Paris Requiem
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Paris, September 1940. Nach drei Monaten unter Nazi-Besatzung kann Inspecteur Eddie Giral eigentlich nicht mehr viel schocken. Denkt er zumindest, bis er auf ein Mordopfer trifft, das eigentlich im Gefängnis sitzen sollte. Giral weiß das deswegen so genau, weil er ihn erst kürzlich selbst eingebuchtet hat …
Dieser Tote ist weder der erste noch der letzte Kriminelle, der aus dem Gefängnis und auf die Straße gelassen wird. Aber wer zieht die Fäden, und warum? Diese Fragen führen Giral von Jazzclubs zu Opernsälen, von alten Flammen zu neuen Freunden, von den Lichtern von Paris zu den dunkelsten Landstrichen und zu der höchst beunruhigenden Erkenntnis, dass man, um das Richtige zu tun, sich manchmal auf die falsche Seite schlagen muss.
Dialoglastiger Histokrimi
„Ohne ein Wort tat er so, als nähte er seine Lippen zusammen.“
1940: Das nationalsozialistische Deutschland hat Frankreich unterworfen. Mit dem Verfassungsgesetz vom 10. Juli löst das Vichy – Regime die Dritte Französische Republik ab, bis 1944 sollte der autoritäre Staat unter Pétain bestehen; es kam zur Kollaboration, aber auch zum Widerstand. Dies zum geschichtlichen Hintergrund von Chris Lloyds historischem Kriminalroman „Paris Requiem“. Es handelt sich hierbei um den zweiten Band der Reihe rund um Inspecteur Eddie Giral. Obwohl ich den ersten Teil der Serie („Die Toten von Gare d’Austerlitz“) nicht gelesen habe, hatte ich bei der Lektüre von „Paris Requiem“ keine Verständnisschwierigkeiten.
Worum geht’s?
Paris wird von mysteriösen Morden erschüttert. In einem abgewrackten Jazzclub wird eine Leiche entdeckt. Die Lippen des Opfers sind zugenäht, und als Édouard „Eddie“ Giral herausfindet, dass der Tote ein Sträfling war, der eigentlich im Gefängnis hätte sitzen müssen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Cui bono? Giral muss gegen mächtige Gegner antreten und sich durch ein Dickicht von Kollaboration und Intrigen kämpfen…
Ein Ich-Erzähler führt durch das Geschehen. Stil und Sprache sind (wie so oft in dem Genre) nicht kompliziert, daher kann man das Buch relativ zügig lesen; es bleibt die Frage, ob die einigermaßen moderne Sprache (bzw. die deutsche Übersetzung) zu der beschriebenen Ära passt. Der Ansatz des Autors, seine Geschichte im Zweiten Weltkrieg spielen zu lassen, ist natürlich nicht neu. Auch sind manche Motive nicht neu – vernähte Münder gehören in Thrillern fast schon zum Inventar. Logisch, dass Giral traumatische Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg eher verdrängt als verarbeitet hat (man denke nur an Thomas Shelby von den Peaky Blinders oder an Volker Kutschers Gereon Rath). Lloyds Ausarbeitung ist dennoch reizvoll, die kurzen, dialoglastigen Kapitel ließen mich an spannende Filmszenen denken, nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere mit dem heutigen Wissen vergangene Ereignisse kommentierten. Als Autorin hätte ich die Handlung stellenweise ein wenig gestrafft.
Am besten gefiel mir der historische Hintergrund des Krimis sowie die plastische Darstellung von Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Epoche, auch die Figuren haben durchaus Potential, die Charakterisierung kann mit jedem neuen Band vertieft werden.
Mordfälle in Paris während der Besatzung
Nachdem mir der Vorgängerband „Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ ausnehmend gut gefallen hat, musste ich diesen Roman natürlich auch lesen. Chris Lloyd ist es gelungen, Historisches mit einem spannenden Kriminalfall zu verknüpfen. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber dennoch angenehm zu lesen. Die bedrückende und düstere Atmosphäre des damaligen Paris ist gut zu spüren.
Inspector Eddie Giral bekommt es 1940 mit einem merkwürdigen Fall zu tun. In einem geschlossenem Nachtclub wurde die Leiche von Julot le Bavard gefunden und dessen Lippen sind zugenäht. Doch der müsste eigentlich im Gefängnis sein, denn Giral selbst hat ihn dorthin gebracht. Bei seinen Ermittlungen findet Giral heraus, dass es weitere Häftlinge gibt, die aus dem Gefängnis freigelassen wurden. Wer steckt dahinter und warum geschieht das? Niemand scheint etwas zu wissen.
In Paris herrscht unter der deutschen Besatzung viel Misstrauen, was man gut nachvollziehen kann. Das bekommt auch Giral immer wieder zu spüren. Er hat im 1. Weltkrieg Grauenhaftes erlebt, was seine Spuren hinterlassen hat. Er ist ein Polizist mit Ecken und Kanten und sehr intelligent. Ich konnte gut mit ihm fühlen, auch wenn er mir durch seine Art nicht auf Anhieb sympathisch war. Er ist sehr direkt und tut seine Meinung kund, auch wenn er damit aneckt. Die Zusammenarbeit mit den Besatzern gestaltet sich nicht immer einfach, zumal Eddie oft stur ist und unkonventionelle Wege geht, um seine Fälle aufzuklären. Sein Kollege Boniface ergänzt ihn gut, auch wenn er manchmal den Eindruck macht, nicht besonders engagiert zu sein. Aber auch die anderen Charaktere sind gut und glaubhaft dargestellt.
Es ist ein spannender historischer Kriminalroman, der mich wirklich gefesselt hat. Ich kann ihn nur empfehlen.
Ein überzeugender Krimi im Stil des Film noir
Das ist meine erste Ermittlung zusammen mit Inspecteur Eddie Giral im von den Deutschen besetzten Paris. Obwohl mir einige Informationen aus dem 1. Band fehlen, konnte ich der Handlung folgen und auch Eddies innere Zerrissenheit gut nachvollziehen.
Eddie ist ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, der mich mit seinen Schuldgefühlen, seiner Einsamkeit und seinem Gerechtigkeitssinn berührt hat.
Ausgangspunkt in diesem Fall ist der Mord an einem bekannten Einbrecher, der mit zugenähtem Mund in einem geschlossenen Jazzclub gefunden wird. Eigentlich hätte der Tote im Gefängnis sein müssen. Wie es zu seiner Freilassung kam, darüber schweigen alle. Erschwerend kommt für Eddie persönlich hinzu, dass die Ermittlungen ihn mit seiner Vergangenheit konfrontieren. Das weckt schöne Erinnerungen, aber vor allem Bedauern über verpasste Gelegenheiten und alte Schuld.
Eddie und sein Kollege Boniface stellen schnell fest, dass das Opfer nicht der einzige Häftling ist, der unter merkwürdigen Umständen frei gekommen ist. Boniface ist ein gelungener Gegenentwurf zu Eddie. Er nimmt das Leben eher leicht, liebt die Frauen und die Frauen lieben ihn. Dabei ist er ein guter Polizist und für Eddie ein verlässlicher Partner.
Als sich herausstellt, dass in den Fall die deutschen Behörden verwickelt sind, beginnt ein Lauf durch ein Minenfeld. Deutsche Abwehr, SD ,Gestapo und Wehrmacht bilden eine tödliche Bedrohung für Eddie und Boniface. Eddie bleibt nichts anderes übrig, als sein eigenes Spiel zu beginnen, um zu überleben und zumindest ansatzweise, etwas wie Gerechtigkeit zu erreichen.
Für mich war es eine neue Erfahrung, eine Ermittlung im besetzten Paris zu erleben. Über der gesamten Handlung lag ein Schleier von Melancholie , verursacht durch die Zumutungen der Besatzungsmacht - Angst vor willkürlichen Repressalien, Verhaftung und dem ständig gegenwärtigen Mangel an allem.
Das Buch endet anders, als ich es erwartet habe, überzeugt aber in meinen Augen durch seinen Realitätssinn, der den herrschenden politischen Umständen geschuldet ist. Ein ungewöhnlicher Krimi, der fesselt, berührt und ein Stück Zeitgeschichte widerspiegelt.
Spannender, historischer Kriminalroman
Das Cover zeigt es, hier geht es um einen Kriminalroman aus dem letzten Jahrhundert. Mich hat das Buch sehr angesprochen. Die Geschichte ist sehr spannend, mit einigen unerwarteten Handlungen der Protagonisten. Interessant auch, wie die Beteiligten einander misstrauen. Wohl ein Ergebnis dieser Zeit, denn es spielte im 2. Weltkrieg. Was mir sehr gut gefallen hat, ist am Schluss des Romanes, wie der Autor erklärt, was Fiktion ist, aber vor allem, was sich tatsächlich so abgespielt hat, wie es in diesem umfassenden Buch beschrieben wird. Was ich auch immer wieder lesenswert finde, ist, wie Kriminalfälle zu dieser Zeit gelöst wurden, ohne Hilfe von DNA-Spuren etc. Ich kann es sehr empfehlen, auch wenn ich es als etwas lange empfand.
Übrigens: Es geht um einen brutalen Mord. Dem Opfer wurde dessen Mund mit Angelfaden zugenäht. Interessanterweise ist der Getötete ein Insasse eines Gefängnisses, der, aus welchen Gründen auch immer, vorzeitig freigelassen wurde.