Die Normannen
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Die Reiss-Engelhorn-Museen widmen sich in einer umfassenden kulturhistorischen Ausstellung zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum der faszinierenden Geschichte der Normannen. In einem spannenden Bilderbogen zeigen sie, wie aus Wikingern Normannen wurden, die seit dem 9. Jahrhundert das Gesicht Europas veränderten. Auf den Spuren der Nordmänner begeben sich die Besucher auf eine Reise von Skandinavien bis ans Mittelmeer, von der Ostseeküste bis nach Byzanz.
Die Normannen
Alles, was über Olga von Kiew bekannt ist, wissen wir aus Legenden. Dass es die als rachsüchtig und gewalttätig Beschriebene tatsächlich gegeben hat, ist allerdings aus lateinischen Chroniken bekannt. Sie wurde aus Pskow nach Kiew gebracht, um sich mit Igor zu verehelichen, den Herrscher der Kiewer Rus’. Die beiden kamen aus Skandinavien, wo Olga ursprünglich Helga hieß. Als Olga im Jahr 945 Witwe wurde, nahm sie es extrem ernst damit, die Tötung ihres Igors zu rächen. Ziemlich grausam soll die Blutfehde gewesen sein. Nach einer einjährigen Belagerung von Iskorosten war es dann genug. Igor war gerächt. Da der Thronerbe noch zu jung war, übernahm Olga die Herrschaft, wobei sie wiederum als klug beschrieben wurde. Kaiser Konstantin soll ihr, die für Stabilität in der Region sorgte, die Ehe angeboten haben. Wie Charlotte Hedenstierna-Jonson im Kapitel „Entstehung und Aufstieg der Kiewer Rus’“ (S. 81) des Kataloges darlegt, wurde Olga schließlich unter ihrem Taufnahmen Helena heiliggesprochen. Seitdem wird ihr Fest von der russisch-orthodoxen Kirche am 11. Juli gefeiert.
Es gab also auch einige wenige weibliche Herrscherinnen, die sich bei den Normannen hervortaten, die zwischen 800 und 1200 Europa und angrenzende Regionen eroberten. Bestehen konnten diese Frauen damals nur deshalb, indem sie sich in das patriarchale System einfügten und genauso handelten wie Männer in der von ihnen dominierten Welt. Der Katalog „Die Normannen“, der die gleichnamige Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen begleitet, ist ein umfangreiches, wissenschaftlich belegtes und hervorragend bebildertes Lesebuch. Wie die Herausgeber im Vorwort darlegen, schlugen die Normannen „Brücken zwischen Regionen, Gesellschaften und Kulturen. Als Meister der Adaption und Integration und durch ihre hohe Mobilität eignen sie sich überdies als Vehikel, überzeitliche Fragen zu stellen und Perspektivwechsel vorzunehmen“. (S. 19)
Wie wurden aus den Wikingern die „Nordmänner“? Diese Frage beantwortet Viola Skiba in ihrem Essay (S. 35). Die Fundstücke, von denen einige im Rahmen dieser faszinierenden Ausstellung erstmals in Deutschland gezeigt werden, werden im Katalog ausführlich vorgestellt. „Während des 18. Jahrhunderts entwickelte sich eine künstlerische und literarische Leidenschaft für nordische Mythen“, legt Jean-Marie Levesque dar. (S. 477) Diese kulturelle Strömung erfasste ganz Europa.
Der Katalog ist ein wunderbares, bebildertes Lesebuch, aber auch eine hervorragende Vorbereitung auf die sehenswerte, ganz besondere Ausstellung, die das Team in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen in langer Vorarbeit auf die Beine gestellt hat. Sie ist vom 18. September 2022 bis zum 26. Februar 2023 zu erleben.