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Todesengel im Viertel
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Vierter Fall für Werner Jensen im Hamburger Schanzenviertel und auf St. Pauli: eine vergiftete Frau wird vor einer Pfarrei gefunden, eine verbrannte vor einer Freikirche und eine gesteinigte vor einer Moschee. Die Morde scheinen zusammenzuhängen, aber die Spurenlage ist mehr als dürftig.
Im Internet entdeckt Jensens Kollegin Beiträge, welche die Frauenmorde rechtfertigen sollen. Will der Mörder Religionen verunglimpfen? Sind die Frauen Opfer eines Zuhälterkrieges auf St. Pauli? Gibt es persönliche Motive oder Streit in einer Frauengruppe? Oder steckt etwas ganz anderes hinter den Morden?
Auch die Journalistin Nele will den Mörder finden. Sie und ihre Freundin bekommen Informationen, die die Polizei nicht hat. Mit ihren Nachforschungen wirbelt sie Staub auf. Sie gerät ins Visier der Zuhälter vom St. Pauli und wird von sogenannten Maskulinisten bedroht. Doch aus welchem dieser Milieus stammt der Täter? Oder muss auch Nele ganz woanders nachforschen?
Während Neles Beziehung eine harte Bewährungsprobe bestehen muss, vermischen sich für Jensen Privates und Dienstliches immer mehr.
Der 4. Fall im Hamburger Viertel
Auf dem Nachhauseweg nach einer Kneipentour auf dem Kiez finden Rainer, Erik und Corinna auf der Treppe der Katholischen Pfarrei Sankt Joseph eine leblose Frau. Ein paar Tage später steht vor der Pfingstgemeinde eine Schubkarre mit den Überresten einer verbrannten Frau. Weitere Tage später findet man vor der Rindermarkthalle eine Frau, die gesteinigt wurde. Ist hier ein Frauenhasser am Werk?
Kriminalhauptkommissar Werner Jensen und seine Kollegin Kriminaloberkommissarin Wiebke Maurer haben es wegen der sehr dürftigen Spurenlage nicht leicht bei ihren Ermittlungen. Die Journalistin Nele, die kurzfristig ihre Freundin Birte und deren Freund Jan in ihrer Wohnung aufgenommen hat, beteiligt sich an der Suche nach dem Mörder. Denn Frauke Perlen, die erste Tote, war eine Freundin ihrer Freundin Birte. Sie kann allerdings nicht ahnen, dass sie den Todesengeln noch sehr nahe kommen wird.
Was ich bei Reihen wie dieser für Neueinsteiger immer ganz wichtig finde: Man kann auch dieses Buch ganz ohne Vorkenntnisse lesen. Mir persönlich macht es allerdings mehr Spaß, wenn ich die persönliche Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen kann.
Dies ist nun schon der 4. Fall für Jensen und Maurer, bei dem mich der Autor Cord Buch ins Hamburger Viertel, nach St. Pauli und den Kiez mitnimmt. Ich mag solche Reihen, bei denen ich Menschen, die ich schon kenne und die ich mag, wiederbegegne. Wie hier Nele und ihrem Freund Tjark, ihrem Sohn Cairo und seiner Freundin Isa, KHK Martin Jensen und KOK Wiebke Maurer, die diesmal zur Hauptkommissarin befördert wird. Mit ihnen habe ich mich in den letzten drei Fällen angefreundet und ich mag es, wenn ich wie hier immer auch etwas mehr Privates erfahre.
Besonders Nele mit ihrem riesengroßen Herz, mit ihrer Katze Berta und einer immer wieder verdurstenden Geranie auf der Fensterbank habe ich richtig ins Herz geschlossen. So eine Frau als Freundin wünscht Frau und auch Mann sich.
Obwohl die Morde sehr grausam sind, überlässt es der Autor mir, Bilder dazu im Kopf entstehen zu lassen. Was mir sehr zugutekommt, da ich es nicht so gerne blutig mag.
Genauso ratlos wie die Kommissare, denen lange ein Ansatz für die Ermittlungen fehlt, geht es mir auch. Außer dass bei allen drei Morden ein grauer Lieferwagen im Spiel ist, weiß ich, genau wie die Kommissare, lange Zeit sehr wenig über die Zusammenhänge. Aber genau so ist es ja auch im richtigen Leben. Bis eine junge Polizistin im Darknet einen Hinweis findet. Ab dann steigt die Spannung, die Geschichte nimmt richtig Fahrt auf und zum Schluss hin muss ich noch mal richtig um eine mir lieb gewordene Person bangen.
Das Thema Frauenhass und Religionsverfehlungen von oder durch Frauen wird thematisiert. Hier hätte ich mir noch etwas mehr Einsichten und Klarheit durch den geständigen Mörder gewünscht. Ein Thema, bei dem ich nicht wissen will, wie viele Frauen unter ihren Männern leiden müssen, weil sie nicht deren religiöse Ansichten teilen bzw. sich in den Augen ihrer Männer falsch benehmen.
Dieser Ausflug ins Hamburger Viertel hat mir wieder gut gefallen und Nele & Co. haben mir unterhaltsame Stunden geschenkt. Dafür bekommt der Krimi von mir 4,5 von 5 Sternen.
Eine Mordserie in Hamburg oder: Ewig dürstet die Geranie …
Cord Buch hat sich mit seinem vierten Krimi um Werner Jensen und Wiebke Maurer (herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Frau Maurer!) an ein sehr sensibles Thema gewagt. Auf St. Pauli geschehen mehrere Frauenmorde: Eine wird vergiftet vor einer katholischen Kirche abgelegt, die zweite findet man verbrannt vor einer Freikirche und eine dritte ist gesteinigt und wird vor einer Moschee gefunden (ich verrate hier nichts, es steht im Klappentext!). Frauenhasser? Religiöser Wahn? Zuhälterkrieg?
Auch die Journalistin Nele betreibt mit ihrer Freundin eigene Nachforschungen, da Birte die erste Tote kannte und sie selbst die dritte Tote interviewt hatte …
Für mich war es das dritte Buch dieser Reihe (aber man kann sie alle einzeln lesen, die Fälle sind in sich abgeschlossen), so dass ich mich gleich wieder heimisch in Neles Küche fühlte …
Der Autor zeigt uns ein Stück Hamburg außerhalb der Touristenströme und beschreibt das Leben im »Viertel« (Schanzenviertel) sehr authentisch – der Staatsanwalt zu Werner: »Sie kennen sich da aus, sind sozusagen der Experte für das Viertel.« (S. 6)
Doch die Ermittlungen sind zäh, Werner und Wiebke treten auf der Stelle, die Zeugen mauern – doch dann gibt es eine Wendung … aber mehr wird hier nicht verraten!
Mich haben die ausführlichen Recherchen des Autors zum Thema »Frauenhass« sehr beeindruckt: Er zitiert aus religiösen Schriften, wie z.B. das Buch Jesus Sirach (nicht Teil der Bibel) oder aus einem Hadith (nicht Teil des Korans), Wiebke äußert sich dazu: »Alte religiöse Texte waren das. Von Leuten, die noch immer daran zu glauben scheinen. Die Frau als Untertan des Mannes und solche Geschichten.« (S. 72) Oder an anderer Stelle; »Ein Herr Breivik schreibt, dass im antiweiblichen Geschlechterkampf selbst die Tötung von Frauen eingeschlossen ist.« (S. 146) (»Herr Breivik« ist Anders Behring Breivik, der 2011 in Oslo und auf der Insel Utoya 77 Menschen ermordet hat). Auch Blogs der Männerrechtsbewegung, Men's Liberation oder von den Maskulinisten werden erwähnt (die Zitate immer kursiv geschrieben, deshalb gut erkennbar).
Das alles hat Herr Buch sehr geschickt in die laufenden Ermittlungen eingefügt, so dass wir Leser immer wieder in Zweifel geraten, wer wohl für die Frauenmorde verantwortlich ist – ich kann versprechen: Es bleibt bis zum großen »Show-Down« sehr spannend!
Und nun ein Wort zur im Titel dieser Rezension erwähnten Geranie: Sie taucht in allen Büchern von Cord Buch auf, sie steht bei Nele auf der Fensterbank und hat sich mittlerweile zum »running gag« entwickelt. Nie wird sie gegossen, aber diesmal bekommt sie eine Wasser-Notration von einer vollkommen unerwarteten Seite und wird sogar umgetopft – aber sie ahnt bereits ihr Schicksal, sie wird wieder ignoriert werden …
Aber ich liebe sie und warte jedes Mal auf ihre Erwähnung!
Mir hat der Roman wieder sehr gut gefallen, äußerst interessant. Ich finde beeindruckend, dass sich ein Autor in einem Krimi mit dem Thema Femizide beschäftigt (er geht zu dem Thema auch in seinem Nachwort ein) – Chapeau, Herr Buch! Ich empfehle dieses Buch sehr gern weiter und hoffe, dass es viele Leser*innen findet!
Mord in der Frauengruppe
»Todesengel im Viertel« von Cord Buch, Verlag Edition Oberkassel, habe ich als Taschenbuch mit 280 Seiten gelesen. Die Kapitel sind mit Tag und Uhrzeit überschrieben. Es ist der 4. Fall für Werner Jensen und sein Team.
Vor einer Pfarrei auf St. Pauli wird eine vergiftete Frau gefunden. Sie war eine sehr engagierte Feministin. Die Journalistin Nele wird von ihrer Freundin Birte, die ebenfalls zu der Frauengruppe gehört, über den Mord informiert und die beiden wollen den Fall aufklären. Sie bekommen es mit Zuhältern zu tun, werden beobachtet und bedroht.
Dagegen tappt Jensen mit seinem Team lange im Dunkeln, bis weitere Frauenleichen vor unterschiedlichen Religionshäusern gefunden werden. Bei ihrer Internetrecherche stößt Wiebke Maurer auf frauenfeindliche Gruppen und Zitate aus unterschiedlichen religiösen Schriften, nach welchen die Morde anscheinend begangen wurden.
Birte ist Sozialarbeiterin und hat es mit problembehafteten Jugendlichen zu tun. Timo, einer ihrer Schützlinge, hat eine erschreckende Meinung über Frauen und wie man mit ihnen umgehen muss. Die gesamte Geschichte ist auf Feminismus und Frauenrechte aufgebaut. Nebenbei gibt es auch die Männer, die für ihre Männerrechte eintreten und den Frauen entgegentreten.
Die Charaktere waren sehr gut dargestellt. Jensen und seine Kollegen finde ich sehr sympathisch. Dagegen mochte ich Birte überhaupt nicht. Ich fand sie übergriffig, rücksichtslos, anmaßend, Entscheidungen hat sie allein getroffen und ihren Freund Tjark vor vollendete Tatsachen gestellt, egal, ob es ihre Nachforschungen betraf oder dass sie einfach mal ihre Freunde bei sich einziehen ließ. Nele hat wenigstens ab und an mal Jensen über ihre Ergebnisse informiert.
Der Autor hat sehr ausführlich zu religiösen Schriften recherchiert und daraus zitiert, was er dann gut in die Handlung integriert hat.
Das Buch war bis fast zum Ende relativ unaufregend, erst auf den letzten Seiten wurde es spannender und rasanter. Mir persönlich war die Handlung zu radikal feministisch.
Spannender Krimi mit gelegentlichem Augenzwinkern
Neles beste Freundin Birte bittet Nele um Unterstützung. Ein Mitglied ihrer Frauengruppe, die sich dem Kampf für Frauenrechte verschrieben hat, ist bestialisch ermordet worden. Nele kann nicht Nein sagen. Schließlich geht es um Frauensolidarität und ihre Freundin Birte. Mögliche Spuren führen ins Hamburger Rotlichtmilieu. Die beiden Frauen machen Bekanntschaft mit Zuhältern und obskuren frauenfeindlichen Zusammenschlüssen.
Nach weiteren grausamen Morden können Hauptkommissar Jensen und seine Kollegin Wiebke auch religiöse Fanatiker nicht ausschließen.
Der Ermittlungsdruck wächst und es fehlt bisher der entscheidende Hinweis. Und möglicherweise ist bald ein weiteres Opfer zu beklagen. Neles Geranie wartet verzweifelt auf einen Schluck Wasser.
Cord Buchs Kriminalroman muss man einfach lieben. Bietet er doch in meinen Augen die perfekte Mischung aus Spannung, aktuellen Themen, Menschen mit Problemen wie du und ich und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit. Nicht zu vergessen die Geranie, die sich immer wieder zu Wort meldet.
Das bringt mich zu einem weiteren Pluspunkt: Trotz der schrecklichen Morde und der menschlichen Abgründe, in die mich der Autor blicken lässt, hatte ich immer wieder Grund, herzlich zu lachen. Da ist die kampferprobte und rückwärtsgewandte Feministin Urte, der wenig an Arbeit interessierte Jugendliche Timo, um den sich Birte aus beruflichen Gründen kümmern muss, um nur einiges zu erwähnen.
Die handelnden Personen, angefangen bei Hauptkommissar Jensen über seine Kollegin Wiebke bis hin zu Nele und ihrem Umfeld waren mir alle sympathisch und sind mir mit ihren großen und kleinen Problemen ans Herz gewachsen.
Wer spannende Unterhaltung sucht und dabei auch Humor zu schätzen weiß, macht bei diesem Krimi nichts falsch.
Todesengel auf dem Kiez
Auch wenn es bereits das vierte Buch aus dieser Reihe ist, hat man als Quereinsteiger kein Problem, Teil der Geschichte zu werden.
Der Schreibstil ist eher nüchtern und sachlich und deshalb auch leicht verständlich.
Das Setting, Hamburg, ist toll gewählt und sehr gut beschrieben. Wer bereits in Hamburg war, wird den einen oder anderen Ort wiedererkennen.
Es gibt zwei Handlungsstränge, die parallel laufen und sich Stück für Stück annähern.
Anders als bei anderen Krimis dauert es hier sehr lange, bis ein Verdächtiger auf der Bildfläche erscheint.
Geschickt streut der Autor gut recherchierte Hintergründe in die Geschichte, um den Leser im Hinblick auf Täter und Motiv immer wieder in eine andere Richtung zu lenken.
Der große Showdown kommt dann zum Schluss.
Viel Spaß beim Lesen!