Cover von: Staub zu Staub
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Bücher.de Preis: 15,00 €

Staub zu Staub

Kriminalroman
Buch
Broschiert, 416 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3328104992

ISBN-13: 

9783328104995

Auflage: 

1 (11.05.2020)

Preis: 

15,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 939.984
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3328104992

Beschreibung von Bücher.de: 

Der Krieg hat ihn gebrochen. Seine große Liebe hat man ihm genommen. Jetzt ist es an ihm, ein großes Unrecht aufzuklären.

Niederlande, 1949: Der ehemalige Widerstandskämpfer Siem Coburg lebt nach dem Krieg und dem tragischen Verlust seiner großen Liebe zurückgezogen und als gebrochener Mann auf einem Hausboot. Erst als ihn der alte Bauer Tammens bittet, den Tod seines Enkels aufzuklären, kehrt Coburg in die Stadt zurück.

Der siebzehnjährige Siebold starb unter mysteriösen Umständen in einem katholischen Heim für geistig behinderte Kinder, und sein Großvater ist sicher, dass mehr dahintersteckt, als die Heimleiter ihn glauben machen wollen.

Während Coburg immer tiefer in die Vergangenheit des Heims eintaucht, muss er feststellen, dass Siebold nicht der einzige Schutzbefohlene mit ungeklärter Todesursache ist …

Kriminetz-Rezensionen

Ein christliches Heim

Während des Zweiten Weltkriegs war Siem Coburg im Widerstand gegen die Nazibesetzer der Niederlande. Dort fand er auch seine große Liebe Rosa, mit der er an gefährlichen Untergrundaktionen teilnahm. Der Krieg ist zu Ende, Rosa lebt nicht mehr und die Bevölkerung möchte nach vorne schauen, viele Mitläufer sitzen wieder in guten Positionen und für einen entwurzelten Widerstandskämpfer findet sich kein Platz. So lebt Siem einsam und verwahrlost auf einem alten Hausboot.

Bauer Tammens bittet ihn um Hilfe, sein geistig behinderter Sohn ist in einer katholischen Pflegeeinrichtung zu Tode gekommen. Er glaubt nicht an einen natürlichen Tod und Siem hat Tammens gegenüber noch eine Schuld abzutragen, denn während des Kriegs hatte der Bauer ihn auf seinem Hof versteckt.

Als Journalist getarnt, besucht er das Kloster, in dem die Einrichtung untergebracht ist und bekommt anfangs bereitwillig oberflächliche Auskünfte. Aber bald spürt er die Mauer des Schweigens in und außerhalb der Klostermauern. Das ganze Dorf ist vom Kloster, dem einzigen Arbeitgeber, abhängig und mit dem Abt legt man sich besser nicht an.

Das Buch wird als Kriminalroman beworben und mit der Erwartung eines spannenden Krimis mit historischem Hintergrund bin auch ich ans Lesen gegangen. Aber durch diese Einschätzung kam ich nur schwer und langsam ins Buch. Siems Erinnerungen an den Widerstand, an Kollaborateure und Verrat werden in Rückblenden in die Handlung einbezogen. Außerdem lernen wir auch einen Klosterbruder näher kennen, der bereits im Ersten Weltkrieg die Schrecken der Schützengräben hautnah erlebte und aus dessen Tagebuch Auszüge ebenfalls in das Geschehen verflochten werden.

Als ich mich von der Erwartung an einen Krimi löste, hat die Geschichte mich durchaus gepackt und gefesselt. Felix Weber schreibt anspruchsvoll und sehr stimmig. Das düstere Kloster mit dem Kinderheim, die Differenzen der Brüder untereinander und das schweigende Dorf ergeben eine dunkle, unheilvolle Atmosphäre.

Im Anhang erfährt der Leser, dass der Autor durch einen Bericht über ein reales Pflegeheim für behinderte Kinder inspiriert wurde und die Erläuterungen zur niederländischen Besatzungszeit und zum Widerstand haben mich sehr interessiert, da ich bisher nur sehr wenig über die Niederlande in diesem Zusammenhang wusste.

Ich kann verstehen, dass das Buch in den Niederlanden mit dem bedeutendsten Krimipreis ausgezeichnet wurde, denke aber, dass durch Einordnung ins Krimi-Genre viele Leser mit falschen Erwartungen an das Buch herangehen werden.

Widerstand und Euthanasie in Zeiten des Nationalsozialismus

»Von des Lebens Gütern allen ist der Ruhm das höchste doch. Wenn der Leib in Staub zerfallen, lebt der große Name noch.« (Friedrich Schiller)

Niederlande 1949: Nach dem tragischen Verlust seiner Lebensgefährtin Rosa, lebt der Partisan Siem Coburg als gebrochener Mann in einem Hausboot. Bis Bauer Tammens ihn darum bittet aufzuklären wie sein 17-jähriger Enkel Siebold gestorben ist. Dieser lebte unter Mönchen in einem katholischen Heim für geistig Behinderte. Jedoch Tammens ist sich sicher, dass dort und besonders mit Siebolds Tod nicht alles mit rechten Dingen zuging. Erste Einblicke Coburgs geben Tammens Zweifel recht, den in den letzten Jahren sind in diesem Heim noch viele weitere Kinder unter mysteriösen Umständen gestorben.

Meine Meinung:
Das düstere Cover mit den Windmühlen passt sehr gut zu der Geschichte, die in den Niederlanden spielt. Der Schreibstil ist für mich gewöhnungsbedürftig, zu viele Handlungsstränge, Charaktere und meiner Ansicht nach viel zu viel Stoff, den der Autor hier verarbeiten wollte. Leider werden die verschiedenen Handlungsstränge oft wahllos, in Zeit, Geschehen oder Ort miteinander verbunden, sodass ich meist nicht mehr wusste, wo ich denn nun von der Handlung gerade bin. Ebenso tat ich mich oft mit den niederländischen Begriffen und Namen schwer. Auch der Klappentext, der anzeigt, dass es eigentlich um die Zustände in einem Heim für geistig Behinderte gehen soll, nahm viel zu wenig Raum in diesem Buch ein. Hauptsächlich ging es um den Partisan Siem Coburg und Rosa Barto die beide, maßgeblich in Widerstandskämpfen ihre Gegner liquidiert haben. Der Autor, in den Niederlanden sonst eher bekannt für Krimis, wollte hier brisante historische Themen ab dem Ersten Weltkrieg erfassen. Dabei geht es in erster Linie um den Widerstand in den Niederlanden und um Euthanasie im Nationalsozialismus. Warum man das Buch als Kriminalroman führt, kann ich nicht nachvollziehen, denn es fehlt dem Ganzen jegliche Spannung. Der gesamte Inhalt plätschert so vor sich hin und ist meiner Ansicht nach eher ein historischer Roman. Dass man sicher alleine über den Widerstand ein ganzes Buch füllen könnte, kann ich mir vorstellen. Von daher ist es mir unbegreiflich, wie der Autor hier mehrere brisante Thematiken aufarbeiten will. Genauso kann ich mich nicht mit den Protagonisten anfreunden, sie bleiben für mich alle recht düster und oberflächlich. Coburg selbst scheint sich hier selbst eher als Retter der Niederlande zu sehen. Ich dagegen empfinde ihn eher als einen brutalen, kalten und gebrochenen Mann. Selbst unter den Mönchen habe ich kaum jemanden gefunden, der mir wirklich sympathisch war. Die Einzige, die in dem ganzen Buch noch etwas Wärme zeigt, ist Rosa Barto, die jedoch für mich trotzdem viel zu unscheinbar blieb. Für mich ist das Buch im Grunde als Krimi »Thema verfehlt« und als historischer Roman eigentlich alles nur angerissen. So kommt – wie schon erwähnt – die Thematik der Euthanasie und des Heims viel zu kurz. Deshalb ist für mich der Klappentext total irreführend, weil ich etwas ganz anderes erwartet habe. Am Ende des Buches befinden sich noch Begriffserklärungen, Notizen und im Nachwort gibt uns der Autor einen Einblick warum dieses Buch geschrieben hat. Mich konnte es leider bis zum Ende nicht packen, was sicher daran lag, das ich mir etwas vollkommen anderes vorgestellt hatte. Eigentlich sehr schade, denn schriftstellerisch ist der Autor sicherlich sehr gut. Deshalb leider nur 2 von 5 Sternen von mir.

Falsches Etikett - trotzdem spannend

»Staub zu Staub« beginnt damit, dass Siem Coburg im Oktober 1946 einen BBC-Bericht im Radio anhört, in dem es um die Hinrichtung einer ganzen Reihe von Kriegsverbrechern geht. Siem selber war im Widerstand unterwegs, seine große Liebe Rosa Barto wurde kurz vor Kriegsende von den Deutschen erschossen und eigentlich sollte der Bericht ihm eine gewisse Genugtuung verschaffen – tat er aber nicht.

1949
Er führt weiterhin ein zurückgezogenes Leben, in dem er sich in seiner Verbitterung grob vernachlässigt und alle anderen Menschen meidet. Bis ihn 1949 der Coburger Bauer Tammens um Hilfe bittet und damit wohl so etwas wie einen Weckruf startet. Tammens Enkel starb unter seltsamen Umständen im Norbertus-Asyl, einem Internat oder Heim für Behinderte, in der Limburger Stadt Wercke. Coburg transformiert sich quasi selbst und beginnt zu ermitteln.

Verwirrung pur
Insgesamt fand ich das Buch ausgesprochen verwirrend. Da waren zum einen die ständigen Zeitsprünge, so dass ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wo ich denn nun wann war. Dazu kommen jede Menge Charaktere wie z.B. der tyrannische Bruder Superior Podocarpus, der Arzt Van Waesberghe, die Brüder Anselmus – und das sind nur einige der Hauptprotagonisten. Daneben gibt es noch reichlich Charaktere, die eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Zum Leben erweckt
Der Autor schafft es aber trotz aller Verwirrung die Welt rund um das Internat – sowohl in der Vergangenheit als auch im Jahre 1949 – zum Leben zu erwecken. Das Internat St. Norbertus ist eine geschlossene Einrichtung, die von katholischen Brüdern betrieben wird. Aber wollen sie wirklich nur das Beste für die behinderten Kinder? Siem zieht in ein nahegelegenes Bed & Breakfast und versucht zu ermitteln. Aber die Menschen vor Ort sind so verschlossen, dass es ihm schwerfällt etwas zu erfahren.

Surreal
Mühsam findet Siem Coburg aber doch Puzzleteil um Puzzleteil und setzt sie langsam zusammen. Nach und nach ruft Felix Weber eine Atmosphäre hervor, die unter die Haut kriecht. Zerstörte Gebäude, unfreundliche Mönche, ein unwirtlicher Winter und ein beinahe besessener Protagonist – irgendwie kommt mir da so ein bisschen der Gedanke Shutter Island, ein genialer Psychothriller von Dennis Lehane. Das Ende ist jedenfalls in beiden Storys gleichermaßen überraschend :-)

Als Krimi eher mau
Als historischen Roman fand ich Staub zu Staub wirklich großartig. Es trägt unter anderem meiner Meinung nach maßgeblich zum historischen Verständnis des Verlaufs der Ereignisse im Widerstand während des Zweiten Weltkriegs bei. Die Handlung ist interessant, aber eigentlich eher ein Mittel zur Beschreibung der Gräueltaten, die zu dieser Zeit stattfanden. Für einen Kriminalroman war mir hier viel zu wenig »kriminalistische Spannung« und wer sich nicht so für den Zweiten Weltkrieg und all seinen barbarischen Nebenerscheinungen interessiert, dürfte sich vermutlich langweilen.

Mein Fazit
»Staub zu Staub« von Felix Weber ist eher kein klassischer Kriminalroman, sondern eher ein historischer Roman, in dem es um spannende, zeitgeschichtliche Ereignisse geht, die auf jeden Fall unter die Haut gehen. Für Leser mit Interesse an der Geschichte der NS-Zeit und den Gräueltaten in dieser Zeit auf jeden Fall empfehlenswert.