Der Meerkristall
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Ostfriesland 1548 - Die Hebamme Hiske Aalken hat alle Hände voll zu tun, denn in der Herrlichkeit Gödens grassiert das Marschenfieber.
Als ihr in dieser schweren Zeit der Arzt Jan Valkensteyn zur Hilfe eilt, taucht auch ein holländischer Kaufmann namens Friso van Heek auf, der Hiske wenig sympathisch ist. Gleichwohl ist er ein faszinierender Mann, den offensichtlich ein großes Geheimnis umgibt. Ein Geheimnis, das mit einem wertvollen Medaillon dem Meerkristall und mit einer entstellenden Narbe zu tun hat, die der Kaufmann am Arm trägt. Eines Tages wird Friso van Heek tot im Neuen Siel gefunden, und der Meerkristall ist spurlos verschwunden. Hiske glaubt, dass der Mord etwas mit dem Medaillon und mit Frisos geheimnisvoller Vergangenheit zu tun hat, aber sie findet mit ihren Vermutungen nur bei Jan ein offenes Ohr. Nach und nach wird ihr klar, dass der Kaufmann in der Herrlichkeit viele Feinde hatte
Es ist der Kristall, der das Leben unendlich macht.
Der Tod gleicht dem Meer,
der Leichte durchquert es mühelos,
während der Schwere untergeht.
(Khalil Gibran)
Das lange Warten hat ein Ende. Alle Leser/innen, die ›Die Lebenspflückerin‹ geliebt haben, haben sehnsüchtig die Fortsetzung von Hiske Aalkens Geschichte erwartet. Und hier ist sie endlich!
Kurz zum Inhalt:
›Der Meerkristall‹ schließt zeitlich nicht direkt an den ersten Band an. Die Geschichte beginnt drei Jahre später, also 1548, der Schauplatz ist wieder in Ostfriesland in der Herrlichkeit Gödens, wo gerade emsig an der Neustadt gebaut wird.
((Für alle die den ersten Band nicht gelesen haben: Hier haben sich zwei, in Teilen Ostfrieslands verfolgte Glaubensgruppen, (Mennoniten und Täufer), zu einer (friedlichen) Gemeinschaft zusammengeschlossen.
Es handelt sich um die Geschichte der (fiktiven) Hebamme Hiske Aalken, zu der sich Regine Kölpin allerdings von einer wahren Geschichte inspirieren ließ. 1545 gab es im Ort Herrlichkeit Gödens tatsächlich eine Frau, die als Zauberin angeklagt worden war und wieder frei gesprochen wurde.))
Die Hebamme Hiske Aalken hat sich nun in der Herrlichkeit Gödens eingelebt. Der Wortsammler, ein Kind, das schon im ersten Teil bei ihr Zuflucht gefunden hat, wird von ihr umsorgt und sieht sich seinerseits als ihr Beschützer, obwohl er erst 12 Jahre alt ist. Auch der Mönch Garbrand zählt zu den engen Freunden Hiskes. Hiske denkt oft noch an den Arzt Jan Valkensteyn zurück, den sie drei Jahre zuvor kennen und lieben gelernt hat. Immer wieder geht sie also zum Hafen, um auf den anlegenden Schiffen Ausschau nach ihm zu halten und immer wieder enttäuscht nach Hause zurück zu kehren.
Aber Hiske hat keine Zeit sich zu grämen, denn in der Herrlichkeit Gödens grassiert das Marschenfieber, das vor allem Kinder und Alte dahinrafft wie die Fliegen. Einen Teil der Kranken kann sie zwar mit einer speziellen Kräutermischung erfolgreich behandeln, doch oft kommt das Fieber zurück und ist stärker als zuvor. Die Menschen leben immer noch unter schlechten hygienischen Bedingungen, durch die zusätzliche Hitze des Sommers ist es schwer dem Fieber Einhalt zu gebieten.
Zur gleichen Zeit ist Klaas Krommenga auf dem Weg in die Herlichkeit. Er war Hiskes Scharfrichter in Jever und sinnt auf Rache, weil er ihr die Schuld dafür gibt, dass er sein Bein verloren hat.
Eines Tages wird Hiske nicht enttäuscht: Jan ist auf einem der Schiffe. Mit ihm ist auch der holländische und geheimnisvolle Kaufmann Friso van Heek an Bord, der Hiske sofort beim ersten Kennenlernen negativ auffällt. Er sieht sie nicht nur lüstern an, zudem hat er am Oberarm eine entstellende Narbe und trägt ein seltsames Medaillon an einer Kette um den Hals. Darauf ist ein Kristall eingraviert, von Meereswellen umgeben. Was hat es damit auf sich?
Hiske kämpft mit ihrer Eifersucht, als sie sieht, dass die Marketenderin Anneke Jan ebenfalls nicht vergessen hat und ihn wieder umwirbt. Es erscheint Hiske als würde Jan Annekes Werben nachgeben. Doch Anneke arbeitet immer noch als Duuvke, wenn auch nicht offiziell. Sie hat zwei Mädchen angestellt, wovon eine plötzlich schwanger wird und versucht das Kind abzutreiben. Hiske versucht alles, um das Mädchen zu retten. Dann wird Friso van Heek tot im Neuen Siel gefunden und alles weißt darauf hin, dass der Mord mit dem geheimnisvollen Medaillon zu tun hat, das plötzlich verschwunden ist und wieder führen die Spuren zu Hiske ...
Regine Kölpin steht schon lange für Krimis mit Tiefgang und Geschichten, die nicht nur spannend geschrieben sind sondern auch unter die Haut gehen.
„Der Meerkristall“ ist eine packende Fortsetzung und doch beinhaltet doch eine eigene Geschichte. Regine Kölpin verwebt wieder mehrere Erzählperspektiven und Zeitebenen miteinander. Geschichtlich wahre Begebenheiten und fantasievolle Fiktion vermischen sich wieder zu einer lebhaften Geschichte. Fiktive Charaktere werden mit damals tatsächlich lebenden Personen verknüpft. Die Protagonisten werden immer greifbarer und auch auf die Vergangenheit so mancher Nebenfigur wird diesmal näher eingegangen. Eine davon wird somit beinahe zur Hauptperson in diesem Roman. Die Autorin schreibt in ihrer gewohnt schnörkellosen Sprache. Ihre Beschreibungen sind bildhaft und klar, aber niemals langatmig. Die Dialoge sind direkt und bedienen sich der mittelalterlichen Sprache, was den Roman zusätzlich authentisch macht.
Mit „Der Meerkristall“ ist Regine Kölpin wieder ein großer Wurf gelungen. Ein historischer Roman, der perfekt recherchiert, athmosphärisch dicht und spannend bis zur letzten Seite geschrieben ist. Die Rückblenden sind genau richtig platziert und verraten immer nur soviel wie nötig. Bis zum Schluss weiß man nicht, welche Kindheitsgeschichte hier erzählt wird. Als Leser/in freut man sich nicht nur auf ein Wiedersehen mit der sympathischen Protagonistin und ihren Freunden. Auch alte Widersacher wie Bader Dudernixen behalten ihren Platz.
Für geschichtlich Interessierte hat Regine Kölpin einen kurzen Überblick über die geschichtliche Situation in Ostfriesland 1548 verfasst und ein Glossar zusammengestellt, indem wichtige Begriffe aus dem 16. Jahrhundert erklärt werden, die sich am Ende des Buches befinden. Eine Personenliste ist dem Buch vorangestellt.
Wer nach dem Roman noch nicht genug von Hebamme Hiske Aalken hat, dem möchte ich die historische Stadtführung durch Jever ans Herz legen. Unter dem Titel »Jever ganz mörderisch« lässt die Autorin Regine Kölpin, die hierzu sogar ein historisches Kostüm trägt, das Jahr 1542 wieder aufleben, inszeniert als Vorgeschichte für den Roman den Leidensweg ihrer Heldin Hiske Aalken und führt sie an gruselige historische Schauplätze. Die Krimi-Führungen finden mehrmals im Jahr um 20 Uhr statt. Die Dunkelheit sorgt für einen zusätzlichen Kick. Alle Termine für 2013 und Details finden Sie auf der Homepage der Autorin.
Ich wurde nicht enttäuscht. Die Fortsetzung ist genauso mitreißend wie der erste Teil. Ich freue mich schon jetzt auf den 3. Teil der Geschichte und bin neugierig, was Regine Kölpin noch einfällt.
Fazit: Für Fans von historischen Krimis ist dieser Roman ein Muss! Das Buch führt sie wieder in ein dunkles Kapitel der Geschichte, das dank Regine Kölpins Können beim Lesen wieder lebendig wird. Unbedingt LESEN!