So bitterkalt
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Ein seltsamer junger Erzieher in der Einsamkeit eines westschwedischen Ortes. Und ein mehrfacher Mörder mit einem irrwitzigen Plan - der schwedische Bestsellerautor Johan Theorin liefert psychologische Hochspannung und ein Duell, das erst auf der allerletzten Seite sein dramatisches Finale findet.
Kaum ein Bewerber findet den Weg nach Valla an die schwedische Westküste. Jan Hauger besitzt viel Erfahrung und glänzende Zeugnisse. Doch es ist kein Zufall, dass sich der junge Erzieher in dem abgelegenen Kinderhort vorstellt. Durch einen unterirdischen Gang ist der Hort mit der psychiatrischen Klinik verbunden. So sollen selbst die als gefährlich eingestuften Insassen durch den Kontakt zu ihren Kindern schneller ins Leben zurückfinden. Damit hat Jan kein Problem, aber er hat auch ein unliebsames Geheimnis. Denn unter seiner Aufsicht ging ein Kind verloren, das erst nach Tagen auf noch immer ungeklärte Weise wieder auftauchte. Und das ist nicht der einzige Fleck auf Jan Haugers Weste. Warum will er ausgerechnet in Valla arbeiten? Und was verbindet ihn mit dem psychopathischen Mörder Ivan Rössl, der seit Jahren in der Klinik behandelt wird? Johan Theorins Thriller jagt eiskalte Schauer über den Rücken und läss tnicht nur seine Opfer vor Angst über die Dunkelheit der menschlichen Psyche erstarren.
Johan Theorin: So bitterkalt
Der dänische Autor Johan Theorin legte bislang drei Bände seines „Öland-Quartetts“ vor, nun hat er, ebenfalls bei Piper, mit „So bitterkalt“ einen Kriminalroman außerhalb dieser Reihe veröffentlicht. Der junge, scheue Erzieher Jan Hauger bewirbt sich auf eine Stelle im Kinderhort einer Psychiatrischen Klinik. Im Hort sind die Kinder der teilweise sehr gefährlichen Patienten untergebracht. Über einen unterirdischen, kalten Gang sind die beiden Einrichtungen miteinander verbunden, die Kinder werden über diesen Weg stundenweise ins Besuchszimmer der Klinik gebracht, um dort ihre kranken Mütter oder Väter zu treffen. Dieser unterirdische Gang hat es Jan Hauger angetan, der zieht ihn magisch an, denn er will unbedingt einen Weg in die Klinik finden. Denn er vermutet, dort eine Bekannte aus seinem früheren Leben zu treffen.
Die beinahe lakonischen Sätze der Erzählung werden von Rückblenden unterbrochen, in denen von einem sehr dunklen Fleck auf der Weste des Erziehers berichtet wird, über den er wohlweislich schweigt. Nach und nach erfährt man mehr über diesen eigenartigen Erzieher. Da gab es eine Person in seinem Leben, um die sein ganzes Denken zu kreisen scheint, die er unbedingt wieder treffen will und die er in der Psychiatrischen Klinik vermutet. Deshalb hat er auch die Stelle in dem abgelegenen Ort angenommen. Doch in dieser Klinik, im Volksmund „Sankt Psycho“ genannt, sitzt auch der gefährliche Psychopath Ivan Rössl, der bald ein gefährliches Spiel mit Jan Hauger treibt. Jan steuert langsam und unentrinnbar auf eine Katastrophe zu.
Spannung ohne Blut und Leichen
Gleich zu Beginn sei gesagt: wer einen Thriller mit Action, Blut und Leichen erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht. Theorin entwickelt die Spannung langsam und bedächtig, indem er immer mehr Puzzleteile über das Seelenleben und die Vergangenheit der Figuren, insbesondere der Hauptfigur Jan Hauger, enthüllt.
Jan Hauger ist ein junger Mann, der sich um eine Vertretungsstelle in der Vorschule der psychiatrische Klinik "Sankt Patricia" bewirbt. Schon beim Einstellungsgespräch wird klar, dass Jan "anders" ist. Er ist ein Einzelgänger, unsicher, will nicht zu viel von sich offenbaren, ist vorsichtig und reserviert - und er ist mehr an den Insassen der Klinik mit dem Spitznamen "Sankt Psycho" interessiert, als er es dem Willen des Direktors und der Leiterin der Vorschule nach sein sollte. Auch trägt er ein Geheimnis mit sich herum. Ein Geheimnis, das mit einer früheren Stelle in einer anderen Vorschule zu tun hat, in der William, ein Kind, das sich in seiner Obhut befand, "verschwand".
Als Jan die Stelle bekommt, kreisen seine Gedanken nur noch darum, wie er es schafft, in die Anstalt, die mit der Vorschule durch einen Kellergang verbunden ist, heimlich einzudringen und einem bestimmten Menschen gegenüber zu treten und er beginnt, die Regeln zu brechen.
In Rückblenden erzählt Theorin, wie es zum "Verschwinden" des kleinen William kam und später auch von den Begebenheiten in Jans Kindheit. So fügen sich nach und nach die Mosaiksteine zusammen und aus den scheinbar willkürlichen und unzusammenhängenden Gedanken, Erinnerungen und Wünschen Jans ergibt sich ein komplettes, manchmal auch verstörendes Bild, das Jans Handlungen erklärt.
Dabei zeigt sich, dass nicht nur Jan, sondern auch fast alle anderen Figuren nicht das sind, was sie zu sein scheinen.
Gerade diese schrittweisen Enthüllungen, die kleinen Brocken, die Theorin dem Leser immer wieder hinwirft, sind es, die mich gefesselt haben. "So bitterkalt" ist kein lautes Buch mit Knalleffekten sondern eines, bei dem sich die Spannung leise anschleicht. Ein Buch, das die Abgründe der Seele, die Narben, die Verletzungen in der Seele hinterlassen und die die Menschen so (irrational) handeln lassen, ganz langsam enthüllt. Wie eine Decke, die von einem unförmigen Objekt Stück für Stück weggezogen wird und immer mehr preisgibt.
Die Sprache ist schlicht im positiven Sinn. Theorin verzichtet auf Schnörkel und komplizierte Satzkonstrukte sondern schreibt so, wie Jan Hauger denkt. Einfach und geradlinig.
Lediglich das Ende hat mir nicht hundertprozentig gefallen und ich konnte manche Dinge auch nicht nachvollziehen bzw. fand sie unlogisch, so z.B. ein Abstellraum mit allen möglichen Dingen - u.a. einer Gitarre - in einer psychiatrischen Einrichtung, zu dem auch selbstmordgefährdete Personen ungehindert Zugang haben. Dass Gitarrensaiten eine "Einladung" zum Suizid sein können, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden.
Der Titel an sich gefällt mir zwar - doch ist er in meinen Augen ein perfektes Beispiel für einen konstruierten Titel, der weder mit dem Original (Sankta Psycho) noch mit dem Inhalt etwas zu tun hat. Auch was der Storch auf dem Cover zu tun hat, will sich mir nicht erschließen. Vielleicht, weil Jan in einer Vorschule arbeitet und der Storch die Kinder bringt? Ein Eichhörnchen halte ich jedenfalls für viel passender (Leute, die das Buch kennen, wissen warum).
Auf Klappentexte gebe ich schon seit geraumer Zeit nichts mehr, denn würden die Klappentexte alle stimmen, gäbe es nur noch "unglaublich fantastische, unvergleichlich großartige Meisterwerke", die allesamt den größten Meisterwerken des jeweiligen Genres problemlos das Wasser reichen können.
Deshalb habe ich dem Klappentext von "So bitterkalt" auch keinen Glauben geschenkt, was im Nachhinein betrachtet gut war, denn so nervenzerfetzend, wie das Buch beschrieben wird, ist es in der Tat nicht.
Insgesamt hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten und deshalb bekommt es von mir ein klares "gefällt mir".