Cover von: Im Schatten des Thronfolgers

Wenn Du über einen Link auf dieser Website kaufst, unterstützt Du Kriminetz, da wir dann eine kleine Provision erhalten.

Im Schatten des Thronfolgers

Der dritte Fall für Polizeiagent Johann Pospischil. Ein k.u.k. Krimi
Buch
Gebundene Ausgabe, 290 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3711721435

ISBN-13: 

9783711721433

Erscheinungsdatum: 

13.03.2024

Preis: 

22,00 € (bei Erscheinen)
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 1.257.344
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3711721435

Beschreibung: 

Mit dem Schloss Artstetten haben sich Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie einen schönen Landsitz mit großzügigen Gärten geschaffen. Auch eine Familiengruft soll gebaut werden – doch im Zuge dieser Bauarbeiten kommt es zu einem grausigen Fund.

Polizeiagent Pospischil und sein Assistent Frisch werden aus Wien zum Tatort gerufen, und bald schon wird klar, dass Kammermeister Baron von Wald eigenmächtig Gartenjagden für Adelige veranstaltet: Die Gejagten sind Bauernmädchen aus der Umgebung und die adeligen Herren werden vom Baron in Folge mit eindeutigen Fotos erpresst.

Als dann auch noch die Leiche eines Mädchens gefunden wird, das seine Teilnahme an der Jagd verweigert hat, erhält der ursprüngliche Mordfall noch weitere Dimensionen, und Pospischil bringt die aparte Pfarrersköchin gewaltig in Versuchung …

Kriminetz-Rezensionen

Die Geheimagenten ermitteln in Artstetten

„Im Schatten des Thronfolgers“ von Christine Neumeyer ist bereits der dritte Band ihrer historischeren Krimireihe aus der Kaiserzeit, mit Polizeiagent Pospischil und Dr. Frisch als Ermittler.

Worum geht es?
Im Schloss Artstetten wird bei Bauarbeiten für eine Familiengruft ein grausiger Fund entdeckt. Da dies die Sommerresidenz des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie ist, ist Diskretion und Geheimhaltung vonnöten, somit werden Geheimagent Pospischil und sein Assistent Dr. Frisch als Ermittler nach Artstetten entsandt. Im Zuge der Recherchen stoßen die beiden auf allerlei unehrenhafte Machenschaften …

Das Cover wirkt etwas düster, symbolisiert die zu erwartenden dunklen Geheimnisse. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt im Jahr 1909. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, ist sprachlich der Zeit angepasst, der gut dosiert eingesetzte Dialekt macht das Lokalkolorit noch stimmiger. Die Kapitel sind angenehm kurz und – was ich persönlich stets sehr schätze – mit Orts- und Zeitangaben versehen. Die Handlung schließt unmittelbar an die Ereignisse des Vorgängerbandes „Der Kuss des Kaisers“ an. Es sind jedoch jeweils abgeschlossene Fälle, somit auch für Quereinsteiger problemlos voneinander unabhängig zu lesen.

Was ich so besonders an dieser Krimireihe schätze, ist, wie die Autorin die Atmosphäre jener Zeit einfängt, mit vielen manchem Leser vielleicht zu unwesentlich vorkommenden Details, die es aber meiner Meinung nach gerade sind, die das Zeitbild authentischer machen und zeigen, wie intensiv die Recherchen betrieben wurden. Vieles befindet sich im Umbruch, wozu auch die Technik einiges beiträgt. Automobile sind selten, am Land kaum Telefonleitungen verlegt, es fahren noch Dampfeisenbahnen und Kommunikation ist umständlich, der Polizeiarbeit sind ermittlungstechnisch noch viele Grenzen gesetzt. Sehr augenscheinlich werden nicht nur die Klassenunterschiede aufgezeigt, sondern insbesondere auch die damalige Stellung der Frauen, deren Sinn und Zweck primär Hausfrau und Mutter war. Doch manche jungen Frauen streben bereits nach Selbstständigkeit. Schloss Artstetten und dessen Park sind anschaulich beschrieben. Wunderbar eintauchen kann man auch in die malerische Landschaft des Nibelungengaus, Appetit machen die Köstlichkeiten der Region - ob es sich nun um die ausschweifenden Festlichkeiten der Adeligen dreht oder das einfache, bodenständige Essen. Last but not least wird die politische Situation angesprochen, die Veränderungen, die man sich von Erzherzog Franz Ferdinand als zukünftigen Kaiser erwartete.

Was die Spannung anbelangt, so ist es ein eher ruhiger Verlauf, von einigen Spannungsmomenten abgesehen. Perspektiven- und Szenenwechsel gestalten die Handlung dennoch abwechslungsreich, offenbaren verdächtige Gestalten und zwielichtige Machenschaften, lassen sowohl Ermittler als auch Leserschaft lange im Dunkeln tappen. Erst ein weiterer Mord führt zum wahren Täter.

Die agierenden Personen wirken lebendig und authentisch in ihrem jeweiligen Umfeld. Das Ermittler-Duo ist sympathisch, empathisch und behandelt die Menschen nie herablassend. Pospischil ist der erfahrene Polizeibeamte, er agiert ruhiger, besonnener, verfügt über große Menschenkenntnis. Dr. Frisch zeichnet sich durch Fachwissen, modernes Know-how aus, ist aber bei Befragungen oft noch zu ungeduldig und zu direkt. Die beiden verkörpern in gewisser Weise den Umbruch der Jahrtausendwende. Der schon beinahe pensionierte Pospischil ist misstrauisch der modernen Technik gegenüber, er ist noch ein typischer Beamter des Kaiserreiches, während Dr. Frisch für alles Neue aufgeschlossen ist, ihm kann der Fortschritt gar nicht schnell genug voranschreiten. Beide zeigen Gefühle, ebenso der jungverheiratete Dr. Frisch, als auch Pospischil, der sich trotz seines Alters auf Freiersfüßen bewegt.

„Im Schatten des Thronfolgers“ war ein historischer Krimi nach meinem Geschmack, der mir mit den liebenswürdigen Charakteren und dem stimmigen historischem Ambiente genussvolle Lesestunden beschert hat. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

Tod im Nibelungengau

Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand möchte auf seiner Sommerresidenz in Artstetten eine Gruft errichten lassen, um dort einst mit seiner Ehefrau Sophie zusammen bestattet zu werden. Als die notwendigen Bauarbeiten beginnen, wird eine Kinderleiche gefunden. Soll damit der Ruf des Kaisers und seiner Familie beschädigt werden ? Polizeiagent Pospischil und sein Assistent Frisch werden mit der Untersuchung des Falles beauftragt. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit den ominösen Jagdgesellschaften, die vom Kammermeister von Wald für neu in den Adelsstand erhobene Beamte auf dem Anwesen des Thronfolgers veranstaltet werden. Die Jagd ist delikater Art, denn Mädchen aus dem Dorf, verkleidet als Paradiesvögel, sind die Beute. Erst eine weitere Leiche scheint auf die richtige Spur zu führen.
Mich hat der Krimi, eine Art historischer Cosy Crime, sehr gut unterhalten. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Da wäre das Ermittlerduo, das unterschiedlicher nicht sein könnte, sich aber auf der Suche nach der Wahrheit perfekt ergänzt. Pospischil ist kurz vor der Rente und lebt mit seiner Schwester zusammen, die ihm den Haushalt führt. Neuerungen steht er abwartend gegenüber, dafür hat er ein gutes Gespür für Menschen und Situationen. Frisch hat Entomologie und Pathologie studiert, freut sich über technische Neuerungen und ist frisch verheiratet. Er neigt den Sozialisten zu und findet im Verhör nicht immer den richtigen Ton.
Da die Ermittlungen sowohl in Adelskreisen als auch bei der einfachen Landbevölkerung erfolgen, bekomme ich einen guten Einblick in beide Gesellschaftsschichten. Stellvertretend für die dunkle Seite des Adels steht für mich der Kammermeister . Er ist arrogant, geldgierig und schreckt nicht vor unlauteren Mittel zurück, fühlt sich aber der einfachen Bevölkerung in allen Bereichen haushoch überlegen. Für ihn zählt der äußere Schein.
Die bäuerliche Landbevölkerung muss sich um ihr Auskommen kümmern. Die abfallende Arbeit will bewältigt, die große Kinderschar ernährt werden. Mich hat erschüttert, wie wenig Frauen hier als Mensch wert sind. Sie sind den männlichen Familienmitglieder untergeordnet, ihre Arbeitskraft wird ausgebeutet. Mädchen werden wegen der drohenden Mitgift als last empfunden. Natürlich sollen sie bis zur Ehe enthaltsam leben und wehe es kommt zu einer ungewollten Schwangerschaft.
Die Auflösung des Falles ist den gesellschaftlichen Verhältnissen geschuldet und war in meinen Augen eine Tragödie. Es gab aber auch zahlreiche humorvolle Moment, so als zum Beispiel der Mangel an Landärzten und Fachkräften bedauert wird. Der Krimi bietet einen ungewöhnlichen und dabei spannenden Fall und ist nicht zuletzt wegen seinem historischem Umfeld absolut lesenswert.

Lokal- und Zeitkolorit

Artstetten, 1909: Während des Baus der Gruft für die Familie des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand wird eine Babyleiche gefunden, das Kind wurde anscheinend lebend geboren. Auf Grund des Fundortes wird der Geheimagent Pospischil und sein Assistent Frisch nach Artstetten entsandt, um den Fall möglichst diskret aufzuklären.

Was mir direkt von Anfang an gefallen hat, ist das Lokalkolorit, das der Roman sozusagen aus jeder Pore ausströmt. Das fängt schon mit den Dialogen an, die oft dialektgefärbt sind, jedoch nie so stark, dass „Außenstehende“ es nicht verstehen könnten. Und geht weiter über die sehr gelungene Beschreibung der Örtlichkeiten und deren Hintergründe. Mir war der Nibelungengau nicht bekannt, aber der Roman machte mir Lust, ihn einmal zu besuchen, denn ich habe hier einiges darüber erfahren. Schließlich gibt es einige österreichische Wörter, die Deutschen zumindest zum Teil bekannt sind, vor allem, wenn sie schon in Österreich Urlaub gemacht haben, andernfalls kann man auch googeln. In Österreich und Deutschland gibt es eben für die selben Dinge hin und wieder unterschiedliche Worte, das trägt letztlich zur Authentizität bei. Ich hatte keine großen Schwierigkeiten, vieles kennt man, anderes entnimmt man dem Kontext.

Aber auch das Zeitkolorit ist nicht ohne, denn ich fühlte mich schnell nicht nur an den Ort sondern auch in die Zeit versetzt. Nicht nur Franz Ferdinand hofft, bald den Kaiser abzulösen, auch vor allem jüngere Österreicher hätten gern ein bisschen frischen Wind. Leider blieb das Wunschdenken, denn schon fünf Jahre später wird Franz Ferdinand ermordet, wie wir heute wissen. Das Leben der Menschen damals, vor allem auch im Nibelungengau wird mir hier gut nahegebracht, so z. B. das der Landärzte und der Hebammen.

Insgesamt habe ich also nicht nur einen guten Roman gelesen, sondern wurde auch immer wieder zum googeln ermuntert, und habe so auch Neues lernen können.

Die beiden Ermittler sind mir schnell ans Herz gewachsen. Wie ich ermitteln konnte, ist dies bereits der dritte Roman mit den beiden, der zweite beim Picus-Verlag. Ich habe mir direkt die beiden anderen Romane besorgt. Beide Männer sind sehr unterschiedlich, Pospischil schon älter, mit viel Erfahrung, unverheiratet, von einigen Wehwehchen geplagt, Frisch dagegen jung, frisch verheiratet, mit zwei Doktortiteln und deutlich beweglicher als Pospischil. Das führt manchmal auch zu humorvollen Szenen, z. B. wenn die beiden mit Fahrrädern unterwegs sind.

Andere Charaktere gibt es einige, Tatverdächtige, Zeugen, mögliche Mitwisser wie die beiden Hebammen, Mutter und Tochter, Personal des Schlosses, und natürlich der Pfarrer und seine Haushälterin, bei denen Pospischil und Frisch unterkommen. Dass einer davon tatsächlich etwas auf dem Kerbholz hat, erfährt man als Leser:in schon sehr früh, ob und gegebenenfalls wie er allerdings in die Sache um das Kind und einen weiteren Mord passt, erfährt man erst viel später im Roman.

Der Roman ist, auch wenn er als Krimi firmiert, nicht besonders spannend. Muss er aber meiner Meinung nach auch nicht, denn er punktet an anderer Stelle, mit seinen Ermittlern und vor allem mit seinem Lokal- und Zeitkolorit. Ich hatte beim Lesen, trotz der Morde, ein eher gemütliches Gefühl, fühlte mich gut unterhalten und habe, wie schon erwähnt, schnell Lust bekommen, mehr Prospischil und Frisch zu lesen. Am Ende ist alles ordentlich aufgelöst, und die Ermittler erwartet noch ein schönes Erlebnis.

Mit seinen sympathischen Ermittlern, seinem Lokal- und Zeitkolorit und seinem Setting konnte mich der Roman schnell packen. Dass es ihm ein bisschen an Spannung mangelt hat mich dabei nicht gestört.

Spannende Erzählung mit lebendig wirkenden Figuren

Buchmeinung zu Christine Neumeyer – »Im Schatten des Thronfolgers«

»Im Schatten des Thronfolgers« ist ein historischer Kriminalroman von Christine Neumeyer, der 2024 im Picus Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Christine Neumeyer, 1965 in Wien geboren, ist Schriftstellerin und Organisationsassistentin der Universität Wien. Im Netzwerk der Mörderischen Schwestern verwirklicht sie seit 2017 gemeinsam mit österreichischen Autorinnen Projekte zur Förderung der von Frauen geschriebenen Kriminalliteratur. Sie schreibt und veröffentlicht seit vielen Jahren historische Romane und Kriminalromane sowie Kurzgeschichten.

Zum Inhalt:
Bei Bauarbeiten für eine Familiengruft wird 1909 auf Schloss Artstetten, einem Landsitz des Thronfolgers Franz-Ferdinand, eine Säuglingsleiche gefunden. Aus Wien werden der Polizeiagent Pospischil und sein Assistent Dr. Frisch zur Untersuchung der Vorgänge herbeigerufen.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist nicht wirklich ein Kriminalroman, denn besonders spannend in Sachen Fallauflösung ist er nicht. Hingegen hat mir der ruhige Schreibstil der Autorin, die mit moderaten Dialektfärbungen und passend gewählten Szenen ein lebendiges Bild der damaligen Zeit erstellt. Der erfahrene Polizeiagent Pospischil wirkt sympathisch und kompetent. Sein Assistent Dr. Frisch ist fortschrittsgläubig und offen für alles Neue. Er fährt bereits ein Automobil und chauffiert seinen Chef oft. Sie sind in vielen Dingen gegensätzlich, vertrauen sich aber und arbeiten hart für ihre Ziele. Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus vielen Perspektiven und erzeugt dadurch ein umfassendes Bilder damaligen Zeit und der Menschen im Nibelungengau. Es gibt grausige Szenen, aber auch humorvolle Einschübe, die das Grauen abmildern. Auch ein Schuss Romantik wird der Erzählung beigemischt. Im Kriminalfall geht es lange Zeit nicht so recht voran. Erst als eine weitere Leiche gefunden wird, nimmt die Handlung deutlich Fahrt auf. Am Ende steht eine nachvollziehbare und vollständige Auflösung, die ich nicht erwartet hatte.
Die Beschreibung der Landschaft und ihrer Besonderheiten hat mein Interesse geweckt, diesen Nibelungengau zu erkunden. Auch die Figurenzeichnung hat mit angesprochen, denn fast alle Figuren sind mit Grautönen gezeichnet, die Raum für Überraschungen bieten.

Fazit:
Mich hat dieser Roman überzeugt, wenn auch nicht als Kriminalroman. Figurenzeichnung und atmosphärische Schilderungen hauchen den Protagonisten Leben ein. Deshalb bewerte ich den Roman mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde atmosphärischer Zeitdokumente aus.