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Die Patientin

Der sechste Fall für TV-Journalistin Milla Nova. Kriminalroman
Buch
Broschiert, 480 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3764507047

ISBN-13: 

9783764507046

Auflage: 

1 (30.03.2020)

Preis: 

15,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 490.573
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3764507047

Beschreibung von Bücher.de: 

»Raffiniert und äußerst rasant: Dieser Krimi bietet coole Hochspannung mit einem unvergesslichen Ermittlerteam!« Bernhard Aichner

Der blinde Nathaniel und sein kleiner Patensohn Silas geben ein merkwürdiges Paar ab - doch seit dem Tag, an dem Nathaniel Silas' Mutter das Leben rettete, sind sie unzertrennlich. Jeden Monat besuchen sie gemeinsam die Komastation des Berner Spitals, doch heute stimmt etwas nicht. Eine fremde Frau liegt in dem Bett, in dem vier Jahre lang Silas' Mutter lag. Der Oberarzt behauptet, sie sei gestorben. Doch es gibt kein Grab, keinen Totenschein, keine Antworten auf Nathaniels Fragen.

Als seine gute Freundin, die Journalistin Milla Nova, herausfindet, dass in der Schweiz mehrere Komapatienten verschollen sind, wittert sie einen Skandal. Dann tauchen Leichen am Ufer der Aare auf, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen. Nathaniel wird klar: Die verschwundene Patientin lebt - doch sie schwebt in tödlicher Gefahr …

Von Christine Brand bei Blanvalet außerdem erschienen: »Blind«, der erste Fall für das Schweizer Ermittlerduo Milla Nova und Sandro Bandini.

Kriminetz-Rezensionen

Wo ist Carole?

Der blinde Nathaniel rettete vor vier Jahren Carole Stein und ihrem neugeborenen Sohn das Leben, doch Carole liegt seitdem im Wachkoma. Monat für Monat besucht Nathaniel mit Silas die Mutter. Doch nun ist Carole verschwunden, die Auskünfte der Klinik sind diffus. Carole soll verstorben sein. Doch es gibt keine Dokumente, kein Grab – Nathaniel bittet die im bekannte Journalistin Milla Nova um Mithilfe.

Milla ist grade an einem spektakulären Fall und hat eigentlich keine Zeit für Nathaniel, doch sie lässt sich auf einige Nachforschungen ein.

Derweil wird am Ufer der Aare ein Selbstmörder gefunden, aber die Rechtsmedizin weist einen Mord nach und eine weitere unbekannte Tote wird angeschwemmt. Einige Spuren weisen auf die Pharmaindustrie und allmählich wächst auch in Milla ein ungeheurer Verdacht.

Das Buch ist eine direkte Fortsetzung von „Blind“ und ich war wirklich sehr gespannt darauf, da für mich die Geschichte von Carole Stein noch nicht zu Ende war. Auch dieses Mal spannt die Autorin einen fesselnden Bogen zwischen verschiedenen Handlungssträngen. Es ist eigentlich kein Ermittlerkrimi, obwohl auch die Polizeiarbeit mit einbezogen wird. Das Gespann Milla und der blinde Nathaniel, der seine Einschränkung nicht als Hindernis sieht und schon mal zu unüberlegtem Aktionismus neigt, ist schon besonders. Aus diesem Grund hätte ich mir Nathaniel, so wie im letzten Buch, mit einem größeren Anteil am Geschehen gewünscht. Da Milla mit dem ermittelnden Beamten Sandro Bandini liiert ist, bringt das immer auch einen Interessenskonflikt mit sich und eine weitere Sicht auf die Ereignisse. In diesem Band liegt der Schwerpunkt der Autorin mehr auf der Journalistin, sie bekommt mehr Raum und auch mehr Tiefe. Auch einige ganz persönliche und private Verwicklungen tragen dazu bei, dass Milla zur Hauptfigur wird.

Der Krimi entwickelte eine besondere Faszination auf mich, weil ich mir gut vorstellen konnte, dass es nah an der Realität bleibt. Man hat schon zu oft von Skandalen im Medizin- und Pharmabereich gelesen. Christine Brand schreibt sehr temporeich, die Story hat mich von Anfang in Bann gezogen – vielleicht auch deshalb, weil sie mit Nathaniel und Milla echte Sympathieträger als Protagonisten erdachte. Die Spannung bleibt bis Ende nervenaufreibend und ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Ein klasse Krimi, den ich wirklich empfehlen mag.

Das Verschwinden von Komapatienten gibt Rätsel auf

»Lebe so, als müsstest du sofort Abschied vom Leben nehmen, als sei die Zeit, die dir geblieben ist, ein unerwartetes Geschenk.« (Mark Aurel)

Nathaniel und der 4-jährige Silas machen ihren monatlichen Besuch bei Carole Stein, Silas Mutter, die seit seiner Geburt im Wachkoma liegt. Nathaniel, der Caroles Leben gerettet hat, ist zu Silas großer Stütze geworden. Umso erstaunter sind beide, als plötzlich eine fremde Frau an Caroles Stelle in ihrem Bett liegt. Als zudem Nathaniel dann noch sehr konträre Antworten zum Verbleib von Carole bekommt, ist er sich sicher, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Denn wenn sie gestorben wäre, müsste es doch ein Grab und einen Totenschein geben. Für Nathaniel steht fest, er braucht wieder einmal die Hilfe von Journalistin Milla Nova. Als Milla herausfindet, dass noch weitere Komapatienten verschwunden sind, wittert sie eine große Story. Wird sie Carole und die anderen Komapatienten rechtzeitig finden?

Meine Meinung:
Passend zum ersten Band, wieder ein recht düsteres Cover. Der Schreibstil war interessant, flüssig, unterhaltsam, spannend, in kurze Kapitel und mehreren Handlungssträngen eingeteilt.

Vier Jahre sind ins Land gegangen, seit der blinde Nathaniel seiner damaligen Anruferin zu Hilfe kam und sie unter spannendem Einsatz gerettet wurde. Leider liegt sie seit dieser Zeit im Koma und konnte bis dahin noch nicht einmal ihren Sohn Silas sehen. Doch wenigstens hat sein Pate Nathaniel dafür gesorgt, dass Silas seine Mutter regelmäßig besuchen darf, selbst wenn es den Pflegeeltern, bei denen er lebt, so gar nicht passt. Was für eine tragische Geschichte denkt man, doch als dann Carole verschwunden ist und das Verwirrspiel zwischen Leben und Tod beginnt, wird es immer interessanter.

Der Autorin ist hier eine wieder tolle Geschichte gelungen, selbst wenn mich manches an den Film »Fleisch« aus dem Jahr 1979 erinnert. Doch tragischerweise hat sie diesmal Nathaniel etwas blass erscheinen lassen, der doch gerade in ihrem Debüt so geglänzt hat. Ich war natürlich darauf gefasst, dass er auch hier wieder der strahlende Held sein wird. Stattdessen hat sie die flippige, unstete Journalistin Milla Nova hier groß herausgebracht, was ja ebenfalls ganz in Ordnung ist. Nur leider mag ich Millas Wankelmütigkeit in Sachen Privatleben überhaupt nicht. Deshalb fehlte mir Nathaniel, der gerade als Blinder sehr viel mehr tun kann, was viele nicht wissen. Und genau das war es, was mich an ersten Band so fasziniert hat. Das Erlebnis, dass ein blinder Mensch nicht abgeschrieben ist, sondern im Gegenteil sogar jemandem helfen kann. Diesmal hingegen wirkte er für mich eher wie ein Blinder, verloren, einsam und unfähig irgendetwas zu bewirken. Selbst am Ende fragte ich mich, warum ist er da Milla zu Hilfe geeilt? Nein das war nicht mein Held vom letzten Mal. Ich denke, die Autorin wird sich gut daran tun wieder Nathaniel mehr in den Vordergrund zu rücken, denn ich glaube, das ist das, was der Leser erleben möchte. Ich will einen starken blinden Helden, der die meiste Zeit sein Leben im Griff hat. Da darf er sich dann ruhig auch mal überfordern und zu viel zumuten. Was ich hingegen nicht möchte, ist ein zerbrechlicher Nathaniel, der sich nichts mehr zutraut, wie es teilweise hier der Fall ist.

Gefreut hat mich, dass ich erfuhr, was mit Carole inzwischen passiert ist. Ich würde mir wünschen, weiterhin wenigstens ein wenig zu erfahren, wie es mit Silas weitergeht. Krass ist hingegen die Geschichte um die Unsterblichkeit und das Einfrieren von Verstorbenen (Kryonik), um sie später wieder zum Leben zu erwecken und zu heilen. Für mich eine Sache, die ich nach wie vor nicht nachvollziehen kann. Selbst wenn es diese Möglichkeit heute schon gibt, erscheint sie mir immer noch utopisch.

Jedenfalls wünsche ich mir weitere Krimis mit Nathaniel und Milla Nova und vergebe diesmal nur 4 von 5 Sternen.

Wenn Ärzte deine Feinde werden

Die Geschichte um Carole Stein, die ich ja bereits aus dem ersten Buch der Reihe kenne, setzt sich hier quasi fort. Zwar wurde sie seinerzeit gerettet, liegt seitdem aber im Koma und ist jetzt plötzlich verschwunden, angeblich ist sie verstorben. Dass eine Patientin stirbt und niemand benachrichtigt wird, dass das Jugendamt, dass ja nun zumindest beaufsichtigend dem vierjährigen Silas zur Seite steht, so gar keine Rolle spielt, finde ich schon befremdlich.

Experimente an Menschen
Überhaupt ist die Vorstellung, dass über Jahre hinweg etliche Komapatienten einfach so verschwinden gruselig – das niemand ihr Verschwinden bemerkt, ist eigentlich noch viel gruseliger. Was allerdings mit den Menschen passierte, ist noch viel schlimmer, als man es sich vorstellen kann. Sie dienen skrupellosen Wissenschaftlern als Experimentierobjekt um einen schon ewig währenden Wunsch der Menschheit zu erfüllen – das ewige Leben.

Ernstes Thema
Dieses Thema – das ewige Leben und die Suche danach – zieht sich durch das ganze Buch. Allerdings geht die Ernsthaftigkeit dieses Themas, ebenso wie des Themas der Wissenschaft, die nicht beobachtet und kontrolliert wird, viel zu oft verloren, weil Milla Nova recht unprofessionell bzw. tollpatschig ermittelt, was sicher ein bisschen zum Schmunzeln anregt. Ich finde aber, das passt weder zum ernsten Thema noch zu einer ernsthaften Ermittlung.

One-Woman-Show
Überhaupt mutierte das Buch nach und nach zur One-Woman-Show. Es tauchen zwar sehr viele Rand- und Nebenfiguren auf, aber sie verschwinden schnell wieder in der Versenkung. Auch Millas Freund, der Polizist Sandro Bandini, taucht hauptsächlich als Liebespartner auf und nicht als Ermittler. Am meisten habe ich Nathaniel vermisst – ich mochte seine ruhige und besonnene Art. Mir fehlte auch eine Art zweiter Blick auf das ganze Geschehen, aber vor allem fehlt mir eine Person, mit der ich mitfiebern und mitleiden kann.

Ermittlerpaar
Milla ist mir nicht sonderlich sympathisch, da ich ihre Art, ständig und vor allem blitzschnell Ausflüchte und Ausreden zu erfinden, überhaupt nicht leiden kann. Mal ist das okay, aber ständig finde ich das nervig, noch dazu finde ich ihre Tollpatschigkeit viel zu überzogen. Ursprünglich, also im ersten Band, dachte ich, dass Milla und Nathaniel ein festes Ermittlerpaar seien, aber das scheint wohl leider nicht so zu sein. Schade – mal sehen, ob ich einen dritten Band noch lesen mag.

Mein Fazit
»Die Patientin« von Christine Brand hat ein sehr spannendes Thema als Aufhänger. Trotz meiner Kritik an dem Buch war es spannend geschrieben und ließ sich flott lesen. Allerdings werde ich wohl auf einen dritten Band verzichten.