Die Kuh kennt keinen Feiertag
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Ausgerechnet an Milka Mayrs 35. Geburtstag stürzt der Kunstsachverständige Max Holl mit seinem Ultraleichtflugzeug auf Milkas elterlichem Hofgut bei Schwäbisch Hall ab. Tot. Unfall, sagt Hauptkommissar Eichert knapp. Nie und nimmer, protestiert Milka und recherchiert auf eigene Faust. So offen die Motive im privaten Umfeld scheinen, so undurchsichtig erweist sich die Kunstszene, in der sich Max beruflich bewegte. Wie gefährlich es ist, Verdächtigen zu nahe zu kommen, muss auch Milka am eigenen Leib erfahren ...
Kühe haben morgen Feiertag!
„Gehe jeder Spur nach, schau unter jeden Stein!“
In der Nähe eines Bauernhofes in Schwäbisch Hall verliert ein Pilot die Kontrolle über sein Kleinflugzeug und stürzt ab. Die fünfunddreißigjährige Milka Mayr, die auf dem elterlichen Bauernhof in der Gemeinde Bühlerzell arbeitet, ist außer sich. Bei dem Toten handelt es sich nämlich um einen guten Freund und Hofnachbarn namens Max Holl, an einen Unfall mag Milka nicht so recht glauben. Trotz aller Einwände der örtlichen Polizei mischt die aufmüpfige und rechthaberische junge Frau sich in die Ermittlungen ein, führt auf eigene Faust Recherchen durch und spricht mit potenziellen Zeugen und Bekannten des Opfers. Dass sie ihrem Freund Paul Eichert hierbei in die Quere kommt, ist wohl unvermeidlich. Denn Paul ist Kriminalhauptkommissar in der Kripo Hall und seine durchaus hohe Toleranzgrenze wird durch Milkas eigenmächtige Aktivitäten höchst strapaziert.
„Die Kuh kennt keinen Feiertag“ war in jeder Hinsicht eine absolute Überraschung für mich. Aufgrund des charmanten und äußerst anziehenden Buchcovers, des interessanten Klappentextes sowie der einnehmenden Leseprobe setzte ich bereits im Vorfeld hohe Erwartungen in dieses Buch. Der Schreibstil war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig (da ungewohnt), auf alle Fälle erwies er sich als fordernd und anregend. Da ich darüber hinaus auch der schwäbischen Dialektsprache nicht mächtig bin, stellte diese Lektüre noch viel mehr eine interessante und vor allen Dingen bereichernde Leseerfahrung für mich dar.
Die eigenwillige Protagonistin Milka, der immer wieder aufblitzende Humor (oder besser ausgedrückt: die herrliche Situationskomik!) und nicht zuletzt die geschickte Irreführung durch verschiedene ins Buch eingebrachte falsche Fährten haben mir ausnehmend gut gefallen. Die Charakterzeichnung und die Interaktionen der handelnden Figuren waren für mich überzeugend, der Fokus lag natürlich auf der Hauptfigur Milka und dem polizeilichen Ermittler Paul. Während der Kunsthistoriker Professor Lothar Ebert sich als höchst interessante Nebenfigur entpuppte, vermochte ich den Charakter sowie das Verhalten der Freundin des Opfers namens Renate Beck, des hitzköpfigen Hofnachbarn Lukas Holl, des gerissenen Kunsthändlers Martin Hausner sowie seiner Bekannten Stojan Tadic und Goran Sklenar, aber auch des handgreiflichen Angebers Thomas Feldmeier lange nicht zu durchschauen.
Bernd Gunthers ist es gelungen, mich mit dieser ausgeklügelten Geschichte permanent ans Buch zu fesseln, er führte mich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Holzweg, und bereitete mir mit seinen sprachlichen Ergüssen beachtliches Lesevergnügen. Die Einbindung zahlreicher kulinarischer Genüsse ließ darüber hinaus mein Herz höherschlagen. Die Spannung und die Neugier auf die Identität des Mörders blieben beinahe bis zur letzten Buchseite aufrechterhalten.
Fazit: „Die Kuh kennt keinen Feiertag“ war ein Krimi der etwas anderen Art, eine erfrischende Mischung aus Regionalkrimi, Wohlfühlkrimi und humorvollem Unterhaltungsroman. Dieses Buch beanspruchte meine gesamte konzentrierte Aufmerksamkeit und vermittelte mir so ganz nebenbei neue Wissensinhalte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich würde mir weitere Kriminalfälle mit der schrulligen Amateur-Ermittlerin Milka Mayr wünschen.
Kühe, Kunst und Mörder
Die Kuh kennt keinen Feiertag und im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass es für Milka keinen Feiertag gibt. Auch, wenn an ihrem Geburtstag nur das morgendliche Melken an ihr hängenbleibt und die anderen Pflichten quasi als Geschenk von den Familienmitgliedern übernommen werden.
Eine besondere Überraschung hat sich wohl ihr langjähriger Nachbar Max ausgedacht, er will sie mit einem Ultraleichtflieger besuchen, aber kurz vor dem Ziel stürzt er ab und überlebt das Unglück nicht.
Unglück – das mag Milka gar nicht glauben und mit der ihr eigenen Beharrlichkeit macht sie sich auf Spurensuche. Nicht unbedingt zur Freude ihres Freundes Paul, der der ermittelnde Beamte im Kommissariat ist und anfangs eher zur Unfalltheorie neigt. Milka bohrt tiefer und plötzlich mehren sich die Spuren und Hinweise, dass dieser Absturz gezielt herbeigeführt wurde. Eine der Spuren führt in die Kunstszene, Max hatte in diesem Sektor gearbeitet und Gutachten erstellt. Auch, wenn sie sich den Zorn von Paul Eichert zuzieht, den ihre Einmischung zunehmend nervt, lässt Milka nicht locker.
Das Hohenloher Land muss eine Gegend mit viel krimineller Energie sein, die sich glücklicherweise immer in Buchform niederschlägt. Bernd Gunthers ist nun der dritte Autor aus diesem Landstrich, dessen Krimi ich gelesen habe. Das Buch war eine Überraschung für mich. Ich mochte den Plot, der wirklich sehr fein und verzwickt ausgedacht ist und mich lange im Dunkeln ließ. Aber vor allem mochte ich Milka, nicht zart schmelzend wie der Name suggeriert, sondern klug, zupackend und energiegeladen. Sie geht mit Verve und Logik ihren Spuren nach.
Aber auch die Nebenfiguren habe ich gemocht, allen voran Professor Ebert, den ich mir auch in weiteren Büchern wünschen würde.
Die Landschaft ist ebenfalls trefflich in Szene gesetzt. Aber was mir besonders gut gefiel, war der feine Wortwitz. Immer wieder musste ich über einzelne Beschreibungen schmunzeln, z.B. ein Smartphone das mit seinem Logo Bezug auf die Streuobstwiesen nimmt. Auf diese Idee muss man erst mal kommen. Ich mag auch Dialekte sehr gern und hier haben mir die Einsprengsel ebenfalls gut gefallen. Nur manchmal – und das ist Jammern auf hohem Niveau – spürt man in einzelnen Wendungen, dass der Autor bisher nur mit Sachbüchern in Erscheinung getreten ist.
Wenn ein Buch in dieser Gegend spielt, darf auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen. Schließlich hat auch das Schwäbisch-Hällische Landschwein einen überragenden Ruf und diebbeschriebenen Leckereien runden das Buch ab.
Milka hat das Zeug zu einer guten Ermittlerin und zusammen mit ihrem KHK Paul ergibt das ein gutes Gespann und freue mich, dass bereits ein zweites Manuskript in Pipeline ist.
Milka und die Kühe ermitteln ...
Nein, die Kühe ermitteln natürlich nicht – und wenn man es genau nimmt: Auch Milka darf eigentlich nicht ermitteln, das ist der Beruf von Kommissar Paul Eichert, „dessen Fürsorglichkeit und hohe Toleranzgrenzen sie allerdings aufs Äußerste strapaziert.“ (Klappentext), indem sich Milka immer und ständig in seine Arbeit einmischt ...
Bernd Gunthers ist mit seinem Buch „Die Kuh kennt keinen Feiertag“ ein wunderbarer Krimi gelungen, der mich mit seinem feinsinnigen Humor, viel Lokalkolorit aus dem anscheinend idyllischem Hohenlohe (ich als Norddeutsche musste erst mal googeln, wo das überhaupt liegt!) überzeugen konnte. Last but not least gibt es einen Mord, viel Einblick in die Kunstszene und eine Lösung des Falles, bei dem zum Schluss alle losen Enden fein säuberlich verknüpft waren. Und natürlich das Essen: Ich habe den Eindruck, ich kenne alle regionalen Gerichte und Spezialitäten, von den Maultaschen kenne ich sogar den Spitznamen „Herrgottsbescheißerle“ und „Bubaspitzla“ sind mir jetzt auch ein Begriff!
An vielen Stellen des Buches musste ich schmunzeln, so z.B. „Zunächst war da noch ein verpacktes Smartphone eines bekannten Unternehmens aus Cupertino, das sich Milka auch wegen des Logos, das unmittelbar Bezug auf die hinter der Scheune liegende Streuobstwiese nimmt, gewünscht hatte.“ (S. 12) oder „Allerdings blieb die Antwort so vage wie die eines Bahnbediensteten zur Zugverspätung.“ (S. 52) oder die Antwort von Professor Ebert (eine meiner Lieblingsfiguren): “Das müssen Sie mir erklären, Frau Mayr. Mir fehlt eine Anlegestelle für meine Gedanken.“ (S. 161) Und ich könnte noch viele weitere zitieren, auf solche Formulierungen muss man erst mal kommen, Chapeau, Herr Gunthers!
Von der Krimihandlung möchte ich eigentlich gar nicht viel erzählen: Max, ein früherer Klassenkamerad und guter Freund von Milka, stürzt mit seinem Ultraleichtflugzeug ab. Unfall oder Mord? Milka geht sofort von Mord aus und überzeugt von ihrer Theorie auch KHK (Kriminalhauptkommissar) Paul Eichert. Motive könnten in Familienstreitigkeiten oder Max beruflichen Umfeld, dem Kunsthandel, zu finden sein. So, dies in Kurzform – alles weitere muss leider selbst gelesen werden ...
Ich war traurig, als ich dieses Buch beendet hatte, hatte ich doch die mitwirkenden Personen so gut kennengelernt ... Deshalb war ich wirklich erfreut, dass es anscheinend bereits im nächsten Jahr einen Folgeband geben soll!
Für Liebhaber von gekonntem Wortwitz, dem Hohenloher Land (macht nichts, wenn man zuerst nicht weiß, wo das liegt – am Ende möchte man sofort hinfahren!) und einem interessanten Kriminalfall gibt es von mir hier eine absolute Leseempfehlung!