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Die Lebenspflückerin

Erster Teil der Lebenspflückerin-Saga. Historischer Kriminalroman
Buch
Broschiert, 308 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3942446391

ISBN-13: 

9783942446396

Erscheinungsdatum: 

03.2012

Preis: 

9,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 839.056
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3942446391

Beschreibung von Bücher.de: 

Ostfriesland im Jahr 1545: Das Land ist zerstritten und es drängen immer mehr Glaubensflüchtlinge aus Holland ins Land. Zu dieser Zeit muss die Hebamme Hiske Aalken aus dem benachbarten Jever fliehen, da sie dort als »Toversche«, als Hexe, angeklagt ist. Sie flieht in die Herrlichkeit Gödens und wird gleich bei ihrer Ankunft mit der bestialischen Ermordung des Cornelius von Ascheburg konfrontiert. Und sie stößt auch auf eine Gruppe von Menschen, die in einer Wagenburg rund um das Schloss Gödens lebt. Die Menschen halten heimliche nächtliche Treffen ab und sind verschlossen und geheimnisvoll. Ein Junge schleicht völlig verwildert und keiner Artikulation mächtig um das Lager herum. Als Hiske sich seiner annimmt, macht sie sich damit nicht gerade neue Freunde. Schließlich erreicht der charismatische Arzt Jan Valkensteyn aus Amsterdam die Herrlichkeit Gödens, und plötzlich stößt Hiske in ihrem Kräutergarten auf eine Leiche. Und unversehens hängt wieder der Vorwurf der Hexerei in der Luft, und was das für Hiske bedeutet, weiß sie nur zu gut.

Kriminetz-Rezensionen

Eine dunkle Zeit, ein grausames Verbrechen...

Zuerst muss ich gestehen, dass ich selten historische Romane lese. Da es sich bei der Lebenspflückerin aber um einen historischen Kriminalroman handelt, konnte ich es mir nicht verkneifen, den neuen Roman von Regine Kölpin zu lesen. Vor allem, weil ich alle ihre Krimis bisher gelesen habe und noch nie enttäuscht worden bin. Auch vom vorliegenden Roman wurde ich positiv überrascht.
Der Roman spielt um 1545 in Ostfriesland in der Herrlichkeit Gödens, in der zu der Zeit der Grundstein für die Siedlung Neustadtgödens gelegt wird. Hier haben sich zwei, in Teilen Ostfrieslands verfolgte Glaubensgruppen, (Mennoniten und Täufer), zu einer (friedlichen) Gemeinschaft zusammengeschlossen.
Es handelt sich um die Geschichte der (fiktiven) Hebamme Hiske Aalken, zu der sich Regine Kölpin allerdings von einer wahren Geschichte inspirieren ließ. 1545 gab es im Ort Herrlichkeit Gödens tatsächlich eine Frau, die als Zauberin angeklagt worden war und wieder frei gesprochen wurde.

Die Protagonistin Hiske sucht Zuflucht in der Herrlichkeit Gödens, da sie in ihrer Heimat Jever bereits zum zweiten Mal als Toversche(Zauberin) angeklagt wurde. Hinrich Krechting, dem sie von Anfang an die Wahrheit erzählt, gewährt ihr Asyl in der Siedlung, die einem Flüchtlingslager gleicht. Viele Menschen leben teils in Stallungen oder Baracken, unter hygienisch schlechten Bedingungen.
Die Witwe Adele Stausand bietet ihr eine bescheidene Kammer in ihrem Haus an. Schnell verbreitet sich die Kunde ihrer Ankunft und bald hilft Hiske ersten Frauen in der Siedlung ihre Babys zur Welt zu bringen.
Das alles geschieht sehr zum Missfallen von Bader Dudernixen, der meint von Hiske würde »Böses« ausgehen und sie wäre verantwortlich für den Tod des Lokators Cornelius Aschenburg. Dass dieser bereits vor Hiskes Ankunft ermordet wurde, scheint nicht von Bedeutung.
Schon bald nach ihrer Ankunft lernt Hiske einen Jungen kennen, der von der Gemeinschaft ausgestoßen und stigmatisiert lebt. Niemand scheint etwas mit dem Knaben zu tun haben wollen. Es wird gesagt, er wäre verrückt. Hiske erkennt als erste, dass es sich um ein Kind handelt, das aufgrund massiver Vernachlässigung geistig zurückgeblieben ist. Sie freundet sich mit ihm an, gibt ihm zu essen, lehrt ihm Worte und lässt ihn in ihrer Kammer schlafen. Sie nennt den namenlosen Jungen »Wortsammler«, da er die neuen Worte aufsaugt, wie ein Schwamm.
Zu der selben Zeit trifft der charismatische Arzt Jan Valkensteyn aus Amsterdam, zusammen mit dem Mönch Garbrand, der heimliche Gefühle für Jan hegt, in der Siedlung ein, der einen geheimnisvollen Brief übergeben soll.
Eine von Hiskes Patientinnen, Tyde von Aschenburg, die Ehefrau des bestialisch ermordeten Lokators, wird kurz nach der Ankunft des Arztes, tot in Hiskes Kräutergarten aufgefunden.
Hiske gerät somit noch mehr in Verdacht mit den Morden zu tun zu haben. Die Dorfbewohner suchen krampfhaft einen Schuldigen und so findet sich Hiske zusammen mit dem Jungen im Kerker der Burg wieder.
Doch es gibt Menschen in der Siedlung, die wissen, dass die Beiden unschuldig sind...

In gewohnter Manier flicht Regine Kölpin einen plausiblen Plot mit starken Figuren, diesmal mit einem historischen Hintergrund. Geschichtlich wahre Begebenheiten und fantasievolle Fiktion vermischen sich zu einer spannenden Geschichte. In diesem Roman verknüpft sie geschickt fiktive Charaktere mit damals tatsächlich lebenden Personen. Der Roman selbst wird von mehreren Erzählperspektiven getragen, wobei besonders die Interaktion zwischen den Bewohnern der Siedlung interessant ist. Vor allem die geheimnisvolle Geschichte des behinderten Jungen animiert dazu weiterlesen zu wollen.
Mit »Die Lebenspflückerin« ist Regine Kölpin wieder ein spannender, atmosphärisch dichter und perfekt recherchierter Roman gelungen, den man, kaum begonnen, erst nach dem Lesen von Seite 300 aus der Hand legen kann. Der Leser taucht in eine andere, längst vergangene Welt ein, die ob der wunderbaren Beschreibungen derart lebendig wird, dass man sich ihr nicht mehr entziehen kann und will. Umso mehr freut man sich, wenn man in der Danksagung erfährt, dass es sich bei der Lebenspflückerin um den Auftakt einer Trilogie handelt. Ich kann es kaum erwarten, das weitere Leben der Protagonisten zu verfolgen und freue mich schon auf den zweiten Teil der mörderischen Historiensaga.

Für geschichtlich Interessierte hat Regine Kölpin einen kurzen Überblick über die geschichtliche Situation in Ostfriesland 1545 verfasst und ein Glossar zusammengestellt, indem wichtige Begriffe aus dem 16. Jahrhundert erklärt werden, sowie eine Personenliste, die sich am Ende des Buches finden.

Wer nach dem Roman noch nicht genug von Hebamme Hiske Aalken hat, dem möchte ich die historische Stadtführung durch Jever ans Herz legen. Unter dem Titel »Jever ganz mörderisch« lässt die Autorin Regine Kölpin, die hierzu sogar ein historisches Kostüm trägt, das Jahr 1542 wieder aufleben, inszeniert als Vorgeschichte für den Roman den Leidensweg ihrer Heldin Hiske Aalken und führt sie an gruselige historische Schauplätze. Die Krimi-Führungen finden drei- bis viermal im Monat um 20 Uhr statt. Die Dunkelheit sorgt für einen zusätzlichen Kick. Termine, Preise und Fotos finden Sie auf der Homepage der Autorin.

Fazit: »Die Lebenspflückerin« ist mitreißende, spannende, sehr lesenswerte Krimikost, die ein dunkles Kapitel der Geschichte wieder lebendig werden lässt. Nicht nur für Fans von historischen Romanen!

(Rezension von Jennifer B. Wind)