RAF 1.0 - 3.0
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Wieso sollte man etwas lesen, was bereits hundert Mal erzählt worden ist? Bei Stefan Schweizers „RAF 1.0-3.0 – Ideologie und Strategie“ liegt das anders. Die Geschichte der RAF ist oft geschrieben worden. Das Besondere an Schweizers Werk liegt in der Vorgehensweise und Fragestellung. Schweizer analysiert anhand der Originaldokumente zunächst die Ideologe, dann die daraus abgeleitete Strategie und zu guter Letzt die eng damit verbundenen militärisch-strategischen Attentate der RAF. Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Werken argumentiert Schweizer eng an den Bekennerschreiben, Strategiepapieren und anderen Dokumenten und nimmt auf dieser Grundlage eine kritische Analyse der Ideologie und Strategie vor. Der Text ist angesichts der hochkomplexen und schwierigen Materie sehr lesefreundlich, spannend und fördert neue Erkenntnisse zu Tage, welche die Motivation und das Agieren der RAF kritisch beleuchten.
Eine Aufarbeitung
Stefan Schweizer ist mit RAF 1.0 – 3.0 eine umfassende Aufarbeitung der Zeit der RAF gelungen, einer Gruppierung, die mit ihren Terrorakten die Geschichte der Bundesrepublik in den späten 60er und 70er Jahren geprägt hat. Nach eigenem Bekunden hat die RAF sich 1998 aufgelöst.
Der Autor setzt sich mit drei Phasen auseinander: Die Gründungs- und Anfangszeit der RAF mit einer kommunistischen Grundausrichtung, mit der zweiten Generation der RAF, die sich auf die Subjekt-Theorie der Frankfurter Schule bezog und mit der dritten Generation, die Begriffe wie Selbstorganisation und selbstbestimmtes Leben zum Inhalt machte.
Schweizers Analyse liegen Originaldokumente der RAF zugrunde, am Ende seines Buches belegt er seine Quellen. Der Autor legt sachlich die Motivation der Täter dar.
Wurde die 1. Generation der RAF vom Kommunismus inspiriert, stand bei der 2. Generation der bewaffnete Kampf im Vordergrund. Zum Höhepunkt der RAF-Offensive gegen die Bundesrepublik kam es im Herbst des Jahres 1977 mit der brutalen Entführung und Ermordung des Chefs der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber, wobei die RAF von Beginn an mit Toten rechnete "und nahm sie billigend in Kauf". Nach der Logik der RAF waren die Arbeitgeber verantwortlich für die Unterdrückung und Ausbeutung der deutschen Arbeitnehmer und das Opfer verkörperte für die RAF die Kontinuität des Dritten Reiches in der Bundesrepublik Deutschland.
In der 3. Generation, die sich ideologisch auf das sog. „Mai-Papier“ bezog, wurde versucht, die Aktionen auf eine breitere Basis zu stellen.
Schweizer zeigt internationale Verbindungen zu anderen Terrororganisationen auf, es sollte eine „neue Phase für die Entwicklung revolutionärer Strategie in den imperialistischen Zentren“ eröffnet werden.
Das vorliegende Buch mit seiner Aufarbeitung eines Kapitels der Geschichte Deutschlands ist keine trockene Theorie-Abhandlung, sondern interessant und spannend zu lesen. Ein Einsatz im Schulunterricht der Oberstufe wäre gut vorstellbar.