Amazon Preis: 8,00 €
Bücher.de Preis: 22,00 €

Verweigerung

Roman
Buch
Gebundene Ausgabe, 400 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3847900536

ISBN-13: 

9783847900535

Auflage: 

1 (21.12.2020)

Preis: 

22,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 429.733
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3847900536

Beschreibung von Bücher.de: 

Es ist das spektakulärste Gerichtsverfahren des Jahrzehnts: Jessica Silver, Erbin eines Immobilienmoguls, verschwindet, und ihr Lehrer Bobby Nock wird des Mordes angeklagt. Der Afro-Amerikaner führte eine geheime Affäre mit Jessica. Die Jury ist gespalten, bis die junge Geschworene Maja alle von einem Freispruch überzeugt.

Jetzt, 10 Jahre später, wird der ganze Fall neu aufgerollt. Als einer der Geschworenen tot aufgefunden wird, gerät Maja ins Visier der Polizei und wird zur Hauptverdächtigen.

Kriminetz-Rezensionen

Talentierte Junganwältin im Wechselbad von Moral und Gerechtigkeit steht urplötzlich selbst unter Mordverdacht

Nach einem Oscar für das Drehbuch zu »The Imitation Game«, seinem grandiosen, mit dem Anthony Awards ausgezeichneten, Krimi-Debüt »Der Mann, der Sherlock Holmes tötete« und dem überaus faszinierenden, semi-historischen Roman »Die letzten Tage der Nacht« widmet sich Graham Moores jüngstes Werk »Verweigerung« nun dem Genre des Justizthrillers. Der Autor begibt sich hiermit auf das üblicherweise von John Grisham angestammte Gebiet und ganz natürlich stellen sich somit die beiden Fragen: Kann Graham Moore auch Justizthriller schreiben und wird »Verweigerung« bei solch großartigen Romanen wie beispielsweise »Die Jury«, »Die Firma«, »Die Kammer« oder »Der Regenmacher« mithalten können? – Gedulden wir uns noch ein wenig, eine Antwort darauf folgt dann am Ende dieser Rezension.

Klären wir erst einmal, worum es in »Verweigerung« überhaupt geht. Zum Einstieg nehmen wir an einem Gerichtsprozess teil, bei dem die junge Anwältin Maya Seale erfolgreich eine Klientin verteidigt, die von ihrem Mann übelst verprügelt wurde, ihn daraufhin getötet und ihm den Kopf abgetrennt hatte. Maya wird im weiteren Verlauf unsere Hauptprotagonistin bleiben, allerdings wird das Narrativ in erster Linie durch zwei weitere Gerichtsprozesse geprägt sein, über die auf zwei unterschiedlichen Zeit- und Handlungsebenen erzählt wird.

Zum einen wird in einer Rückblende um 10 Jahre von einem der spektakulärsten Gerichtsprozesse des letzten Jahrzehnts berichtet. In diesem soll der afroamerikanische Aushilfslehrer Bobby Nock seine minderjährige Schülerin Jessica Silver, welche die Tochter eines der wohlhabendsten und einflussreichsten Männer in Los Angeles ist, getötet haben, um seine Affäre mit ihr zu vertuschen. Jessicas Leiche wurde jedoch nie gefunden. Maya war damals eine der zwölf Geschworenen gewesen, hatte zunächst als einzige auf unschuldig plädiert, nach und nach alle anderen Geschworenen auf ihre Seite gezogen und letztlich wurde Bobby aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Zum anderen wird, initiiert durch einen Fernsehsender, 10 Jahre nach dem Prozess nun ein Treffen dieser Geschworenen stattfinden, bei welchem der Fall nochmals aufgerollt und neu betrachtet werden soll – insbesondere nachdem der wie Bobby Nock ebenfalls Schwarze Rick Leonard, ein weiterer Geschworener im damaligen Prozess, auf diesem Treffen nach jahrelanger, hartnäckiger Recherche medienwirksam den ultimativen Beweis für Bobbys Schuld präsentieren möchte.

Rick und Maya hatten während des damaligen Prozesses eine kurze, geheim geglaubte Affäre und möchten nochmals unter vier Augen miteinander sprechen. Das Gespräch gerät allerdings zum Streit, Rick wird ein wenig später tot in Mayas Hotelzimmer aufgefunden und Maya wird zur Hauptverdächtigen, gegen die alle Indizien zu sprechen scheinen. Sie wird verhaftet, kommt gegen Kaution wieder frei und versucht unterdessen auf eigene Faust zu ermitteln, wird aber vor ihrem eigenen Prozess nicht davonlaufen können.

Durch geschicktes Verknüpfen der beiden Zeitebenen, auf denen wir immer genauere Details über das Privat- und Berufsleben von Bobby, Jessica und ihrer Familie, Rick und Maya, aber auch jedes einzelnen der anderen damaligen Geschworenen und deren jeweiliger Perspektive auf das Geschehen erfahren, entfaltet sich eine ungemein spannende Geschichte mit zahlreichen Wendungen, die in sich aber stets schlüssig bleibt und bei der am Ende alles mit allem verwoben zu sein scheint.

Vordergründig geht es in dem von André Mumot ins Deutsche übersetzen Roman also um die Schuldfrage in den beiden Mordfällen Jessica Silver sowie Rick Leonard und um die Beziehung zwischen Maya und Rick. Hintergründig durchleuchtet Graham Moore jedoch sehr detailliert das traditionsbehaftete angelsächsische Rechtssystem in Amerika und deckt dessen Schwächen auf, wenn sich eine 12-köpfige Jury bestehend aus Laien, querbeet ausgewählt durch alle Bevölkerungsschichten, unter Zeit- und äußerem (Medien-)Druck auf eine mehr oder weniger willkürliche Entscheidung einigt – oftmals stark beeinflusst vom Talent und der sprachlichen Gewandtheit der Verteidigung oder der Staatsanwaltschaft.

Mit seinem mitreißenden Schreibstil vermittelt Graham Moore zudem die gesamte Palette ethnischer, moralischer und politischer Aspekte, von denen ein solches Strafverfahren begleitet wird. Der Autor bringt dabei eine ganz gehörige Portion Gesellschafts- und Politikkritik mit hinein und eine der ganz zentralen Botschaften des Buches ist, dass nicht unbedingt »Nichts als die pure Wahrheit« zu einem Freispruch führt, sondern die schlüssigste und am geschicktesten zurechtgezimmerte Geschichte, die im Gerichtssaal präsentiert wird; »Ehrlich währt am längsten« mutiert dabei zum »Am geschicktesten Lügen währt am längsten«.

Ganz besonders macht die sprachliche, gewitzte und teils auch humorvolle Raffinesse des Autors und die Aufteilung des Geschehens auf Handlungsebenen, die wie schon in »Der Mann, der Sherlock Holmes tötete« zeitlich auseinanderliegen, das Buch zu einem ideenreichen Erlebnis und packenden Pageturner. Buchcover (das englische Original wartet gleich mit drei verschiedenen Varianten auf, die allesamt passender erscheinen als das deutsche) und -titel könnten meines Erachtens interessanter gestaltet und besser auf die Handlung abgestimmt sein, tun der Sache insgesamt aber keinerlei Abbruch.

Fazit: Mit »Verweigerung« ist Graham Moore einmal mehr ein rundum atemberaubender Roman gelungen, der über seine gesamten 400 Seiten hinweg überzeugt und in jeglicher Hinsicht keine Vergleiche, auch nicht mit jenen, die dieses Genre seit Jahrzehnten dominieren, zu scheuen braucht – in puncto Modernität und Aktualität überflügelt er jene sogar um Längen. Dem Autor ist hier ein überaus spannender, stets real wirkender Justizthriller geglückt, voll bepackt mit ethnischen und moralischen Aspekten, bei dem Emotionen, Humor und Kritik zu keinem Zeitpunkt zu kurz geraten. Jedem der im Buch auftretenden, charakterstarken und facettenreichen Figuren wird eine ganz eigene, lebendige Persönlichkeit eingehaucht und Raum zur Entfaltung zugestanden, die einzelnen Handlungsstränge werden großartig zusammengeführt und die am Ende noch offenen Fragen ebenso stimmig und glaubwürdig verpackt. Für mich ganz persönlich ein Meilenstein dieses Genres und bereits jetzt eines der ganz großen Lesehighlights dieses Jahres.

Nichts als die Wahrheit?

Auch ohne die Stimme von Sam Waterston bei der Geschworenenauswahl fühlte ich mich sofort an »Law & Order« oder moderner, an »Bull« erinnert.

Dieses Buch beleuchtet das amerikanische Gerichtssystem von einer anderen Seite. Es stellt die Geschworenen außerhalb des Gerichtssaals in den Vordergrund. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen. Zunächst erlebt man in Rückblicken den Prozess um den Lehrer Bobby Nock, der eine seiner minderjährigen Schülerinnen umgebracht haben soll, obwohl es keine Leiche gibt. Interessant ist hier die Sichtweise der einzelnen Geschworenen, auf die der Prozess privat große Auswirkungen hatte.

Eine der Geschworenen, die heutige Anwältin Maya Seales, ist die Protagonistin in der Gegenwart. Damals die Geschworene, die für den Freispruch hauptverantwortlich war, heute Anwältin, gerät sie bei einem Treffen für eine Dokumentation des damaligen Falls unter Mordverdacht. Einer der Geschworenen, Rick Leonard, der den Beweis für die Schuld des damals freigesprochenen Bobby Nock gefunden haben will, wird tot in ihrem Hotelzimmer aufgefunden.

Gut gefallen hat mir, dass den einzelnen Geschworenen ganze Kapitel gewidmet sind und man in ihre Beweggründe besser eintauchen kann. Gleichzeitig zeigt das auch das größte Manko bei den Geschworenenjurys auf. Diese bunt zusammengestellten Menschen haben alle ganz unterschiedliche Auffassungen von Recht und Gerechtigkeit, Wahrheit und Lüge. Wer setzt sich durch? Der mit der besseren Überzeugungskraft oder der, der recht hat?

Die Hauptfigur Maya steht für alle Seiten und macht sie damit sehr interessant.

Erschreckend ist für mich die Art der Verteidigung. Es zählt, die beste Strategie zu finden, mit der man am sichersten aus der Anklage hervorgeht. Nicht die Wahrheit ist wichtig!

Graham Moore verbindet die beiden Handlungsstränge sehr gekonnt miteinander. Bis zum Schluss wird einem nicht klar, was mit Jessica passiert ist oder wer der Mörder von Rick ist.

Für mich ist es ein rundherum gelungener Justizthriller mit vielen Wendungen, moralischen und aktuellen Aspekten.