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Schatten in der Friedrichstadt

Der achte Fall für Leo Wechsler. Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 336 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3423219629

ISBN-13: 

9783423219624

Erscheinungsdatum: 

16.02.2022

Preis: 

12,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 169.167
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3423219629

Beschreibung von Bücher.de: 

Mord im Zeitungsviertel.

November 1928: Der Journalist Moritz Graf stürzt vom Dach des Ullsteinhauses an der Kochstraße. War es wirklich ein Unfall? Oder wurde er hinuntergestoßen? Graf hatte offenbar an einer explosiven Geschichte gearbeitet. Doch worum es dabei ging, weiß niemand.

Kommissar Leo Wechsler trifft bei seinen Ermittlungen auf den ebenso charmanten wie skrupellosen Clemens Marold, den Chefredakteur der »Berliner Nachrichten«. Der Mann scheint überall zu sein und ganz Berlin zu kennen. Und bald stellt Leo fest, dass er sich einen einflussreichen Feind gemacht hat.

Kriminetz-Rezensionen

»Bald hab ich ihn«

November 1928: Moritz Graf hat als Journalist einen guten Ruf, ist aber ein absoluter Einzelgänger. Dann stürzt er vom Dach des Ullstein-Hauses. War es ein Unfall oder hat jemand nachgeholfen? Er war zuvor wieder an einer Geschichte dran, aber niemand im Verlag wusste, worum es geht.

Die Ermittlungen führen Leo Wechsel auch in den Hugenberg-Konzern. Dort hatte es eine Umbesetzung gegeben, da Dr. Brüder, die rechte Hand Hugenbergs, kürzlich verunglückte. Der Nachfolger Clemens Marold ist ein smarter Mann, der Leos Fragen an sich abgleiten lässt und ihm kaum versteckt sogar droht.

Dies ist bereits der achte Fall, in dem der Berliner Kommissar Leo Wechsler ermittelt. Der Schreibstil der Autorin Susanne Goga ist immer wieder sehr angenehm zu lesen.

Die Atmosphäre jener Zeit in Berlin und ganz besonders die Presselandschaft sind gut dargestellt. Im politischen Umfeld ist einiges in Bewegung und Dr. Alfred Hugenberg hat politische Ambitionen. Er hat sein Imperium immer weiter ausgebaut und seine »Wirtschaftsstelle für die Provinzpresse« macht es möglich, die Meinungsbildung in ganz Deutschland zu beeinflussen und so eine ungeheure politische Macht zu entfalten.

Leo muss seine Ermittlungen in alle Richtungen führen und so befragt er nicht nur die Mitarbeiter im Ullstein-Verlag, er begibt sich auch zum Zeitungsverlags August Scherl. Dort sind ihm weder Redakteur Hussong noch die graue Eminenz Marold sympathisch. Die zeigen auch gleich, wie viel Macht sie haben. Aber hatten sie die Gelegenheit, Graf vom Dach zu stoßen?

Ich mag Leo Wechsler und seine Familie, zu der ich auch seine Schwester Ilse zähle. Sowohl Clara als auch Leo haben ihre Meinung und sie lassen sich auch nicht einschüchtern. Auch Leos Team ist mir sympathisch. Gefallen hat mir auch, dass Robert Walther seinem Groll nicht nachgibt und Leo unterstützt. Aber auch im Ullstein-Verlag finden sich einige sympathische Kollegen. Die mitfühlende Hedy Neumann mochte ich besonders. Hugo Behrendt tat mir ein wenig leid, weil er nicht merkt, dass Jette Klammroth nicht wirklich an ihm interessiert ist. Doch um August Friese habe ich Angst gehabt, der sich dummerweise in eine missliche Lage gebracht hat.

Der Fall ist für die Berliner Polizei nicht einfach und es dauert eine ganze Zeit, bis der entscheidende Hinweis die Zusammenhänge klarmacht.

Mir hat dieser interessante, spannende und absolut lesenswerte historische Krimi gut gefallen. Ich bin schon auf den nächsten Fall mit Leo Wechsler gespannt.

Mord im Ullsteinhaus...

Mit »Schatten in der Friedrichstadt« hat Susanne Goga ihren 8. Fall über Leo Wechsler vorgelegt. Ich kannte von der Autorin bisher einige ihrer historischen Romane und Band 1 – 3 der Leo-Wechsler-Krimireihe und habe mir jetzt mal den neuesten Band »gegönnt«, der 1928 spielt – und war wieder mal sehr begeistert! Nur kurz zur Information: Man kann jeden Band auch einzeln lesen (die Fälle sind in sich abgeschlossen), aber durch die kontinuierliche Fortsetzung erfährt man ein umfassendes Bild der damaligen Ereignisse und man erlebt die Entwicklungen der Protagonisten!

Ja, ich mag Leo Wechsler, er ist mir sympathisch, ich nehme wie bei guten Freunden Anteil an seinem Familienleben, ähnlich wie bei Commissario Brunettis Kindern Rafi und Chiara verfolge ich das Aufwachsen von Georg und Marie. Leo Wechsler lebt vollkommen normal und unspektakulär in Berlin-Moabit, mit allen Höhen und Tiefen des ganz alltäglichen Lebens.

Jetzt im 8. Fall führt ihn ein Tod in die Friedrichstadt, dem damaligen Berliner Zeitungsviertel: Der Journalist Moritz Graf ist vom Dach des Ullsteinhauses gestürzt: Unfall, Selbstmord oder Mord? Leo und seine Inspektion A ermitteln …

1928 – der aufkommende Nationalsozialismus ist schon überall zu spüren, die Anfeindungen gegen Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten werden größer und natürlich besonders in den Medien. Hier hat es die Autorin geschafft, quasi »nebenbei« die verschiedenen Strömungen der damaligen Zeitungslandschaft deutlich zu erklären – auch den Coup von Hugenberg (lt. Nachwort der Autorin: »Alfred Hugenberg war es ab 1916 gelungen, sämtliche Produktionsstufen der Zeitungshersteller in einer Hand zu konzentrieren.« S. 327): durch die WiPro (Wirtschaftsstelle für die Provinzpresse) erfuhren die Leser nur, »was Hugenberg und seine DVNP sie wissen lassen wollte.« (S. 17) Auch die Wochenschauen der UFA gehörten zum Hugenberg-Imperium – die Gleichschaltung der Presse ab 1933 war dann nur noch ein klitzekleiner Schritt …

Aber außer den wirtschaftlichen Verflechtungen »erleben« wir Leser*innen auch Hitlers 1. Rede im Sportpalast mit: Ein Journalist » …hatte die Partei lange nicht ernst genommen, sie für eine vorübergehende Erscheinung gehalten …« (S.94), doch »Es war nicht Faszination gewesen (…), sondern tiefe Beklemmung. Wie es dieser Mann schaffte, Worte als Peitsche zu gebrauchen, war sehenswert und verstörend zugleich.« (S.96)

Aber auch das Alltagsleben findet seine Gedanken: Ob die Überlegung, wann die letzten Pferdefuhrwerke in Berlin zu sehen sind oder die Faszination von Leos Sohn für Automobile, die Ermittlungen in einem Berliner Jazzlokal oder sie Situation der Berliner Obdachlosen – alles wird einbezogen …

Und Leo und seine Kollegen ermitteln …

In einem Nachwort stellt Susanne Goga die Zusammenhänge der verschiedenen Ereignisse klar, klärt über fiktive und reale Persönlichkeiten auf, denn natürlich – bedingt durch die Nähe zum Ullsteinhaus – findet Vicki Baum ihre Erwähnung, aber auch – was ich bisher nicht wusste: Billie Wilder hat bei der »B.Z. Am Mittag« (ein Ullstein-Blatt) gearbeitet, bevor er 1933 nach Hollywood emigrierte und als Billy Wilder international Karriere machte.

Aus Sorge vor unbedachten Spoilern habe ich bewusst nichts zum aktuellen Fall erzählt, so viel sei aber gesagt: Ich bin zufrieden mit der Arbeit von Leo und seinen Kollegen, das realistische Ende hat mir sehr gut gefallen! Und damit eine vollkommen überzeugte Empfehlung für dieses Buch und für diese Reihe im Allgemeinen! Frau Goga: ich bin in gespannter Erwartung auf weitere Leo-Wechsler Fälle (und erst mal kann ich ja als Überbrückung noch Band 4 – 7 lesen)!

Leo Wechslers Ausflug in das Zeitungsviertel

Berlin 1928: Ein bekannter, aber nicht sehr beliebter Journalist fällt vom Dach des Ullstein-Hauses. Unfall, Selbstmord, oder gar Mord? Leo Wechsler und sein Team stellen schnell fest, dass Moritz Graf gestoßen wurde. Die Suche nach dem Täter ist jedoch nicht einfach, auch wenn der Verdacht nahe, dass die geplante Reportage des Toten zur Tat geführt haben könnte. Leider fehlt das Notizbuch des Journalisten, und damit sämtliche Hinweise, woran er zuletzt gearbeitet hat.

Doch nicht nur das macht Leo zu schaffen, denn er gerät in Fokus eines rechten Verlagshauses, das eine regelrechte Hetzkampagne gegen ihn startet – manches kommt einem leider sehr aktuell vor ...

Susanne Goga nimmt uns dieses Mal mit ins Zeitungsviertel Berlins, und wieder tauchen (nicht nur) in diesem Zusammenhang – einige bekannte Namen, wie Billie(y) Wilder oder Erich Maria Remarque, auf. Der Autorin gelingt es wieder gut, die Atmosphäre dieses Umfelds einzufangen, wie überhaupt die der damaligen Zeit. Neben dem Zeitungsmilieu spielt auch Obdachlosigkeit und Obdachlosenunterkünfte eine Rolle, sowie der zunehmende Nationalsozialismus. Im Nachwort kann man nachlesen, wer oder was fiktiv bzw. historisch belegt ist.

Auch Leos Privatleben spielt natürlich wieder seine Rolle, dieses Mal gibt es u. a. gute Nachrichten von Leos Schwester Ilse zu vermelden. Und auch Robert Walther, dessen Verhältnis zu Leo seit dem letzten Band sehr distanziert geworden ist, wird nicht vergessen.

Am Ende ist der Kriminalfall natürlich zufriedenstellend gelöst, als Leser:in konnte man gut miträtseln. Anderes bleibt offen, was aber passend ist, und vielleicht in weiteren Bänden noch einmal aufgenommen wird. Ich hoffe sehr, dass die Reihe bald weitergeht.

Leo Wechslers achter Fall führt ins Zeitungsmilieu, bietet einen interessanten Kriminalfall, fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit gut ein, und ist, wie die ganze Reihe, wieder lesenswert.