Die Unzertrennlichen
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Auf der Insel Procida vor Neapel verschwindet eine junge Frau namens Regina, und in der Südsteiermark fährt während des Begräbnisses des ewigen Hippies Caspar Fux der Blitz mitten durch die Trauergemeinde. Die Rechtsmedizinerin Sissi, Caspars Tochter, kannte die Vermisste aus ihrer Studentenzeit sehr gut. Zögernd beginnt sie, nach den Umständen von Reginas Verschwinden zu fragen, doch je mehr sie darüber erfährt, desto merkwürdiger erscheinen sie ihr. Sie beschließt, selbst nach Italien zu reisen. Lilian Faschingers Roman ist sowohl eine spannende Spurensuche als auch eine bitterböse Satire: und nicht zuletzt ein kriminalistisch-kluges Lesevergnügen.
Geliebtes Biest
Lilian Faschingers Roman „Die Unzertrennlichen“ ist im Paul Zsolnay-Verlag erschienen. Ihre Romanfigur Sissi, zur Hälfte wegen ihrer südamerikanischen Mutter Ausländerin, treibt es immer wieder in ihre alte Heimat, die sie doch nur zu gerne fliehen würde. Aber zur Beerdigung ihres unangepassten Vaters, Außenseiter im Dorf wie sie selbst, muss sie wohl oder übel aus Wien in die Steiermark reisen. Und so trifft die Rechtsmedizinerin denn mal wieder ihre Verwandtschaft, bei denen sie als schwarzes Schaf gilt. Mit mitleidlosen, klarem Blick werden die Großeltern geschildert: Der „rechtslastige“ Großvater, der meist im Lehnsessel vor sich hin döst aber trotzdem das Meiste mitbekommt, die dominante boshafte Großmutter, die alles zu wissen meint und keine Gegenmeinung duldet. Dazu Tanten, Onkel, Cousinen und Nachbarn, allesamt Neuem gegenüber völlig unaufgeschlossen und an Tradiertem unreflektiert festhaltend. Nichts, aber auch rein gar nichts bleibt im Dorf verborgen, jeder bekommt gnadenlos alles mit, auch wenn man es noch so gerne verbergen würde. Scharfsinnig wird das Beziehungsgeflecht inklusive Obrigkeitshörigkeit offenbart.
Bei der Beerdigung des Vaters kommt es zu einem unerhörten Ereignis, der Blitz schlägt in die Gesellschaft ein, merkwürdiger Weise kommt niemand dabei zu Tode. Und genau bei dieser Beerdigung trifft Sissi Stefan wieder, der mit ihrer besten Freundin verheiratet war, die vor zwei Jahren ertrunken ist und deren Leiche nicht gefunden wurde. „Du sollst dir kein Bild machen“, so lautet eines der zehn Gebote. Gegen dieses Gesetz hat Sissi verstoßen: Sie hat sich ein Bild gemacht, von Stefan und seiner Frau Regina, die sie beinahe anbetungsvoll verehrt. Dieses Bild war jedoch trügerisch und lediglich leerer Schein. Es hatte wenig bis gar nichts gemein mit dem wahren Sein von Regina, wie sich für Sissi nun nach und nach, vor allem bei einer Reise zum Unglücksort nach Italien, offenbart.
Auch die Nebenfiguren sind glaubhaft und überzeugend geschildert, so wie der Zeuge Jehovas auf der Insel Procida, der Sissi erst gesteht, dass er Zusammenleben ohne Trauschein, Polygamie und Homosexualität ablehnt, um ihr dann „blitzschnell mit beiden Händen an die Brust“ zu greifen. Der Roman bietet nebenbei Einblicke in die italienische Küche, die es Sissi angetan hat. So serviert sie ihrer Freundin Emma etwa aufwändig hergestellte „gefüllte Schweinshaxe“ und die Klauen sind zu Emmas Staunen auch noch dran.
Leise entwickelt sich im Erzählfluß die Geschichte und nimmt ihren Lauf, wird zunehmend spannender. Beinahe sehenden Auges stolpert Sissi in die sich anbahnende Katastrophe.
Die Autorin verfügt über einen angenehmen, scheinbar leichtfüßigen Erzählstil, der großes Können erfordert.