In den letzten Stunden der Dunkelheit
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Der Krieg ist fast vorüber. Doch im Verborgenen hat der nächste längst begonnen.
1936 ist das letzte gute Jahr für Frederic Carvis. In Berlin studiert er bei dem angesehenen Physiker Paul Bergmann und erhält Einblick in die höchsten Kreise der Wissenschaft. Und er lernt Anna kennen, seine große Liebe, mit der er die Zukunft plant. Doch dann kommt alles anders …
Im April 1945 ist Carvis Dolmetscher für die US-Army und gezeichnet von den Schrecken des Kriegs. Das Ende des Naziregimes scheint zum Greifen nah, als er einen letzten Marschbefehl erhält: Als Teil einer kleinen Kommandoeinheit fliegt er in einer Nacht- und Nebelaktion nach Berlin, um Paul Bergmann zu entführen. Das Wissen über das deutsche Atomprogramm soll auf keinen Fall den Russen in die Hände fallen. Außerdem hofft Carvis darauf, Anna wiederzufinden …
Eine whnwitzige Aktion in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges
Carvis, Physikstudent und Amerikaner mit deutschen Wurzeln, verbringt 1936 ein Studienjahr an der Berliner Uni. Dort trifft er seine große Liebe Anna und verliert sie wieder, gerade als er ihr einen Heiratsantrag machen will. Da er nie erfahren hat, warum sie sich von ihm abgewandt hat, konnte er sie nie vergessen.
April 1945 Carvis, der sich als Dolmetscher bisher möglichst aus dem aktiven Kampfgeschehen heraus gehalten hat, wird aufgefordert, sich an einer wichtigen Mission zu beteiligen. Er soll zusammen mit einigen wenigen Militärs in das vom Chaos geschüttelte Berlin eindringen und dort den Atomphysiker Bergmann entführen, bevor er den Russen in die Hände fällt. Trotz großer Bedenken willigt Carvis schließlich ein, sieht er doch eine Möglichkeit, Anna wiederzufinden.
Was als gefährliche Mission beginnt, entwickelt sich zum Alptraum. Zwar gelingt es Carvis zusammen mit Sergeant Krokovski nach einigen Umwegen tatsächlich, Bergmann habhaft zu werden, aber noch sind sie nicht wieder aus dem Hexenkessel Berlin raus. Es gilt dem deutschen Militär auszuweichen, sich nicht in Scharmützel verstricken zu lassen, den Russen zu entwischen, die ebenfalls Jagd auf Bergmann machen und zudem rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt anzukommen. Es beginnt eine wahnwitzige und manchmal ans Absurde grenzende Odyssee durch das in Todesqualen liegende Berlin.
Zu Beginn des Buches schildert der Autor in Rückblicken, wie Carvis Anna kennen und lieben lernt. Auch ich konnte nicht begreifen, warum Anna ihm plötzlich die kalte Schulter zeigt , da ich von ihrer Liebe zum ihm überzeugt war. Carvis Wunsch, darüber Klarheit zu bekommen, konnte ich gut verstehen.
Die im Mittelpunkt stehende geplante Entführung Bergmanns ist bereits Ausfluss des sich abzeichnenden Kalten Krieges und der Angst, die Gegenseite könnte zuerst in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen.
Der Plan an sich ist sehr gewagt und kann angesichts der Unwägbarkeiten einer sich in Auflösung befindlichen Stadt nur scheitern. Die Ereignisse entwickeln sich rasant und trotz aller Widrigkeiten habe ich von ganzem Herzen gehofft, es geht alles gut. Tatsächlich führen Glück und Carvis Geistesgegenwart dazu, dass sie oft den Kopf aus der Schlinge ziehen können, nur um in neue , noch größere Schwierigkeiten zu geraten. Manchmal grenzt es ans Absurde, was für mich aber nur den Wahnsinn des Krieges widerspiegelt und deshalb meinen Beifall gefunden hat.
Carvis selbst hat mir imponiert. Er reagiert schnell und situationsgerecht und wird immer mehr zum Anführer der Gruppe. Bergmann dagegen hat meinen Unmut und auch Hass entfacht, je näher ich ihn kennengelernt habe. Er ist der Opportunist par excellence - egoistisch und für mich auch größenwahnsinnig.
Das Ende ist versöhnlich, stellt für mich trotzdem die Frage, ob es das alles wert war.
Der Roman hat mich komplett überzeugt. Die Handlung ist für mich nachvollziehbar und durch ihren hohen Spannungsfaktor fesselnd. Hinzu kommen viele historische Details wie die Olympiade 36. Für mich ist der Roman auch ein Buch gegen das Vergessen und gegen die Grausamkeit und Unsinnigkeit eines Krieges, bei dem es nur Verluste geben kann.
Der Kampf um Berlin
Meine Meinung und Fazit:
Die Handlung ist überwiegend Ende April 1945 in Berlin angesiedelt. Ziel ist es, einen deutschen Professor aus dem Land zu bekommen, um wichtiges Wissen zu schützen und für die USA nützlich zu machen. Der Professor darf nicht in die Hände der Roten Armee fallen.
Beauftragt wird Frederic Carvis, der 1936 in Berlin studiert hat und sich so auskennt und weiß, wen er "abholen" muss. Die verschiedenen Zeitebenen und die wechselnden Kapitel sorgen für enorme Spannung. Mir hat auch sehr gut gefallen, dass man bei bestimmten Szene auf die falsche Fährte geschickt wird.
Gelungen finde ich auch, die Schilderung, wie in den letzten Stunden des 2. Weltkriegs alles rekrutiert wurde, was aufrecht stehen konnte, kurz beschult wurde und dann auf die Straße musste. Die Szenen wurden m. M. nach sehr glaubhaft erzählt, auch wenn es an vielen Stellen brutal und menschenverachtend beschrieben wurde. Aber so war der Krieg und die Rache der Roten Armee für die Gräueltaten in de Sowjetunion. Es zeigt auch wie verblendet die letzten Stunden waren und wie brutal die Verhör durch die Gestapo.
Ein sehr gut recherchierter Thriller. Ich spreche gern eine Leseempfehlung.
Meine Lieblingsstellen:
Kapitel IV "Doch die Euphorie der ersten Monate Blitzkrieg war irgendwo in Weißrussland im Schlamm versunken oder in der Ukraine im Schnee erfroren.
Kapitel XIX "Wie hatte er annehmen können, dass seine Freunde einem Schicksal entgingen, das Millionen von Menschen das Leben gekostet hatte?
Mein Dank geht an das Team von lovelybooks.de und den Heyne Verlag für das bereitgestellte Rezi-Exemplar und den Autor für die spannenden Lesestunden.