Wenn Du über einen Link auf dieser Website kaufst, unterstützt Du Kriminetz, da wir dann eine kleine Provision erhalten.
Der Tote und der Taucher
Verlag:
ISBN-10:
ISBN-13:
Erscheinungsdatum:
Preis:
Beschreibung:
Theo Marquardt ist Anfang 20 und lebt in einer Berliner Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung. Ohne seinen Rollstuhl kommt er nicht weit, denn er leidet an Kongenitaler Muskeldystrophie.
Als er eines Morgens erfährt, dass ein Mitbewohner die Nacht nicht überlebt hat, sitzt der Schock tief. Doch offenbar sind in der Nacht seltsame Dinge geschehen. Warum ist der Autist Keno wie aufgelöst und spricht immer wieder von einem Taucher? Was hat die kleine Wunde am Arm des Verstorbenen zu bedeuten, und warum hat es dessen Familie so eilig, ihn unter die Erde zu bringen? Die Fragen lassen Theo nicht los. Er beschließt, gemeinsam mit seinen Mitbewohnern und seiner Schwester, der jungen Polizistin Lina, der Wahrheit auf den Grund zu gehen …
Ein spannender, tiefgründiger und - nicht zuletzt dank des liebenswerten »Sondereinsatzkommans mit Handicap« - wunderbar humorvoller Kriminalroman.
SOKO Handicap auf der Suche nach Mikes Mörder
»Nicht behindert zu sein, ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das uns jederzeit genommen werden kann.« (Richard v. Weizsäcker)
Der im Rollstuhl sitzende 20-jährige Theo ist geschockt, als er erfährt, dass Mike in der Nacht verstorben ist. Eigentlich ist das nichts Vorhersehbares, denn Mike hatte ALS und man musste immer damit rechnen. Dabei war er noch so gut gelaunt am Tag zuvor beim Karaoke-Abend. Trotzdem sind alle anderen WG-Bewohner ebenso schockiert. Besonders Autist Keno ist seitdem total aufgelöst, ständig redet er nur noch von einem Taucher. Selbst Theo kommen erste Zweifel, als er durch Zufall eine Einstichstelle an Mikes Arm entdeckt. Obwohl es in der WG keine Medikamente gibt, die gespritzt werden. Außerdem: Was haben Mikes Eltern in seinem Zimmer gesucht und warum soll seine Beisetzung so schnell sein? Theo muss unbedingt die Wahrheit herausfinden, nachdem er Arzt nichts Ungewöhnliches festgestellt hat. Um auf Spurensuche zu gehen, wird die »SOKO Handicap« ins Leben gerufen.
Meine Meinung:
Das Cover mit der Tauchermaske und der Rollstuhllehne auf der rechten Seite passt sehr gut zur Geschichte. Der Schreibstil der zweiteiligen Krimireihe ist locker, humorvoll, interessant und unterhaltsam. In zwei Handlungssträngen wird zum einen im Fall von Mikes Tod ermittelt und man kommt einem Namenlosen immer mehr auf die Spur. Thomas Frankes Krimi präsentiert hier ein sehr ungewöhnliches Ermittlerteam.
Die »SOKO Handicap« besteht aus Theo, der an der Erbkrankheit (CMD) kongenitaler Muskeldystrophie erkrankt ist, im Rollstuhl sitzt und Psychologie studiert. Außerdem ist da noch die Schauspielerin Paula mit Trisomie 21 (Downsyndrom), die schwergewichtige, ständig hungrige Lene mit dem Prater-Willi-Syndrom und Scott, der das Weaver-Syndrom hat. Zudem wohnt in ihrer WG noch der Autist Keno und natürlich der verstorbene Mike, der ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) hatte. Da der Autor selbst als Sozialpädagoge unter Menschen mit Beeinträchtigung arbeitet, kann er seine Betroffenen sehr gut darstellen, sodass ich mich sofort in sie hineinversetzen konnte.
In diesem Krimi geht es zum größten Teil um Mikes Tod und um den vor Jahren verschwundenen Vater von Theo und seiner Schwester Lina, die bei der Polizei arbeitet. Theo ist für mich ein sehr außergewöhnlicher, intelligenter junger Mann, der trotz seiner schweren Erkrankung das Leben annimmt, wie es ist. Was sicherlich zum großen Teil an seinem christlichen Glauben liegt. Seine Art wirkt einfach ansteckend, besonders auf seine WG-Bewohner, mit denen er es nicht immer einfach hat. Dabei finde ich gerade die humorvolle Lene mit ihrem Berliner Dialekt nach Theo am herausragendsten. Nicht nur ihre spontanen Sprüche sind großartig, sondern im Wesentlichen ihre ganze Art, das Leben locker zu nehmen. Überhaupt passt diese individuelle »SOKO Handicap« sehr gut zusammen. Was der eine nicht schafft, macht ein anderer mit Köpfchen, Humor, schauspielerischem Talent, ausgefallenen Sprüchen oder mit schlichter Muskelkraft und so ergänzt sich dieses Quartett wundervoll. Ferner bekommen sie weitere Unterstützung von Polizistin Lina und dem Einzelfallhelfer Bastian.
Damit alles verständlicher wird, werden dem Leser spezielle fachinterne Begriffe wie z.B. Theory of Mind erklärt. Und man erfährt mehr über die Handicaps der Bewohner und ihre Eigenheiten.
Natürlich kommt die Spannung ebenfalls nicht zu kurz, die der Autor in beiden Handlungssträngen immer mehr forciert. So komme ich nach und nach dem ganzen Geschehen immer näher.
Dieser bedeutsame Krimi hat mich bestens unterhalten. Vor allem durch die Vielschichtigkeit dieser außergewöhnlichen Charaktere wird das Ganze noch mehr hervorgehoben. Gerade in Zeiten der Inklusion ist ein solches Ermittlerteam etwas Einmaliges. Am Ende gibt es sogar noch eine Wendung, die mich neugierig auf Band 2 macht. Deshalb freue ich mich schon darauf wie es in der Reihe weitergeht. Von mir jedenfalls gibt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.
Eine Soko mit Handicap
Theo, ein junger Psychologiestudent lebt in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung. Der Tod des Mitbewohners Mike erschüttert alle, er war zwar an ALS erkrankt, aber am Tag vorher noch munter und beim gemeinsamen Karaokeabend bester Laune. Theo ist entsetzt, wie oberflächlich der Arzt einen natürlichen Tod konstatiert, obwohl einige Ungereimtheiten ins Auge fallen.
Zusammen mit seinen Mitbewohnern will er mit der »Soko Handicap« ein wenig tiefer bohren. Glücklicherweise ist Theos Schwester Polizistin und einige seiner Beobachtungen lassen auch bei ihr die Alarmglocken schrillen. Vor allem Autist Keno scheint etwas bemerkt zu haben, er ist vollkommen aufgelöst und spricht nur noch vom Taucher.
Ein interessanter zweiter Handlungsstrang verweist in die Vergangenheit und man ahnt, er wird noch eine Bedeutung bekommen.
Das Setting für diesen Kriminalroman ist besonders und das ist auch die Absicht des Autors Thomas Franke. Er arbeitet als Sozialpädagoge in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung und er zeigt, dass es völlig egal ist, ob jemand »behindert« ist oder nicht. Aber er legt den Finger auch auf Missstände und plötzlich bekommen Stichworte wie Barrierefreiheit, Pflegenotstand, Mangel an empathischem Fachpersonal eine ganz andere Bedeutung. Auf einer Fahrt in die Innenstadt habe ich plötzlich den Weg mit den Augen eines Rollstuhlfahrers betrachtet und war erschrocken, denn ich hätte mein Ziel nie allein erreichen können.
Seine Figuren wachsen dem Leser schon nach wenigen Seiten ans Herz und plötzlich vergisst man Rollstuhl oder Trisomie21, man fiebert einfach mit Theo, Lene, Paula, Scotty und Keno. Wie sie ihre Möglichkeiten und besonderen Fähigkeiten einsetzen und ermitteln, ist spannend und immer wieder auch sehr witzig. Der menschliche Ton der Geschichte hat mich sehr beeindruckt. Natürlich möchte der Autor auch eine Botschaft vermitteln und das macht er sehr unaufdringlich und ohne erhobenen Zeigefinger. Für mich war dieser Kriminalroman eine echte Bereicherung des Genres.
Die Geschichte endet offen – ein zweiter Band ist bereits in Arbeit und ich bin sehr gespannt, wie sich das Rätsel um Mikes Tod und des geheimnisvollen »Tauchers« auflösen wird.
Big Five
In Berlin leben in einer Wohngemeinschaft junge Menschen zusammen, die eine Behinderung haben . Theo Marquardt ist einer von ihnen. Theo ist Anfang 20 und sitzt im Rollstuhl, da er mit einer Muskeldystrophie geboren wurde.
Eines Morgens wacht er im Snoezelraum auf statt in seinem Bett. Die Nachtwache ist mal wieder irgendeine Vertretung und hat wohl vergessen ihn ins Bett zu bringen. Doch offenbar war in dieser Nacht noch mehr los. Sein Mitbewohner wird tot aufgefunden und der Autist Keno ist völlig außer sich, weil er in der Nacht einen Taucher gesehen hat.
Theo lassen die Geschehnisse keine Ruhe. Seine Schwester, die bei der Polizei arbeitet, nimmt seine Sorgen ernst. Gemeinsam mit den anderen WG-Bewohnern versuchen sie herauszufinden, warum der Verstorbenen eine Einstichstelle am Arm hatte.
»Der Tote und der Taucher« von Thomas Franke ist ein Kriminalroman, in dem ein Sondereinsatzkommando mit Handicap ermittelt. Ich ging sehr skeptisch an dieses Buch, so weiß ich doch aus eigener familiärer Erfahrung, wie eingeschränkt Menschen mit einer Muskeldystrophie sind. Aber das Buch nahm mich schnell in seinen Bann. Gerade am Anfang wird deutlich, wie körperlich beeinträchtigt Theo ist, aber einen glasklaren Verstand hat. Auch seine Mitbewohner Keno, Lene, Paula und Scott sind trotz ihrer Behinderung liebenswerte Menschen, die entscheidend zur Auflösung des Falles beitragen. Sie bilden ein tolles Team. Mir hätte noch gut gefallen, wenn die WG-Bewohner in einem extra Kapitel gleich zu Beginn des Buches vorgestellt worden wären.
Der Kriminalroman hat eigentlich zwei Handlungsstränge. Da ist zu einem der tote Mitbewohner Mike und zun anderen Theos Familiengeschichte.
Mike hatte ALS und schnell wurde seine Todesursache auf die Erkrankung geschoben. Nur Theo ist der Meinung, dass ALS zwar tödlich ist, aber Mike nicht einfach von heute auf morgen sterben kann. Als er sich von Mike verabschiedet, entdeckt er einen Einstich am Arm des Toten. Dies und Kenos panisches Verhalten wegen eines Tauchers lassen Theo nicht zur Ruhe kommen. Er mobilisiert die WG, seine Schwester und den Einzelfallhelfer Bastian, um der Sache auf den Grund zu gehen. Spannend ist, dass man bis zum Schluss rätselt, wer hinter dem Mord steckt.
Theos Schwester ist Polizistin und hilft der WG. Der Vater der beiden ist in ihrer Kindheit spurlos verschwunden. Ich könnte mir vorstellen, dass man darüber noch mehr im nächsten Band erfährt.
Erstaunt war ich, dass der christliche Glaube nur am Rande erwähnt wird. Schließlich ist Thomas Franke für seine christlichen Geschichten bekannt und Gerth Medien ein christlicher Verlag ist. Naja und ich habe mehr erwartet.
Trotz dieser klitzekleinen Kritik ist »Der Tote und der Taucher« ein absolut lesenswerter Kriminalroman, den ich nur jedem empfehlen kann.