Tribunal
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Metall, Glas Blut. Alle tot. Warum lebe ich noch? -- Jasna Brandic, Topermittlerin des Tribunals in Den Haag, überlebt als Einzige ein brutales Attentat auf ihren Kronzeugen. Ohne diesen droht das Verfahren gegen den Massenmörder Kovac endgültig zu scheitern. Da erreicht Jasna die Nachricht, dass ein international gesuchter Kriegsverbrecher bereit ist, gegen Kovac auszusagen vorausgesetzt, sie schafft es, ihn vor seinen eigenen Leuten zu schützen und lebend nach Den Haag zu bringen. Jasna setzt auf eigene Faust alles daran, den Mann zu finden. Sie ahnt nicht, dass sie Teil eines perfiden Spiels ist ? eine Jagd auf Leben und Tod beginnt.
André Georgis Das Tribunal – Ein Spitzenthriller der Extraklasse
Obwohl das Jahr noch jung ist, darf schon jetzt die Behauptung aufgestellt werden, dass André Georgis im Suhrkamp Verlag erschienenes Tribunal eine der Thriller-Entdeckungen des Jahres 2014 ist!
Das Tribunal bringt alles mit, was ein guter Thriller benötigt: Spannung, Spannung und noch einmal Spannung. Hinzu kommen glaubwürdig gezeichnete Charaktere, ein historischer Stoff, aus dem sich das Geschehen in der Gegenwart ableitet und ein bis zur letzten Seite fesselnder Plot. Jasna Brandic ist im Jahr 2006 Sonderermittlerin des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag – sie hat sich von der Berliner Kripo hierhin beworben und ist aufgrund ihrer serbischen Wurzeln und Sprachkenntnisse sofort genommen worden.
Es gehört zu ihren Aufgaben, Beweise gegen den ehemaligen Kommandanten einer Elitetruppe der serbischen Armee zu sammeln. Kovac ist für zahllose Kriegsverbrechen und Opfer verantwortlich. Als Brandic den aussagebereiten Kronzeugen ins Gericht bringen möchte, wird ein tödliches Attentat auf diesen verübt. Schnell wird klar, dass Veteranen der ehemaligen Sondereinheit der Wölfe nach wie vor treu an Kovac‘ Seite stehen und alles unternehmen, um eine Verurteilung ihres früheren Chefs unmöglich zu machen.
Während sich Kovac arrogant und selbstherrlich als Sieger wähnt, erhält Jasna einen Tipp aus Belgrad, dass es weitere Abtrünnige unter den Wölfen gibt, die bereit sind, gegen Kovac auszusagen. Gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Vorgesetzten unternimmt sie die gefährliche Reise nach Belgrad und wird in ein undurchsichtiges Labyrinth aus alten Loyalitäten, Schuld und Sühne getrieben, aus dem es kein Entrinnen gibt. Und schließlich muss Jana feststellen, dass ihre eigene Familie in die Kriegsverbrechen verwickelt ist. Als sie den Kronzeugen immer näher kommt, schwebt sie in akuter Lebensgefahr und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Wölfe sie zerfleischen.
Das Tribunal ist von der ersten bis zur letzten Seite ein fesselndes Lese-Vergnügen. Georgi versteht es durch einen eindringlichen, atemlosen Stil, den Leser mitten in das packende Geschehen zu versetzen. Die Protagonisten sind durchweg psychologisch plausibel gezeichnet – auch wenn sie sich alle in Grenzsituationen befinden. Diese psychischen wie physischen Belastungen fordern von den agierenden Personen extrem viel und werden sie für den Rest ihres Lebens zeichnen. Aber niemand zögert, diesen Preis zu entrichten, da es um so etwas wie eine höhere Gerechtigkeit geht. Denn im Jugoslawien-Krieg gab es Tausende von grausamsten Kriegsverbrechen, die bis auf den heutigen Tag ungesühnt sind. Dabei begeht Georgi nicht den Fehler in ein simples schwarz-weiß-Schema zu verfallen. Der Roman macht deutlich, dass alle Seiten in dem Krieg Schuld auf sich geladen haben. Zugleich hinterfragt Georgi subtil die Funktionalität des Internationalen Gerichtshofs. Ebenso wirft er immanent die Frage auf, ob ein solches Gericht Gerechtigkeit zu liefern in der Lage ist. Diese wichtigen historischen, politischen und ethischen Fragen schlummern unter einer hochexplosiven Story, die das Tribunal zu einem wahren Page-Turner machen. Unbedingt lesen!
"Warum lebe ich noch?"
Jasna Brandic ist Topermittlerin und arbeitet für das Tribunal in Den Haag. Ihr Job ist es, Kriegsverbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu bringen, damit sie verurteilt werden können. Im Fall Kovac, einem Massenmörder, hat Jasna einen Kronzeugen aufgespürt, den sie zu der entscheidenden Gerichtsverhandlung bringen soll. Doch es gibt einen Anschlag und alle sterben dabei - bis auf Jasna. Sie wird zwar schwer verletzt, überlebt aber.
Jasna will Kovac verurteilt sehen und versucht, weitere Zeugen zu finden. Da meldet sich jemand bei ihr, der bereit ist, gegen Kovac auszusagen. Aber Jasna soll ihn abholen und bis zur Verhandlung beschützen.
Die Geschichte ist sehr interessant und man erfährt auch viel zur Historie und den Menschen zur damaligen Zeit. Als Leser erhält man viele Einblicke in den Bürgerkrieg im Ex-Jugoslawien, sowohl politischer wie auch menschlicher Natur. Dies lockte mich zu Beginn und mich hat der Informationsgehalt auch nicht enttäuscht.
Was mir das Buch aber etwas schwer gemacht hat, war der Schreibstil. Mit kurzen, teils abgehackten Sätzen kommt zwar Tempo in die Geschichte, jedoch machte der Autor es für mich schwierig, das Buch flüssig lesen zu können. Es gibt viele Verfolgungsjagden, die der Autor sehr spannend beschrieben hat. Doch dazwischen gibt es immer wieder Längen, bei denen man die Spannung vermisste.
Bei der Brutalität scheiden sich sicherlich die Geister. Einige Szenen hat er sehr genau beschrieben und regelrecht ausgeschlachtet, jedoch habe ich schon anderes gelesen, so dass ich es zwar als brutal, aber nicht als übermäßig fand. Im Rahmen des Buches war es meines Erachtens sogar angebracht, denn die Zeit brachte diese Szenen einfach mit sich und der Autor wollte damit sicherlich ein Bild der Zeit wiedergeben.
Was mich allerdings, neben dem Schreibstil, noch gestört hatte, war die Vorhersehbarkeit mancher Szenen oder Aktionen. Man konnte fast schon erahnen, wie es weiter ging oder was passieren würde und hatte damit wenige Überraschungsmomente, die auch zu Lasten der Spannung gingen.
Das Cover finde ich gelungen, eine weiße Taube auf schwarzem Grund, über die sich quer in blutroter Schrift das Wort Tribunal zieht. Alleine wegen des Covers hätte ich das Buch im Handel schon einen zweiten Blick gewürdigt.
Fazit:
Der Schreibstil war definitiv nicht meiner, die teilweise vorhersehbaren Passagen schmälerten noch zusätzlich den Spannungsbogen, jedoch machten mich die Beschreibungen des menschlichen Umfeldes nachdenklich, sodass das Buch noch einen gewissen Nachhall in mir hat.