Violeta
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An einem stürmischen Tag des Jahres 1920 kommt sie zur Welt, jüngste Schwester von fünf übermütigen Brüdern, Violeta del Valle. Die Auswirkungen des Krieges sind noch immer spürbar, da verwüstet die Spanische Grippe bereits ihre südamerikanische Heimat. Zum Glück hat der Vater vorgesorgt, die Familie kommt durch, doch schon droht das nächste Unheil, die Weltwirtschaftskrise wird das vornehme Stadtleben, in dem Violeta aufwächst, für immer beenden, die del Valles ziehen sich ins wild-schöne Hinterland zurück. Dort wird Violeta volljährig, und schon steht der erste Verehrer vor der Tür …
Violeta erzählt uns selbst ihr Leben, am Ende ihrer Tage schreibt sie ihrem geliebten Enkel einen langen Brief – sie schreibt von ihren halsbrecherischen Affären, den Jahren der Armut, von schrecklichen Verlusten und tiefempfundener Freude, von historischen Vorkommnissen, die ihr Leben geprägt haben: von dem Kampf für die Rechte der Frauen, dem Aufstieg und Fall von Tyrannen und von zwei schrecklichen Pandemien.
Hundert Jahre Leben
Violeta ist hundert Jahre alt und schreibt einen Brief an ihren Enkel. So könnte man den neuen Roman von Isabel Allende kurz und bündig zusammenfassen. Violetas Leben hat es allerdings in sich. 1920 wird sie als Nachzüglerin nach 5 Söhnen der Familie del Valle in Südamerika geboren. Die Weltwirtschaftskrise verändert das verhätschelte Leben der eigensinnigen Kleinen, vom privilegierten Stadtleben wechselt man in prekäre Umstände aufs Land – ohne das Familienoberhaupt, das sich der Situation entzieht - und schlägt ein komplett neues Kapitel auf. Die vom Leben gebeutelten Protagonisten sind nun arm.
Schon als Dreizehnjährige beginnt Violeta, zu unterrichten. Sie ist mit einer kleinen Wanderschule unterwegs, deren Unterrichtsmaterialien von einem Esel transportiert werden. Fabian Schmidt-Engler schleicht sich ein paar Jahre später in ihr Leben und wird Ehemann Nummer eins. Wie der Name verrät, ist er ein Deutscher und er wird mit den Attributen belegt, die man vermutlich in Südamerika den Deutschen nachsagt. So wundert es nicht, dass Violeta bald dem aufregenden Werben eines enthusiastischeren Liebhabers erliegt. Julián Bravo stürmt in ihr Leben –auch hier charakterisiert der Name die fiktive Person.
Die Ich-Erzählerin muss den ältesten, tiefsten Schmerz der Menschheit hinnehmen und aushalten, den Schmerz über die Endlichkeit unseres Daseins. Violeta verliert ihre Tochter. Zurück bleibt neben dem Sohn der geliebte Enkel Camilo, den sie fortan erzieht und an den sie ein halbes Jahrhundert später den langen Brief schreibt.
Beginnt der Briefroman zunächst mit der Sicht der Erzählerin auf ihr persönliches Umfeld, wird er mehr und mehr ausgeweitet auf die politische Situation und wechselt vom Privaten zum Gesellschaftlichen. Der ein Blutbad anrichtende Militärputsch hat dramatische Auswirkungen auf die Protagonisten. Über eine „Colonia Esperanza“, die an die real existierende „Colonia Dignidad“ erinnert, gehen beunruhigende Gerüchte um (S. 268). Der Roman gibt über dem zeitlichen Rahmen ein Panorama mehrerer Epochen.
„Violeta“ ist eine fesselnde Geschichte über ein außergewöhnliches Leben einer unabhängigen Frau, lebendig und mitreißend erzählt. Die Liebe zum Leben und zu allem Menschlichen durchzieht das Buch wie ein roter Faden.
Bestseller-Garantin Isabel Allende wurde am 2. August 1942 in Lima geboren. Mit ihrem Roman „Das Geisterhaus“ erlangte sie Weltruhm. 2018 wurde sie – und damit erstmals jemand aus der spanischsprachigen Welt – für ihr Lebenswerk mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. „Violeta“ erschien zu ihrem 80. Geburtstag. Übersetzerin der deutschen Ausgabe bei Suhrkamp ist Svenja Becker.