten nicht. Das trübte dann doch etwas das Lesevergnügen.

Fazit:
Ein lokaler Kriminalfall, bei dem die ermittelnde Kommissarin nicht alleine im Vordergrund steht, sondern Platz für andere Protagonisten lässt.

Eine verschworene Gemeinschaft

Augusta zieht mit ihrer kompletten Familie nach Finstermoor und wohnen in einem alten Bauernhof, haben aber nur wenig Anschluss an die verschworene Dorfgemeinschaft. Als ihr Mann wegen einer anderen Frau aus ihrem Leben verschwindet, bricht die Welt für Augusta zusammen und Tiere, Pflegekinder und ihre eigene Tochter wachsen ihr über den Kopf. Sie fragt ihre Freundin Margo, ob sie ihr auf dem Hof helfen kann. In Finstermoor lebt ein Mann, mit seinen Hunden, der ebenfalls Außenseiter, aber auch zur Reichsbürgerszene gezählt wird. Als eines Tages Sophie und Michelle verschwinden, kommt es zu einer Hetze gegen diesen Mann. Die Polizei wird gerufen und die Mädchen in dem Haus gefunden, in dem der Mann lebt. Der Mob möchte den Mann am liebsten lynchen und die Polizei ermittelt. Rike von Menkendorf, die aus der Region stammt hat sich schnell festgelegt, doch ein paar Tage später erschüttert ein lauter Knall Finstermoor. Das Haus des Außenseiters ist in die Luft geflogen und der Mann wird tot in den Trümmern gefunden. Nun wird es Ernst für die Kripo Cuxhaven, sie muss den Täter schnell finden.
„Küstendorf“ von Susanne Ziegert, ist ein Krimi, der sich im ländlichen Raum abspielt, wo es in Dörfern schon mal dazu kommt, dass sich die Gemeinschaft gegen jeden Neuen stellt und ihn abstempelt und isoliert. Es können aber auch familiäre Bande eine Rolle spielen, die zu Verstimmungen im Dorf führen. Die Beschreibungen von Augusta und deren Mitbewohner passt nicht in dieses Bild hinein und das lässt man sie auch spüren. Sophie, ihre Tochter, hat die Besonderheiten, die viele Kinder in der Pubertät aufweisen und dann auch noch in einer nicht intakten Familie, mit Pflegekindern, ohne Vater. Margo, die zur Hilfe kommt hat ein wenig Abstand und das tut der Wohngemeinschaft gut, Der Ortsvorsteher Henning spielt ein nicht leicht zu durchschauendes Spiel, aber benutzt auch Menschen für seine Zwecke und das ist auch nicht ungewöhnlich. Holger, der andere Außenseiter benimmt sich auch wie einer, in dem er alle aus seinem Leben ausschließt und das auch noch in Verbindung mit Waffen. Das sich ausgerechnet hier die Mädchen wohl fühlen, ist der Dorfgemeinschaft suspekt, aber für mich absolut nachzuvollziehen. Die Mädchen wollen helfen, da Holger sehr viele Hunde hat, die alle krank sind. Die Dorfgemeinschaft, die zum gewaltbereiten Mob wird, ist total nachzuvollziehen, aber nicht zu verstehen. Dann ist da noch Rieke von Menkendorf, deren Familie aus der Region stammt und die aus Hamburg nach Cuxhaven kommt, um dem Druck auf sie zu entgehen. Doch auch mit ihrer Familie und hier mit ihrer Schwester hat sie kein gutes Verhältnis. Deshalb ist vielleicht auch ihr Blick auf den Fall zuerst sehr indifferent. Spannend ist der Fall auf jeden Fall, wobei diese aus dem verborgenen Motiv herrührt. Der Spannungsbogen wird gut bis zum Ende entwickelt.
Mir gefällt der Krimi sehr gut, weil er die Verwicklungen in einer Dorfgemeinschaft zeigen, die für mich sehr authentisch sind. Ich mag diese Verwicklungen und habe mich sehr gut unterhalten.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben

„Küstendorf“ von Susanne Ziegert ist ein spannender Nordsee-Krimi, bereits der 4. Band, in dem Friederike von Menkendorf ermittelt.

Klappentext:
Ein idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann liegt in Trümmern, der verhasste Bewohner kam ums Leben. Er lebte zurückgezogen mit Dutzenden Hunden und bedrohte Nachbarn mit gezogener Waffe. Als kurz zuvor zwei Kinder verschwunden und dann bei Waldmann wieder aufgetaucht waren, hatten sich die bislang verstrittenen Dorfbewohner zusammengeschlossen. War sein Tod Selbstjustiz oder ging es um alte Feindschaften?

Das Cover fällt in seiner Buntheit gut auf und zeigt einen für die Gegend typischen Backsteinhof, sodass man sich ausgezeichnet vorstellen kann, wie das Gebäude in etwa aussieht, in dem einige der Protogonisten wohnen. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Das Buch erschien 2023 und ist bereits der vierte Band dieser Reihe, ist jedoch auch für Quereinsteiger problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar. Dennoch wurde mein Interesse an den Vorgängerbänden und dem Werdegang der Ermittlerin geweckt.

Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Eindrucksvoll wird die düstere Moorlandschaft beschrieben, die im Dorf herrschende Stimmung, dieser besondere Menschenschlag dort, wenig offen für Neues, für Fremdes. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben.

Die Spannung baut sich relativ schnell auf und steigert sich im Laufe der Ereignisse. Zwar braucht man einige Zeit, bis man die Vielzahl der agierenden Personen überblickt, doch von Anfang an ist diese brodelnde Stimmung gut spürbar, die in diesem Dorf vorherrscht. Das fängt bei der Ablehnung und Unfreundlichkeit fremden bzw. zugezogenen Bewohnern gegenüber an, erstreckt sich bis zu handfesten Streitigkeiten mit Nachbarn und Mobbing von Außenseitern und gipfelt schließlich in Hassaktionen bis zur Selbstjustiz.

Auch die Ermittlungen werden durch die verschlossene bis feindselige Haltung der Dorfbewohner erschwert. Je intensiver Friederike von Menkendorf sich mit dem Leben des Opfers und dessen Beziehungen befasst, desto komplexer erweisen sich die Zusammenhänge und die Ursachen des Eklats, desto mehr erweitert sich der Kreis der Verdächtigen, offenbart sich der schwelende Hass und Neid, enthüllen sich lang gehütete Geheimnisse. Für Rike entwickelt sich der Fall zu einer persönlichen Herausforderung, als ihre eigene Familie mit hineingezogen wird. Immer wieder führen Spuren auch in die Irre, aber sie lässt nicht locker bis sich letztlich alles klärt.

Die Charaktere sind nicht nur äußerlich gut vorstellbar gezeichnet, sondern sie zeigen sehr markante, in die Tiefe gehende Wesenszüge – einerseits die engstirnigen, im Althergebrachten verhafteten Dorfbewohner, der von allen seit der Kindheit ins Out geschobene, tierliebende Eigenbrötler, andererseits die eigentlich das Beste wollende, aber total überforderte Auguste und die kluge, feinfühlige und überaus hilfsbereite Freundin Margo, nicht zu vergessen Rike, an sich ein schwieriger Charakter, aber eine verbissen nach Gerechtigkeit suchende Ermittlerin.

„Küstendorf“ hat mich vom Anfang bis zum Ende gepackt: Ein rätselhafter Kriminalfall, reich an bedrohlichen Situationen, in dem Themen wie Ausgrenzung, Reichsbürger und Selbstjustiz eingearbeitet sind, der in einer düster-stimmungsvoller Moorlandschaft spielt, und mit einer sympathischen Kommissarin, von der ich gerne noch weitere Fälle lesen möchte.
Ein unbedingte Leseempfehlung!