Das Washington-Dekret
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Durch den kaltblütigen Mord an seiner Ehefrau und dem ungeborenen Kind gerät der neu gewählte amerikanische Präsident Bruce Jansen völlig aus dem Gleichgewicht. Er erlässt das Washington Dekret eine politische Entscheidung, die schwerwiegende Folgen nach sich zieht für die gesamte amerikanische Bevölkerung. Amerika im Ausnahmezustand Doggie Rogers, Mitarbeiterin im Stab des Präsidenten, steht nach dem Attentat unter Schock nicht zuletzt, weil ihr eigener Vater nun des Mordes angeklagt wird. Auf der Suche nach der Wahrheit wird Doggie zur meistgesuchten Frau der USA. Mit Hilfe von Freunden versucht sie das Komplott aufzudecken. Alles ruht nun auf ihren Schultern
Beklemmender Politthriller
Die ersten hundert Seiten „Das Washington Dekrets“ lesen sich etwas mühsam, man wird aber fürs Durchhalten belohnt. Denn dann steckt man plötzlich in einem Politthriller von beklemmendem Realismus. Man kann sich durchaus vorstellen, dass das Beschriebene in der Realität passiert. Der frisch gewählte Präsident der Vereinigten Staaten erlebt am Tag seines Triumphes betörend Schreckliches: Bereits zum zweiten Mal verliert er eine Ehefrau durch ein Attentat. Auch das ungeborene Kind stirbt mit Mimi Jansen. Bruce Jansen driftet immer mehr ab und zieht mit seinen Beratern ein „Law-and-Order-Programm“ durch, das als das „Washington-Dekret“ bezeichnet wird. Das Land gerät in kurzer Zeit in einen Ausnahmezustand, es ist das Szenario einer Gesellschaft, die von machtgierigen Politikern manipuliert und gelenkt wird ohne es zu merken. Und im Todestrakt eines Gefängnisses sitzt der Vater von Doggie Rogers, einer Mitarbeitern im Weißen Haus. Beklemmend sind die Beschreibungen der Lebensumstände der Wartenden, deren Urteile immer rascher vollstreckt werden. Doggies Vater ist angeklagt, hinter dem abscheulichen Verbrechen an der Präsidentengattin zu stehen, es in Auftrag gegeben zu haben. Doch er behauptet vehement, unschuldig und Opfer einer Intrige zu sein. Plötzlich wird Doggie selbst zur Gejagten und ihr bleibt nicht viel Zeit und vor allem bleiben ihr nicht viele Möglichkeiten, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen.
Ein spannender und unterhaltsamer Thriller, den man lieber nicht wahr werden lassen möchte. Und der nebenbei noch eine Liebesgeschichte enthält.
Hohes Ziel, guter Ansatz, mäßige Umsetzung
Mit „Das Washington Dekret“ begibt sich Jussi Adler Olsen auf dünnes Eis. Er will einen Thriller mit politdystopischem Hintergrund schaffen. Ein netter Präsident, der dank eines psychopathischen Mephistos zum rechtsradikalen Irren wird. Und das Volk muss unter Notstandsgesetzen und Dauerbewachung, Aushebelung von Demokratie und Recht leiden. Amerika geht vor die Hunde.
Die handelnden Personen sind ein Sherriff – Typ Held –, die Tochter eines vermeintlichen Attentäters – Typ schuldbewusste Amazone – und der Pressesprecher des abgedrehten Präsidenten – Typ „Ich weiß auch nicht so recht, was ich eigentlich will“.
Die ersten hundertfünfzig bis zweihundert Seiten sind die umständliche Erklärung der Hintergründe der politischen Entwicklung des Präsidenten, die komplexen Rahmenbedingungen amerikanischer Politik, die Erklärung, warum sich ein Präsidentschaftskandidat, eine schwarze Hausfrau, ein junges Mädchen, ein Politneuling und ein Sherriff in der Vergangenheit einmal begegneten. Auffallend ist, dass auf diesen Seiten kaum wörtliche Rede benutzt wird. Der Autor erklärt und erklärt und erklärt. Da passiert nix.
Dann nimmt das Buch ein wenig Fahrt auf. So langsam, aber wirklich sehr langsam, wird klar, in welche Richtung sich die fiktionale amerikanische Politik entwickelt. Etwa auf der Hälfte des Buches muss der Leser endgültig für sich entscheiden, ob er dem Autor das komplexe Politszenario abnehmen will oder nicht. Man muss bedenken, dass für den Leser Amerika als Ort demokratiefeindlicher, diktatorischer Politik nicht an oberster Stelle auf diesem Planeten steht. Der Quantensprung der Fantasie, den der Autor von seinem Leser verlangt, ist also nicht ganz unerheblich. Tatsache jedoch ist, dass nach 9-11 unter Bush Teile der im Buch genannten Notstandsgesetze und Aushebelungen der Demokratie nebst systematischer Bürgerüberwachung (NSA), unter dem Mantel der Terrorbekämpfung angewandt/eingeführt worden sind. Adler Olsen überzeichnet das damalige Szenario nur ein wenig und fragt nach den Folgen. Das ist nicht nur rechtens, das ist für einen (Welt-)Autor wie Olsen sogar Pflicht: Die Fiktion als Mittel, um reale Verhältnisse kritisch zu beleuchten.
So gesehen hat der Autor sich ein verdammt schwieriges Feld zum Beackern herausgesucht. Doch leider ist ihm dieser Versuch nicht besonders gut gelungen. Die Motivation des auslösenden Faktors der politischen Entwicklung – also der Präsident – wirkt blass und eindimensional, seine Handlungen unreflektiert und damit unglaubwürdig. Amerika als Handlungsort zu nehmen, ist für den Leser ein zu großer Sprung – ich sgte es bereits. Vielleicht hätte es auch ein anderes, fiktives Land getan. Die Message wäre dennoch rübergekommen. Der Bösewicht ist zu eindeutig als selbiger auszumachen. Auch er wirkt eher wie eine Pappfigur. Als dann auch noch klar wird, dass er aufgrund seiner eigenen Biographie kaum anders konnte, denn als Bösewicht zu enden, beginnen die Klischees endgültig zu schmerzen.
Im letzten Drittel kommen endlich die klassischen Instrumente des Thrillers zum Einsatz: Verfolgungsjagd, Peng, Peng, Liebe, Böse-guck und Zeitdruck. Der Präsident soll samt Staatsgast von einer Rakete … Am Ende ein Häppi-End, das auch nicht überzeugt. Konstruiert.
Langer Rede, kurzer Sinn: Gute Idee, aber lieblos hingeworfen. Meine Vermutung: Alder Olsen hat mit „Das Washington Dekret“ versucht, in die renommierte Politthrillerliga aufzusteigen, doch vielleicht hätte er sich für diesen Schritt ein wenig mehr literarische Zeit nehmen sollen. Ansatz gut, Umsetzung mäßig.