Cover von: Marionetten
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Marionetten

Roman
Buch
Taschenbuch, 368 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3548285872

ISBN-13: 

9783548285870

Erscheinungsdatum: 

11.10.2013

Preis: 

9,99 EUR
Amazon-Bestseller-Rang: 912.126
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3548285872

Beschreibung von Bücher.de: 

Ein junger Tschetschene reist illegal nach Deutschland ein. Dort gerät er sofort in das Fadenkreuz verschiedener Geheimdienste, die ihn verbissen jagen. Sein Schicksal scheint besiegelt, früher oder später wird man ihn verhaften und nach Russland abschieben. Doch dann bekommt er unerwartete Hilfe von einer jungen Anwältin und Bürgerrechtlerin. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf und ein Kampf zwischen Gewissenlosigkeit und Nächstenliebe, eiskaltem Kalkül und Gleichgültigkeit.

Ab 11. September 2014 unter dem Titel A MOST WANTED MAN im Kino!

Kriminetz-Rezensionen

Marionetten und ihre Puppenspieler

Es gibt nur wenige Bücher, die mich am Ende so aufgewühlt zurückgelassen haben, wie es Marionetten von John Le Carré schafft.

Zur Story: Issa, ein illegaler Flüchtling, drängt sich einer wohlintegrierten türkischen Kleinfamilie in Deutschland auf, um mit der Hilfe einer Anwältin und eines Bänkers in Deutschland zu studieren und das von seinem Vater unrechtmäßig erworbene Geld an wohltätige Organisationen zu verteilen. Dabei geraten er und alle mit ihm verbundenen Personen in das Visier der internationalen Geheimdienste.

Zur Aufmachung: Eine nächtliche Straßenkreuzung im Regen – typisches Hamburger Wetter – und nur die Beine eines Menschen (selbst, ob männlich oder weiblich ist nicht erkennbar), die diese Straßenkreuzung überqueren. Dieses Bild ist sehr sinnig gewählt: Am Ende der Geschichte steht fast jeder im Regen und an einem Scheideweg. Kein schützender Schirm, keine Begleitung, nur eine unfreundliche Umgebung.

Mein Eindruck: Zuallererst finde ich besonders interessant, dass zwar einige Figuren sehr schnell vor meinem geistigen Auge entstanden (Issa, Melik, die Anwältin Annabel, der Bänker Tommy), die Geheimdienstleute jedoch seltsam konturlos blieben – egal, wie gut diese beschrieben waren. Ich neige dazu, zu denken, dass das Absicht des Schriftstellers ist. Des weiteren versteht es Le Carré meisterhaft, die Emotionen des Lesers zu lenken: Verspürte ich zu Anfang des Buches die gleiche Genervtheit wie Melik beim unerwarteten Auftauchen Issas, so wandelte sich das im Laufe des Buches nicht nur in das Verständnis für seine Situation, sondern ich hoffte und bangte um ihn, seine Anwältin und den Bänker, der endlich mit den Sünden seines Vaters abschließen wollte. Aber sie waren alle nur Marionetten – und die Geheimdienste zogen die Fäden, manche mehr, manche weniger. Es ist eine bittere Erkenntnis, dass diejenigen, die meinen, ihren Ländern treu zu dienen, nicht davor zurückschrecken, das Recht so lange zu biegen, bis es bricht. Es ist ja alles nur zu unserem Besten, und wenn dabei einige Unschuldige auf der Strecke bleiben, ist das zwar tragisch, aber Kollateralschäden bleiben nun einmal nicht aus.

Fazit: John Le Carré ist und bleibt der Meister des Spionagethrillers. Niemand sonst ist in der Lage, die Grenzen zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß in so vielen verschiedenen Grautönen abzubilden. Die Sprache ist brillant, geschliffen, ohne den Leser zu erschlagen oder zu belehren. Ein Pageturner, der einen mit einem unguten Gefühl zurücklässt. Das ist für mich, die ich am liebsten Happy-Ends lese, schwer zu verdauen, dass ich das Buch trotzdem weiterempfehlen würde, steht für seine Güte.