Cover von: Leipziger Zeitenwende
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Leipziger Zeitenwende

Der zweite Fall für Kommissar Joseph Kreiser. Historischer Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 288 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3839201535

ISBN-13: 

9783839201534

Auflage: 

1 (09.02.2022)

Preis: 

12,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 757.268
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3839201535

Beschreibung von Bücher.de: 

Im Jahr 1899 lässt der Deutsche Kaiser aus organisatorischen Gründen das Jahrhundert ein Jahr zu früh enden. Vor der Zeitenwende zum 20. Jahrhundert liegt es an Kriminalcommissar Joseph Kreiser, eine Reihe tragischer Todesfälle aufzuklären, die auf den ersten Blick wie Selbstmorde aussehen. Doch Kreiser ist sich sicher, dass mehr dahintersteckt. Seine Ermittlungen führen ihn in die Abgründe der Stadt Leipzig. Zum Glück kann sich der Kriminalcommissar auf die scharfe Beobachtungsgabe des Staatsanwaltes Gustav Möbius verlassen.

Kriminetz-Rezensionen

Spannende Zeitreise ins Jahr 1899

Inhalt:
Kriminalcommissar Joseph Kreiser steckt gerade mitten in einer Ermittlung um gefälschte Lotteriescheine. Aber irgendwie steckt er fest. Da wird in einer Druckerei eingebrochen und Kreiser wittert wieder neue Hoffnung. Tatsächlich findet er einen neuen Anhaltspunkt. Doch bevor er wieder zurück auf der Wache ist, stößt er zufällig auf den Selbstmord einer Prostituierten. Da Kreiser nicht daran glaubt, beginnt er eigene Recherchen. Sehr zum Leidwesen seines Chefs …

Leseeindruck:
»Leipziger Zeitenwende« ist der zweite Band mit Kriminalcommissar Joseph Kreiser. Die Kapitel sind in Tage eingeteilt. Denn jeden Abend erzählt Kreiser seiner blinden Vermieterin Hannah seine Erlebnisse rund um die Ermittlungen. Nicht nur für Hannah interessant. Auch für mich. Konnte ich doch so alles hautnah miterleben. Schön finde ich auch, dass in Kreisers Erzählungen viel Wissenswertes über Leipzig enthalten ist. So lernt man wie nebenbei einiges über die Stadt.

Wenn ich historische Krimis lese, muss ich immer wieder darüber schmunzeln, wie sehr sich die Ermittlungsarbeit zu heute verändert hat. Wie die Beamten mit einfachsten Mitteln ihre Fälle lösen müssen. Die Zeitreise zurück genieße ich immer sehr. Bietet sie mir doch viel Informatives.

Einen gewissen Unterhaltungswert bieten zudem die drei Hauptfiguren. Kreiser, der sich gegen Widerstände hinwegsetzt und seinen Weg geht. Über den man dieses Mal auch ein privates Geheimnis erfährt, das Stoff für eine eventuelle Fortsetzung bereit hält. Hannah ist zwar blind, aber dennoch voller Tatendrang. Gerne mischt sie sich schon mal in die Ermittlungen ein und gibt somit oft den entscheidenden Hinweis. Staatsanwalt Möbius gefällt mir von den dreien fast am besten. Seine Art ist einfach klasse und trägt zur Auflockerung bei.

Fazit:
Obwohl ich den Vorgänger von »Leipziger Zeitenwende« kenne, musste ich mich anfangs etwas einlesen. Hier werden die Figuren noch einmal kurz umrissen, was für Neueinsteiger perfekt ist, und einiges kam mir erst zusammenhanglos vor. Doch dann konnte mich der historische Krimi packen. Ein bisschen schade fand ich, dass es mir schwer gemacht wurde mitzuraten, wer denn nun für die Taten verantwortlich war. Mehr kann ich aus Spoilergründen nicht schreiben. Ansonsten habe ich kurzweilige und unterhaltsame Lesestunden gehabt und würde mich auf eine Fortsetzung freuen. Wer historische Krimis mag und vor allem einmal etwas lesen möchte, was sich von anderen abhebt, sei »Leipziger Zeitenwende« empfohlen.

Mord oder Selbstmord?

Gregor Müller hat mit »Leipziger Zeitenwende« seinen zweiten Krimi um den Kriminalcommissar Joseph Kreiser geschrieben, der 1899 in Leipzig tätig ist. Den ersten Roman »Völkerschau« kannte ich nicht, bin aber vollkommen problemlos eingestiegen, da die Romane in sich abgeschlossen sind.

Eigentlich soll Joseph Kreiser die Fälschungen der sog. »Lotto-Bande« bearbeiten, die falsche Lottoscheine in den Umlauf bringt, das sagt zumindest sein Chef …

Aber auf dem Rückweg von seinen Ermittlungen kommt er an einer »Leichenaufhebung« (ein großartiges altes Wort, kannte ich noch nicht: ein Kriminalcommissar muss die Leiche untersuchen, erst dann kann sie »aufgehoben« werden) vorbei, die Joseph kurzerhand übernimmt – zum einen um den Schutzmann Welm weiteres Herumstehen in der eisigen Kälte zu ersparen, zum anderen aus purer Neugier (vermute ich mal) …

Es sieht so aus, als habe eine junge Prostituierte Selbstmord begangen.

Sehr gut und erschütternd eindringlich fand ich Josephs Besuch in der »Zwangsarbeitsanstalt« beschrieben, wo er der Mutter der jungen Frau persönlich deren Tod mitteilen möchte. Von dieser Mutter berichtet der Anstaltsleiter: »Nachdem sie sich eingewöhnt hatte, hat sie kaum noch Probleme bereitet. Sie ist eher aus Rat- und Führungslosigkeit in einen liederlichen Lebensstil verfallen als aus vollkommener Verrohtheit des Charakters wie viele andere.« (S.63/64) Zur Erinnerung: wir schreiben das Jahr 1899...

Und es geschehen noch mehr Selbstmorde – oder waren es doch Morde?

Der Autor hat zu einem interessanten Stilmittel gegriffen, das ich bisher noch nicht kannte: Er lässt Joseph seiner Vermieterin Hannah Kaiser am Abend seinen Tag, seine Gedanken und seine Schlussfolgerungen genau berichten, so dass wir Leser*innen immer »dabei« sind.

Die Zusammenarbeit mit dem Staatsanwalt Gustav Möbius ist von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt, denn im Gegensatz zu seinem Chef erhält Joseph vom Staatsanwalt auch (gedankliche) Unterstützung.

Der Kriminalfall an sich ist schon spannend, aber einen Teil der Faszination dieses Buches machte für mich sicherlich auch der sorgsam recherchierte geschichtliche Teil aus. Wir erleben ein authentisches Leipzig von 1899: Wir erfahren viel über das tägliche Leben, Zusammenhänge, politische Strömungen (wie schnell konnte jemand in bittere Armut abstürzen!), Kaisertreue usw. Bei vielen Gedankengängen konnte ich Vergleiche zur heutigen Zeit ziehen, z.B.: »Je höher die Herzen für das Vaterland schlugen, desto mehr Platz schien darin für Hass auf alles Fremde zu sein. Anscheinend war es nicht möglich, die eigene Nation zu lieben, ohne die anderen zu verabscheuen.« (S. 160)

Wirklich, eine gelungene Kombination von Krimi und historischer Darstellung, die das Buch unterhaltsam macht und durch den gelungenen Schreibstil auch flüssig zu lesen ist. Ich werde mit Sicherheit den ersten Band »Völkerschau« lesen, dann bin ich informiert, wie alles begann – und hoffe auf weitere Bücher dieses Autors! Die »Leipziger Zeitenwende« kann ich allen Liebhaber*innen von historischen Kriminalfällen nur allerwärmstens empfehlen!

Die Reiter der Apokalypse

Kriminalcommissar Joseph Kreiser bekommt zum Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Reihe mysteriöser Selbstmorde zu tun. Auch auf den schnellen Erfolg bedacht, werden von der Staatsanwaltschaft die Leiche einer jungen Frau, die aus dem Fenster gestürzt ist, und der Tod eines Handeltreibenden, der sich die Kehle durchschnitten haben soll, als Freitode eingestuft. Kreise traut den Einschätzungen allerdings nicht und beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Er stößt dabei durchaus auf wenig Gegenliebe bei seinem Vorgesetzten. Gibt es etwas zu verheimlichen? Was mag die Tode miteinander verbinden? Wird es weitere Tote geben? Kreiser macht sich mit Hilfe des Staatsanwaltes Gustav Möbius auf die Suche …

»Leipziger Zeitenwende« ist der zweite Band der Reihe um den sympathischen Kriminalcommissar Joseph Kreiser um die Jahrhundertwende. Der Autor Gregor Müller erzählt die Geschichte in einem angenehmen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der die Geschehnisse der damaligen Zeit lebendig vor Augen führt. Der Spannungsbogen wird mit dem tragischen Tod des jungen Mädchens gut aufgebaut und über die kniffligen Ermittlungsarbeiten auf einem aus meiner Sicht über die gesamte Länge des Buches hohen Niveaus gehalten. Es entwickelt sich eine fesselnde Geschichte, in der es immer wieder die Möglichkeit gibt, eigene Überlegungen bezüglich Täter oder Tathintergründe anzustellen. So bleibt der Kriminalroman bis zum gut nachvollziehbaren und clever aufgebauten Finale auch durch überraschende Wendungen stets spannend. Sehr gut gefallen hat mir die Einbettung in den historischen Hintergrund. Die Fakten der damaligen Zeit wirken sehr gut recherchiert.

Insgesamt konnte mich »Leipziger Zeitenwende« als historischer Kriminalroman voll und ganz überzeugen. Gerade die interessant beschriebenen Charaktere und die authentische und sehr lebendige Schilderung der Geschehnisse machten für mich den Reiz des Buches aus. Ich empfehle es daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.