Mark Benecke ermittelt
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Endlich! Hier ist das Buch über den wohl berühmtesten Chef der Rechtsmedizin an der Ostberliner Charité - Professor Otto Prokop geschrieben von Dr. Mark Benecke. Jetzt hat sich der »Herr der Maden« den »Herrn der Leichen« vorgenommen.
Eine Sicht auf Otto Prokop, Rechtsmediziner der »Charité«
Die dritte Staffel der erfolgreichen Film-Reihe »Charité« in der ARD spielt in dem Zeitraum, in den der Mauerbau fällt. Als aus Deutschland zwei Staaten wurden. In Berlin verlief die Grenze hautnah an der bekannten Klinik vorbei. Der Film stellt – wie die Vorgängerstaffeln – das Leben herausragender ÄrztInnen in den Fokus. Kinderärztin Ingeborg Rapoport war wegen ihrer jüdischen Familiengeschichte in der Nazizeit die Promotion verweigert worden. Erst mit 102 Jahren konnte sie ihre Promotion erfolgreich abschließen. Gespielt wird die erfolgreiche Ärztin von Nina Kunzendorf. Uwe Ochsenknecht spielt Uwe Kraatz. Philipp Hochmair ist Otto Prokop – ein herausragender Wissenschaftler und Chef des Instituts für Rechtsmedizin der Charité. Er stellt ihn eloquent mit viel Witz dar.
Otto Prokop behielt seinen österreichischen Pass und wurde so zum Grenzgänger, der jederzeit die DDR verlassen und wieder einreisen konnte. Der MDR produzierte eine Dokumentation über den Gerichtsmediziner, der über 50.000 Leichen obduzierte und dessen »Sonntags-Vorlesungen« legendär waren.
Die faszinierende Darstellung der Wissenschaftskoryphäe im Film führte mich zu dem Buch »Leben und Fälle des Gerichtsmediziners Otto Prokop«. Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke ist der Verfasser. Mark Benecke hat Otto Prokop, der 2009 verstarb, persönlich kennengelernt. »Prokop, der eigentlich Augenarzt werden wollte, dann durch Zufall in der Rechtsmedizin landete« (S. 93). Es ist ein sehr persönliches Buch mit einer eigenen Sicht auf den Wissenschaftler geworden, dessen Habilitationsschrift bereits von dessen Versuchen zu Blutgruppen-Antigenen handelte (S. 72). Angereichert ist der Band mit etlichen Fotos.
Im Film wird Prokops Tresor gezeigt, in dem er Kopien der Akten über die Mauertoten verschließt. Leider wurde der Inhalt des Tresors im wahren Leben gestohlen (S. 96), da hatte vermutlich jemand einen zweiten Schlüssel. Prokop wurde mit Auszeichnungen und Ehrungen überhäuft, jedoch konnte er »den Eiertanz zwischen Forschung und Staat … nicht gewinnen.« Laut Mark Benecke wollte Otto Prokop selbst eine eigene Biografie schreiben, in der er auch seine Vergangenheit zur NS-Zeit nicht ausklammerte (S. 108). Zu einer Veröffentlichung dieser Biografie ist es bislang nicht gekommen.
Die Sonntagsvorlesungen Prokops waren legendär – wie gerne wäre man als Leserin und Leser dabei gewesen! Den interessanten Ausführungen zum gesamten Forscher-Leben schließen sich Interviews an, die Mark Benecke mit mehreren Personen geführt hat und die über individuelle Begegnungen die Sicht noch einmal auf den Ausnahmewissenschaftler richten.
Ein spannendes Buch, welches sehr großes Lese-Vergnügen bereitet und einem neben den herausragenden Wissenschaftler auch den Menschen Otto Prokop in seiner Zeit aus der Sicht Mark Beneckes näher bringt.