Pleiten, Pech und Leichen
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Vielleicht hätte sie doch irgendetwas lernen sollen. Dann müsste sich Jenny ihren Lebensunterhalt nicht in der blöden Bäckerei im Europa-Center verdienen – von ein paar Ladendiebstählen ab und zu mal abgesehen. Vor allem wäre ihr dann der Chef vom Wachdienst nicht hinterhergelaufen – und wäre noch am Leben. Die Fragerei der Polizei bliebe Jenny auch erspart und die Besuche dieses lästigen Kommissars erst recht. Aber so ein langweiliges, ordentliches Leben liegt einfach nicht in ihren Genen. Lieber zieht sie mit ihrer Freundin Anna in ihrem ausrangierten Leichenwagen um die Häuser. Irgendwie wird schon alles gut gehen. Und im Notfall kann sie ja immer noch mit Simon, dem jung gebliebenen Ferrari-Fahrer, in die Karibik abhauen. Einer selbstbewussten, schlagfertigen Frau wie Jenny kann doch eigentlich nichts passieren … Mit viel schwarzem Humor lässt Erfolgsautorin Elke Schwab, Gewinnerin des Saarländischen Autorenpreises 2013 und 2014, ihre neue Heldin Jenny auf Saarbrücken los. Sie will ja nichts Böses. Aber Polizei und Unterwelt sollten sich warm anziehen.
(Klappentext)
Atemlos auf 8 1/2 Zentimeter
Eigentlich wollte ich den Ausdruck „atemlos“ wegen seiner inflationären Verwendung in diesem Jahr, also 2014, nicht noch weiter abnutzen. Aber er passt halt nur zu gut zu diesem Krimi von Elke Schwab, respektive ihrer Hauptprotagonistin Jenny.
Jenny, die äußerst attraktive, jedoch finanziell dauerklamme junge Frau, verdient sich ihre Brötchen als Bäckereiverkäuferin in einem Einkaufs-Center. Ihr Hungerlohn ermöglicht es ihr leider nicht allzu große Sprünge in Sachen Luxus zu machen, weshalb sie sich durch den Verkauf hochwertiger Waren wie Dessous oder auch Schuhe, die sie aus den benachbarten Geschäften mitgehen lässt, das Leben ein bisschen versüßt. Dass es dadurch nicht nur süß sondern durchaus auch sauer werden kann, erfährt sie bei ihrem nächsten Clou.
Der Diebstahl eines sehr teuren Parfums wird vom Kaufhausdetektiv beobachtet, der sie schon länger auf dem Kieker hat. Bei der Festnahme wehrt sie sich und der Detektiv kommt dabei ums Leben. Das Unglück nimmt seinen Lauf. Es gibt weitere Tote, die sprichwörtlich übertragen, tatsächlich ihren Weg zu pflastern scheinen.
Noch mehr Würze bekommt ihr Dasein durch die unübersehbare Verehrung eines Kunden, der braungebrannt und gutaussehend mit seinem Ferrari-Schlüssel winkt und auch ihr Dauer-Stalker Tobias ist objektiv betrachtet ein Augenschmaus mit äußerst gewähltem, um nicht zu sagen ausgewähltem Wortschatz und mal abgesehen von seiner Dauerpräsenz vor der Haustür, durchaus sauberen Manieren. Der fesche Arzt südländischen Aussehens bringt noch einen Schuss erotische Schärfe mehr in die Geschichte und nicht nur aus kriminologischer Sicht wird diese zunehmend spannender. Denn da wären auch noch ihre unter Paranoia leidende Vermieterin, die ebenfalls kriminell veranlagte Oma und nicht zuletzt ihr dreibeiniges Hündchen „Käpt'n Ahab“, die allesamt für reichlich Trubel und wenig Jubel sorgen.
Im Grunde genommen könnte Jenny es sich einfacher machen und dieses oder jenes gestehen und sie käme mit einem blauen Auge davon, doch sie verstrickt sich immer weiter in neue Lügen, oder wie wir in Bayern (passenderweise zu diesem Fall) zu sagen pflegen: „Sie versemmelt es wieder!“ Eine Tat lässt die nächste Folgen und so landet sie sogar in den Fängen von Mädchenhändlern und es bleibt nicht bei nur einem blauen Auge. Helfen kann ihr nur noch ihre beste Freundin. Diese wird es auch sein, die ihr letztendlich das Leben retten wird.
Lügen haben kurze Beine, doch Jenny hat lange - auch wenn sie die Stilettos mit 8 ½ Zentimeter Absatz gar nicht selbst benutzt und deshalb strauchelt sie in der rasanten Geschichte nur ab und zu, fällt aber nicht.
Pleiten, Pech & Leichen ist ein Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack. Während sich die Krimiautorinnen und Autoren in letzter Zeit mit immer noch mehr Brutalität und Blutrünstigkeit in ihren Büchern gegenseitig zu überholen und übertrumpfen versuchen, genieße ich umso mehr die Leichtigkeit, die witzigen Dialoge und die teilweise lustigen und aberwitzigen Situationen, die sich hierin ergeben, ohne dass es an Spannung fehlt. Im Gegenteil.
Dass dieser Krimi mit dem Wort „Ende“ aufhört finde ich jedoch unerhört, denn spätestens nach dem rührenden Abschiedsbrief von Tobias verlangt man innerlich nach einer Fortsetzung.
Polizei und Unterwelt sollten sich warm anziehen.
Jennifer Klein ist 35 Jahre alt und arbeitet als Hilfskraft in einer Bäckerei im Europa-Center in Saarbrücken. Sie verdient mehr schlecht als recht und so peppt sie ihr Einkommen mit kleinen Ladendiebstählen im Europa-Center auf, die sie dann auf Ebay wieder verscherbelt.
Doch eines Tages stellt sie der Kaufhausdetektiv beim Diebstahl eines sehr teuren Parfums. Karl Renner hatte sie schon länger im Visier und sieht endlich seine Chance gekommen, sie des Diebstahls zu überführen. Doch gerade als er sie festnehmen will, geschieht ein Unglück. Jennifer wehrt sich so heftig, dass Karl Renner sein Leben dabei verliert. Nun hat Jennifer ein anderes Problem. Aber damit nicht genug. Von diesem Tag an reiht sich eine Leiche an die nächste und Jennifer weiß weder ein noch aus.
Was nach einer eher witzigen statt ernstzunehmenden Krimiunterhaltung klingt, entwickelt sich auch zu solch einer. Jennifer ist eine chaotisch-liebenswerte Person, die mit ihrem dreibeinigen Hund „Käpt'n Ahab“ in einer kleinen Wohnung lebt und als einzige Verwandte nur noch ihre Oma Käthe hat. Aber ganz alleine ist Jennifer trotzdem nicht. Immerhin gibt es ja noch ihren Dauer-Stalker Tobias Winter, ihre Freundin Anna und den schnittigen Ferrari-Fahrer Simon, der sie in die Karibik entführen will.
Die Autorin verleiht jedem Protagonisten einen eigenen typischen Charakter. Dadurch werden die Figuren bildlich und greifbar. Man kann sie gut voneinander unterscheiden und hat schnell ein Bild von ihnen im Kopfkino erzeugt. Zeitgleich wird die Protagonistin Jennifer Klein so chaotisch geschildert, dass man buchstäblich auf das nächste Fettnäpfchen wartet, in das sie sicherlich wieder hineintappen wird.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und unterhaltsam, der Lokalkolorit war mir jedoch etwas zu schwach vertreten und auch die Toten kamen mir persönlich ein wenig nach dem gleichen Schemata ums Leben. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, da mein Fokus sich vor allem auf das chaotische Dasein von Jennifer und ihrer Oma Käthe richtete.
Gegen Ende zieht der kriminalistische Part ein wenig stärker an, so dass auch die Spannung zusätzlich steigt. Der Schluss lässt Spekulationen für eine Fortsetzung zu, auf die ich nun gespannt warte.
Fazit:
Ein witziger und unterhaltsamer Saarland-Krimi, bei dem die Unterhaltung vor allem lebhafte Charaktere und irrwitzige Situationen um Fokus stehen.