Der letzte Grund
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Ein versenktes Schiff, ein verschwundenes Gemälde und Spuren in die Vergangenheit.
Das gesunkene Traditionsschiff Sansibar ist eigentlich kein Fall für die Mordkommission, doch unter Deck liegt eine Leiche. Handelt es sich dabei um den vermissten Bootsmann?
Während die Leiche noch geborgen wird, beginnt Hauptkommissarin Doro Weskamp die Ermittlungen. Zunächst scheint die geplante Teilnahme des Seglers an der Hanse Sail ein Motiv zu sein. Wollte das jemand verhindern? Doch dann stößt die Kommissarin auf Spuren aus der Vergangenheit, die mit dem Großvater des Bootsmanns, dem Zweiten Weltkrieg und einem verschollenen Kunstwerk zu tun haben. Und mit ihrer eigenen Generation, der Generation der Kriegsenkel.
Interessante neue Kommissarin
Wie in den früheren Krimis von Volker Pesch schlagen auch hier die Ostseewellen an den Strand, es gibt viel Lokalkolorit (diesmal vor allem von Rostock und Warnemünde) und eine interessante neue Kommissarin, Doro Weskamp, die aus Kiel stammt und auch nach vielen Jahren in Rostock noch als Zugereiste gilt. Sie nimmt es aber gelassen hin, warum sollte es in Rostock anders sein als überall sonst?
Aber trotz des wunderbaren Lokalkolorits wäre es falsch, hier von »Küstenkrimi« zu reden. Das Maritime ist nur die Kulisse, ein Hintergrundwellenrauschen sozusagen. Natürlich geht es um die Befindlichkeiten der Einheimischen, aber auch eben um mehr als das.
Anfangs wird ein Traditionsschiff versenkt, ein junger syrischer Flüchtling, der sich an Bord befand, ertrinkt. Galt der Anschlag dem alten Segler (Konkurrenten, die sauer sind, weil die Kundschaft die Traditionsschiffe vorzieht?) oder dem Geflüchteten?
Natürlich ist alles ganz anders, und die Aufklärung führt die Kommissarin und uns damit viele Jahrzehnte zurück, zu den Sünden der Väter sozusagen. Die geradezu biblisch die nachfolgenden Generationen immer weiter heimsuchen. Stichwort: Kriegsenkel und der relativ neue Forschungsbereich der Epigenetik. Was den Großvätern im »Dritten Reich« widerfahren ist, wirkt direkt auf das Leben der Enkel ein – und dabei ist es möglicherweise egal, ob der Großvater ein begeisterter Nazi war oder das Gegenteil. Möglicherweise, denn die Epigenetik ist eine relativ neue Wissenschaft und vieles ist noch unerforscht. Der Autor hat offenbar gründlich recherchiert, um typische Verhaltensmuster der Kriegsenkel mit den damit verbundenen Denkmustern, psychischen (De)Formationen und Folgeerscheinungen wie Angsterkrankungen und Depressionen darstellen zu können.
Die zunächst als wahre Lichtgestalt auftretende Ärztin Dr. Martina Andres führt ihre Wissenschaft in die Romanhandlung ein und stellt an einer Stelle die überraschende Frage: »Wenn Sie Schmerzen wahrnehmen, sind Sie dann krank, weil Sie Schmerzen haben? Oder sind Sie gesund, weil Sie diese Schmerzen wahrnehmen können?« Keine Sorge übrigens, »Der letzte Grund« ist ein überaus spannender Krimi und ein großes Leseerlebnis und kein verkapptes medizinisches Fachbuch, und die Lichtgestalt Dr. Andres wird zusehends zwielichtiger, als sich die Handlung dem grandiosen und total überraschenden Finale nähert.
Für Fans von Volker Peschs Polizeiseelsorger sei noch erwähnt, dass trotz der hochinteressanten neuen Kommissarin auch Tom Schroeder einen Auftritt im Roman hat, und dabei gerät er tiefer in die Entwicklungen, als ihm möglicherweise lieb ist.
Kind in den Dünen
Ein altes Segelschiff liegt versenkt im Rostocker Hafen. An Bord ein unbekannter Toter, er ist aber nicht der, den man an Bord erwartet hatte. Doro, die Kriminalhauptkommissarin, hat alle Hände voll zu tun, um ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Ansätze für das Motiv und so wenig Zeit, denn es ist Hanse Sail. Die Politik macht Druck, vor allem, weil es noch eine zweite, weitaus gefährlichere Baustelle innerhalb der Polizei gibt.
Dieser Krimi war gut, einfach nur gut. Am ersten ist mir aufgefallen, dass der Autor Wert auf Informationen neben der Story legt. Wir erfahren etwas über Schiffe, ihre Vergangenheit und technische Einzelheiten, nicht wichtig für die Geschichte, aber sie runden das Ganze perfekt ab. Genauso ist es mit dem Thema Kriegsenkel und Trauma-Erfahrungen. Es sind nicht viele Informationen, aber genug, damit man neugierig wird und sich vielleicht darüber hinaus informiert. Könnte interessant werden.
Genauso legt er Wert auf den sensiblen Umgang mit allen Figuren in diesem Roman, zumindest habe ich es so empfunden. Der Respekt untereinander, auch die Spitznamen vermitteln einen freundlichen Umgang miteinander. Tote werden nicht anhand ihrer Verletzungen beschrieben, sondern es gab Beschreibungen wie: ein gepflegter Haarschnitt, vor Kurzem rasiert. Es war sehr sensibel und überaus spannend erzählt.
Der Spannungsbogen setzte eine Rückwärtsspirale in Gang, es gab Ursachen in der Vergangenheit, wo Schweigen ein ganz großes Thema war.
Ich hoffe, der Autor schreibt noch mehr Bücher mit Doro Westkamp als Kommissarin.