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Libra

Sieben Sekunden. Roman
Buch
Gebundene Ausgabe, 576 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3462033506

ISBN-13: 

9783462033502

Erscheinungsdatum: 

01.01.2003

Preis: 

24,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 1.261.014
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3462033506

Beschreibung von Bücher.de: 

Die Neuauflage eines Klassikers der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Vor 40 Jahren, am 22. November 1963, wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy in Dallas ermordet.

Fiktion und Wirklichkeit verschmelzen nahtlos, wenn Don DeLillo das Leben des Todesschützen Lee Harvey Oswald darstellt und die Ereignisse und Machenschaften schildert, die zu Kennedys Ermordung führten. Don DeLillo entwirft in Libra ein Bild von der Schattenseite Amerikas. Die Bilder sind unvergesslich: Die Limousine John F. Kennedys am 22. November 1963 in Dallas, der aus dem Hinterhalt tödlich getroffene Präsident, die Verzweiflung der First Lady. Don DeLillo geht den Entwicklungen nach, die dazu geführt haben, dass der mächtigste Mann der Welt, der Präsident mit dem großen Charisma, Opfer eines Underdogs, eines Mannes von der Schattenseite Amerikas wurde. Lee Harvey Oswald, der eine unglückliche Kindheit hatte, ging im Anschluss an seine Zeit bei den Marines für einige Jahre in die Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr in die USA gerät er, enttäuscht vom Marxismus, unter den Einfluss von Leuten, die von der Paranoia des kalten Krieges geprägt sind. Im Zeichen der Waage - Libra - geboren, ist Lee Harvey Oswald leicht beeinflussbar und ein Mann der Widersprüche. Er lässt sich dafür gewinnen, eine heikle Aufgabe zu übernehmen. Kennedy soll mit einem fingierten Attentat ein Denkzettel verpasst werden. Sieben Sekunden entscheiden bei Oswald darüber, wohin die Waage sich neigt.

Kriminetz-Rezensionen

Flott geschrieben, aber die Verantwortlichen des Attentats bleiben weiter im Dunkeln...

Das Buch ist ein weiterer Ausdruck der fortdauernden Fixierung der amerikanischen Öffentlichkeit auf „sieben Sekunden, die dem amerikanischen Jahrhundert das Kreuz gebrochen haben", wie DeLillo auf Seite 234 schreibt. In besagten sieben Sekunden, welche dem Buch seinen Titel gaben, fielen die Schüsse auf US-Präsident Kennedy in Dallas, dem wirklichen „Nightmare on Elm Street". Politisches und historisches Wissen ist bei der Lektüre m. E. nach unabdingbar. Wer wenig von den 60ern in den USA weiß, Francis Gary Powers nicht kennt und U-2 für die irische Rock-Band hält, wird sich kaum zurecht finden.
Viel selbst erfinden muß er dabei nicht, so hat man wohl tatsächlich den Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald als Mitglied der USMC-Reserve ungehindert in die Sowjetunion ausreisen lassen, obwohl er in Japan auf dem Stützpunkt Atsugi Dienst tat, auf dem die U-2 landete. Als deren Pilot Powers über der Sowjetunion abgeschossen wurde, reiste Oswald wieder unbehelligt in die USA zurück - finanziert durch ein US-Regierungsdarlehen. Powers schrieb in seinem Buch „Operation Overflight" später, er ginge von Geheimnisverrat durch Oswald aus.
DeLillo beschreibt Oswald als Person, bei der Realität und Selbstwahrnehmung diametral auseinanderfallen. Von seiner eigenen Großartigkeit restlos überzeugt, denkt er, wenn er handelt, bereits daran, wie zukünftige Historiker dies wohl einordnen werden. Er sieht in seinem Leben überall (skurrile) Parallelen zu John F. Kennedy und Fidel Castro und träumt von einem politikwissenschaftlichen Studium, da er sich bereits als Analytiker des Sozialismus betrachtet. Auf dem Bild, auf dem er mit einem Gewehr posiert, hält er allerdings gleichzeitig sowohl eine stalinistische und eine trotzkistische Zeitschrift in Händen, was nun wirklich nicht für seine Sachkenntnis spricht. Zudem sieht er für sich als einfachen Marineinfanteristen in Castros Kuba eine Karriere als Militärberater – als ob man dort mit einem Gewehr nicht zurecht kommen könnte. In der Realität ist Oswald lediglich ein bizarrer Egomane, brach die High School nach einem Monat ab und beherrscht die eigene Muttersprache nur unzulänglich. Seine Arbeitsmoral ist niedrig, daher verliert er, ob in der USA oder der UdSSR, seine Arbeit, er ist „in dem System eine Null“, wie der Autor auf Seite 453 beschreibt. Und das in jedem System, sei es sozialistisch oder kapitalistisch organisiert. Dabei möchte er durchaus „eine Struktur spüren, die ihm einen Platz zuweist“, sobald dies allerdings geschieht, fühlt er sich sofort unter Wert behandelt.
Der Autor zimmert sich aus den nicht weniger als 23 Bänden (!) des Berichts der sog. „Warren-Kommission“ eine durchaus flotte Story der Marke „so oder ähnlich könnte es gewesen sein“: Ein Ex-CIA-Agent plant nach dem Schweinebucht-Desaster einen (auf Castros Kuba hinweisenden) Pseudo- Attentatsversuch auf den Präsidenten, welcher die Nation aufrütteln soll, damit ein erneuter Invasionsversuch Kubas unternommen wird. Ein Mafia-Capo hilft verdeckt bei der Finanzierung, weil der Kennedy-Clan deren Wahlschiebung gegen Nixon nicht honorieren will. Oswald schlittert in die Sache eher hinein, wird als vorgeschobenes Bauernopfer benutzt, während US-Rechtsextremisten die Fäden ziehen und exilkubanische Söldner und Veteranen von „Alpha 66“ und der „Intercontinental Penetration Force“ das erfolgreiche Attentat verüben.
Die realen Strippenzieher sind im Buch ehemalige CIA-Agenten, exilkubanische Splittergruppen und ein regionaler Mafia-Pate, nicht „offizielle Strukturen“ wie Castros Geheimdienst, die CIA oder von der Cosa Nostra beauftragte Killer. Diese - in der Regel die „üblichen Verdächtigen" der gängigen Verschwörungshypothesen – scheiden als Verantwortliche bei DeLillo aus.