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Weiter Himmel

Der fünfte Fall für Privatdetektiv Jackson Brodie. Roman
Buch
Gebundene Ausgabe, 560 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

383218001X

ISBN-13: 

9783832180010

Auflage: 

1 (12.04.2021)

Preis: 

24,00 € (bei Erscheinen)
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 710.102
Amazon Bestellnummer (ASIN): 383218001X

Beschreibung: 

Tommy, Andy und Steve sind Männer, die in gut situierten Verhältnissen leben. Sie sind verheiratet, haben Kinder, sind beliebte Mitglieder im Golfclub und trinken hier und da ein Bierchen miteinander: Wer würde sie nicht für fürsorgliche Familienväter halten?

Daher ahnt niemand etwas von ihrem lukrativen Nebengeschäft; einem Geschäft, das früher von ebenso anständigen Männern, wie sie es vorgeben zu sein, betrieben wurde. Alles könnte reibungslos weiterlaufen wie bisher, denn nach ihrer Ware kräht kein Hahn. Doch als eine Frau aus ihrem Bekanntenkreis tot aufgefunden wird, stößt schließlich nicht nur die Polizei, sondern auch der Privatdetektiv Jackson Brodie auf sie. Der wollte eigentlich nur noch harmlose Fälle bearbeiten. Sein jüngster Auftrag, eine unspektakuläre Überwachung, führt ihn direkt zu den drei Ehrenmännern - und zu Kinder- und Mädchenhandel im großen Stil.

Mit Hilfe eines beißenden Humors, einer rasanten Erzählweise und beeindruckender Figuren legt Kate Atkinson in »Weiter Himmel« die Bigotterie und die seelische Grausamkeit in unserer Gesellschaft offen.

Kriminetz-Rezensionen

Schmutzige Geschäfte

Tommy, Andy und Steve sind verheiratet und haben Kinder. Ihnen geht es gut und sie sind angesehen. Das ist die eine Seite, die andere aber ist weniger schön, denn sie betreiben sehr unanständige Nebengeschäfte. Alles läuft gut, bis es eine Tote in ihrem Bekanntenkreis gibt, was Ermittlungen hach sich zieht.

Nicht nur die Polizei, sondern auch Privatdetektiv Jackson Brodie stellt seine Nachforschungen an. Anders als erwartet, stellt sich dieser Fall ganz und gar nicht harmlos dar.

Ich habe erst kürzlich »Die vierte Schwester«, den ersten Band der Jackson-Brodie-Reihe von Kate Atkinson gelesen, mit dem ich mich schon etwas schwergetan habe. Der Schreibstil ist nicht so meins. Die Gedankengänge in Klammern nervten mich. Die unterschiedlichen verschachtelten Handlungsstränge zu verfolgen, ist nicht immer ganz einfach. Da sich bestimmte Elemente, die aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachtet werden, wiederholen, gibt es Längen.

Dies ist nun der fünfte Band der Reihe. Brody ist gealtert und seine Ansichten mit ihm. Er hat in seinem Leben einiges wegstecken müssen und auch die Trennung von seiner Frau noch nicht verwunden. Insgesamt aber finde ich, dass die Charaktere interessant, aber auch ein wenig stereotyp gezeichnet sind.

Die Geschäfte der Freunde Tommy, Andy und Steve sind schmutzig. Auch die Kunden sind angesehen und verhalten sich nach außen korrekt, doch sie haben spezielle Wünsche. Sie zahlen gut für die Ware und die Ware sind Menschen. Wenn es dabei zu Verlusten kommt, wen stört es.

Crystal ist eine mutige Frau, die ihrer schrecklichen Vergangenheit entkommen ist.

Obwohl der Ton manchmal witzig ist, ist der Hintergrund der Geschichte dennoch düster. Die Verbrechen sind einfach furchtbar und menschenverachtend.

Mich kann Kate Atkinson mit ihren Romanen nicht so richtig erreichen.

Ich bin süchtig nach mehr Kate-Atkinson-Romanen

Vince Ives‘ Frau hat ihn verlassen, die Scheidung wird ihn arm machen, und jetzt hat er auch noch seinen Job verloren. Das Golfen mit seinen Freunden Steve, Tommy und Andy wird er sich womöglich auch nicht mehr lange leisten können. Schon öfter hat er sich die Frage gestellt, woher die Drei ihren Reichtum haben.

Die beiden DIs Reggie Chase und Ronnie Dibicki rollen einen alten Fall wieder auf und sprechen mit Zeugen, die womöglich neue Namen liefern können – dabei stechen sie in ein Wespennest.

Privatdetektiv Jackson Brodies neue Kundin Crystal Holroyd fühlt sich verfolgt – und wie es scheint, irrt sie sich nicht.

Dies sind nur drei der Erzählstränge dieses Romans, die sich immer mehr miteinander verflechten. Ich mag es, wenn aus vielen Perspektiven erzählt wird und finde es schön, mitzuverfolgen, wie alles zusammenhängt. Wenn dazu noch Kate Atkinsons Erzählstil kommt, der mich mitten hineinzieht in das Geschehen und mich – trotz mancher Tragik der Ereignisse – auch immer wieder zum Schmunzeln bringt, ist es für mich perfekt – und so habe ich auch direkt weitere Romane der Autorin gekauft, erst einmal die Vorgängerbände um Jackson Brodie, dessen fünfter Roman »Weiter Himmel« ist.

Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven lernt der Leser einzelne Charaktere sehr gut kennen. Mir hat besonders Harry Holroyds Perspektive gefallen, den jugendlichen Stiefsohn Crystals, der im Theater jobbt, seine kleine Schwester Candance liebt und auch loyal gegenüber seiner Stiefmutter ist. Gerne würde ich in späteren Romanen noch einmal von ihm lesen. Insgesamt sind alle Charaktere gut gezeichnet, egal ob Pro- oder Antagonisten. Man hat schnell das Gefühl, echten Menschen zu begegnen, mit all ihren Stärken und Schwächen.

Die Erzählung beginnt relativ harmlos, obwohl auch zu Beginn schon Dinge passieren, die Befürchtungen aufkommen lassen, und steigert sich – ähnlich einem Musikstück – immer mehr auf den Höhepunkt zu, dieser ist fulminant, doch damit ist der Roman noch nicht zu Ende, nein, man erfährt auch noch das Danach. Auch das gefällt mir sehr gut.

Ich bin absolut begeistert von diesem Roman, der mich sehr gepackt hat, der mir interessante Charaktere näher brachte, dessen Geschehen sich immer mehr steigerte und mich immer atemloser lesen ließ. Ich muss unbedingt mehr von Kate Atkinson lesen! Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.

Seelische Grausamkeiten

»Weiter Himmel« ist bereits der fünfte Teil der Reihe mit dem Privatdetektiv Jackson Brodie. Trotz fehlender Vorkenntnisse hatte ich nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die Charaktere sind schön bildlich gezeichnet und punkten durch ihre Unterschiedlichkeit.

Die Story lebt vom Wechsel in den unterschiedlichen Handlungssträngen. Es ist erschreckend, wie abgrundtief verkommen und grausam Menschen hinter ihrer ach so perfekten Fassade sein können.

Schade, dieser Krimi brauchte sehr lange, um spannungsmäßig in Gang zu kommen. Ich empfand den Schreibstil durch die vielen verschachtelten Sätze –
oft noch mit in Klammern eingefügten Gedankengängen – als anstrengend zu lesen. Trotzdem konnte mich der bissige Humor der Autorin begeistern.

Leider musste ich mich durch dieses Buch ein bisschen durchkämpfen, deshalb von mir nur 3 Sterne.

Der Innere Kreis

✿ Meine Meinung ✿
"Weiter Himmel" ist der fünfte Band mit dem Privatdetektiv Jackson Brodie, aber das macht nichts. Ich wusste es vorher nicht und habe auch keine Zusammenhänge vermisst. Allerdings sollte man als LeserIn keine Abneigung haben verschachtelte Sätze und Informationen die in Klammern ( ) hinzugefügt sind zu lesen. Dies hat mich zu Anfang sehr gestört, aber ich hatte das Gefühl, das es dann später nicht mehr so oft vorkam, also das mit den "in Klammen gesetzt". Das zweite Kapitel hat mich so extrem überrascht, das ich unbedingt wissen wollte wie es weitergehen wird, aber der Bezug darauf wird erst auf Seite 285 wieder aufgenommen. Vorher wurden mir die liebevollen Väter und Ehemänner Tommy, Andy und Steve vorgestellt, inkl. deren Freund Vince, der aber irgendwie nicht so recht in die Männerrunde passt. Zudem lernt man Jackson Brodie kennen, einen Ex-Cop, der sich nun sein Geld als Privatdetektiv verdient. Ich muss allerdings gestehen, das ich keinen richtigen Bezug zu allen Personen gefunden habe, aber es war vielleicht auch so beabsichtigt. Kein Tiefgang und keine großen Gefühle, da man schon ahnt, das hinter dem "Inneren Kreis" eine Männergemeinschaft steckt, die nicht erkannt bzw. bekannt werden will. Der schöne Schein einer "Heile-Welt-Familie-mit-Kindern" muss gewahrt bleiben. Was die Männer ansonsten "treiben" kann man sich denken, wenn man das zweite Kapitel von Nadja und Katja aus Danzig liest, welche nach London gelockt werden, mit großen Versprechungen in den tollsten und teuersten Hotels vor Ort zu arbeiten. Die einflussreichen, weißen, älteren Männer leben ihre Lust aus und erst nach und nach sieht man Verbindungen und Verstrickungen, die vorher nicht ersichtlich waren. Kate Atkinson hat einen Roman geschrieben, den ich eigentlich eher im Genre "Krimi" sehen würde, wenn es auch eine Weile dauert, bis Spannung und Ungewissheit sich zeigen. Kein gewöhnlicher Krimi und ich bin sehr froh, diese Autorin für mich entdeckt zu haben. Ich werde mich auf alle Fälle noch mit den vorherigen Jackson Brodie-Bänden beschäftigen.
✿ Mein Fazit ✿
Ein Krimi mit einem Thema, das keinen kalt lassen kann. Es dauert zwar etwas bis der Plot in Fahrt kommt, aber dann hat die Geschichte mich nicht mehr losgelassen.

Große Unterhaltung

Die Gattinnen und Kinder von Tommy, Andy und Steve führen ein Dasein im Luxus, wirklich hinterfragt, wo das ganze Geld herkommt, vor allem das Bargeld, haben sie nie. Die Männer gehen halt Geschäften und dem Golfen nach und sind offenbar erfolgreich dabei. Aber es gibt eine alte Verbindung zu zwei Kriminellen, deren Netzwerk schon vor Jahren aufgedeckt wurde und das jetzt durch Ronnie Debicki und Reggie Chase, zwei junge Detectives, nochmals untersucht wird. Just in diesen Ermittlungen fällt ihnen die Leiche von Wendy vor die Füße, deren Gatte Vince so etwas wie der vierte Mann im Bunde ist. Das erfolgreiche Geschäftsmodell droht nun doch aufzufliegen, während Crystal, Tommys Frau, sich verfolgt und bedroht fühlt, weshalb sie den Privatermittler Jackson Brodie engagiert. Es muss im Zusammenhang mit ihrem früheren Leben stehen, das ist der biederen Hausfrau Crystal klar, jenem Leben, von dem niemand etwas wissen soll und das sie selbst auch lieber vergessen würde.

Bereits zum fünften Mal lässt Kate Atkinson den melancholischen Privatdetektiv Jackson Brodie in der Grafschaft Yorkshire ermitteln. Wie auch zuvor schon beginnt »Weiter Himmel« gänzlich unspektakulär für ihn, bis er sich in einer hochkomplizierten Angelegenheit wiederfindet. Der Leser ist ihm durch die Eingangsszene und das Wissen um Atkinsons herausragende Fähigkeit zu zirkulärer Erzählweise, die sich erst im Laufe der Handlung offenbart, einen Schritt voraus und ahnt, dass es einmal mehr ein großartiges Vergnügen werden wird, die unzähligen losen Enden und Figuren miteinander zu verknüpfen.

Das beschauliche Leben in der Provinz ist vieles, jedoch nicht so friedvoll, wie es scheint. Die idyllische Kulisse bietet vor den Augen aller die optimalen Bedingungen für grausame, menschenverachtende Geschäfte. Jedoch sind Tommy, Andy und Steve nicht die kaltblütigen Verbrecher, die schonungslos ein Kartell führen. Atkinson zeichnet sie liebevoll auch als Familienmenschen mit ihren Schwächen und Enttäuschungen im Leben. Vince – noch mehr als das Trio – ist gebeutelt von der Scheidung, in der er gerade steckt, als sich das Problem durch das Ableben seiner Frau von alleine löst – wenn er jetzt nicht gerade der Hauptverdächtige wäre, was ganz neue Komplikationen mit sich bringt.

Jackson Brodies Arbeit ist auch weit davon entfernt, spektakulär gefährlich und spannend zu sein, viel zu oft steht er vor banalen Alltagsherausforderungen. Eine absurde Gemengelage, in der mir insbesondere die beiden Detectives unglaublich gut gefallen haben. Mit trockenem Humor und messerscharfem Verstand verfolgen sie ihre Ermittlungen und haben mich mehr als einmal auflachen lassen. Es ist genau dieser Ton zwischen abgeklärtem Sarkasmus, pragmatischer Menschlichkeit und Bodenständigkeit, der grausame Themen wie Menschenhandel und Mord – auch dank unglaublicher Zufälle – in bemerkenswerter Leichtigkeit präsentiert.

Aus unzähligen Puzzleteilen entsteht langsam ein komplexes Geflecht an Figuren und ein cleverer Plot, den aufzudecken schlicht große Unterhaltung ist.