Cover von: Wisting und die Tote am Wegesrand

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Wisting und die Tote am Wegesrand

Der erste von Wistings schwierigsten Fällen. Kriminalroman
Buch
Broschiert, 432 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3492064051

ISBN-13: 

9783492064057

Auflage: 

1 (27.07.2023)

Preis: 

17,00 € (bei Erscheinen)
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 120.545
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3492064051

Beschreibung: 

William Wisting muss erstmals für einen Fall in die moderne Welt des World Wide Web eintauchen: Die Rucksacktouristin Ruby wurde ermordet. Auf einer sogenannten Crowdsolving-Plattform beteiligen sich Hobby-Ermittler an der Suche nach dem Mörder und liefern zahlreiche – mal mehr, mal weniger hilfreiche – Hinweise. Eine Userin, »Astria«, behauptet sogar, sie stünde kurz vor der Lösung des Falls, doch dann verschwindet auch sie.

Widerwillig lässt sich Wisting auf diese unkonventionelle Art der Ermittlung ein, löst den Fall aber letztendlich mit seiner bewährt professionellen und akribischen Art.

Kriminetz-Rezensionen

Besser geht es nicht

Ich muss zunächst darauf hinweisen, dass ich die Bücher des Autors liebe und alles lese, was ich von ihm in die Finger bekomme. Deshalb ist meine Rezession wahrscheinlich sehr subjektiv, aber das ist wohl jede Rezession auf ihre Art und Weise.

Wenn ein neues Buch über Kommissar Wisting herauskommt, dann ist es immer „wie nach Hause kommen“, auch wenn es kurzzeitig für mich eine Ermüdungsphase in der Serie gab, weil die persönliche Geschichte sich immer und immer wieder wiederholt hat. Aber das ist zum Glück schon länger nicht mehr der Fall.

Die Geschichte beginnt äußerst interessant: Wisting wird eine E-Mail mit der Nachfrage zu einer Frau, deren reale Identität nicht bekannt ist, weitergeleitet. Nach anfänglichen Bedenken wird Wisting natürlich neugierig und tut das, was er am besten kann: Wühlen und Fragen stellen: Wer ist die Frau? Wo ist sie bzw. was ist ihr passiert? Hat ein älterer Mordfall, in dem sie angeblich etwas Interessantes entdeckt hat, mit den jetzigen Geschehnissen etwas zu tun? Dabei begibt er sich u.a. in für ihn unbekanntes Gebiet: Ein Internet-Forum.

Der Autor packt mich immer wieder. Er schafft es beinahe mühelos, mich von der ersten Seite an mit interessanten Geschichten, liebevoll und tiefgründige gezeichnete Charakteren und verstrickten, aber logischen Handlungen zu fesseln. Weder innerhalb seiner Bücher noch innerhalb der Serie habe ich bis jetzt logische Brüche entdeckt, was die Serie in meinen Augen noch lesenswerter macht und zeigt, dass der Autor nicht einfach „von Buch zu Buch schreibt“. Und dies, obwohl die Serie in sich noch unterteilt ist in „normale Fälle“, „Cold Cases“ und „seine schwierigste Fälle“.

Seine Bücher zeichnen sich durch kurze, angenehme Kapitel aus, was automatisch das Lesen sehr flüssig macht. Es gibt keine seitenlangen Beschreibungen der Umgebung oder Fahrtrouten mit Straßenangaben (so etwas finde ich immer vollkommen uninteressant und halte es nur für seitenfüllende Einschübe), sondern der Autor konzentriert sich auf den Fall und nebenbei ein wenig auf private Probleme.

Was für mich neu war ist, dass dieses Mal die Kapitel des Buches unterteilt sind in Wistings Ermittlungen auf der einen Seite und Handlungen/Gedanken einzelner User des Forums (gekennzeichnet durch Überschriften der Usernamen) auf der anderen Seite. Das ist zwar eigentlich gar nicht mein Ding, da ich dadurch einen Wissensvorsprung vor Wisting als Ermittler habe, was das Mitraten vereinfacht, aber das hat mich bei diesem Buch überhaupt nicht gestört, zumal das Mitraten nicht im Geringsten eingeschränkt wurde.

Ich fand das Buch zwar insgesamt nicht mega-spannend, aber unheimlich interessant und auf seine Art fesselnd.

Volle Punktzahl für diesen gelungenen Start.

Wisting und das Internet

Wisting findet eher durch Zufall eine Website, die Informationen zu einer ermordeten Frau in Spanien sucht. Auf dieser Seite werden alle Informationen zusammen getragen, die in irgendeiner Form im Zusammenhang mit diesem Fall stehen. Für ihn eine eigenartige Art der Ermittlung, vor allem weil es alles Laien sind, die aus verschiedenen Teilen der Welt Informationen zusammen tragen. Astri aus Norwegen ist eine von ihnen. Mit dem mysteriösen Satz »Ich habe etwas entdeckt und muss es noch überprüfen« verschwindet sie. Wisting überprüft den Weg, den Astri von Spanien nach Norwegen gefahren ist. Auf diese bewährte Ermittlungsart findet er immer mehr Spuren und gleichzeitig laufen die Ermittlungen im www weiter.

Ich kenne Wisting schon aus der Cold Case Serie, ich mag den ruhigen, besonnenen Ermittler sehr gern. Auch hier wird er dieser Rolle gerecht. Obwohl er sich auf ungewohntes Terrain begibt, kommt er zu Ergebnissen.

Der Autor erklärt, was wer macht und wie. Es klingt nicht wie ein Sachbuch, es bleibt ein unterhaltender Krimi. Wenn die Techniker erklären, wie und warum sie den Schnee erst in die eine Richtung und dann in die andere räumen, werden die Beweismittel nicht durch Zufall gefunden, sondern durch durchdachte Arbeit. Auch die Recherchen im Web werden beschrieben. Einiges kannte ich schon, anderes war neu. Spannend war der Fall sehr. Gestört hat mich etwas, dass die Chronologie im Privatleben von Wisting fehlte. Wenn man die anderen auf Deutsch erschienenen Bände kennt, stört diese neue Serie mit Wistings schwierigsten Fällen etwas.

Es fehlt etwas das "Wisting Flair"

Diesmal muss Wisting tief in das Internet eintauchen. Denn als die Touristin Ruby ermordet wird, finden sich Spuren auf einer Internetplattform. Sie wird von diversen Usern benutzt, die sich virtuell auf die Tätersuche machen und dort ihre Hinweise austauschen. Astria eine der Forumsteilnehmerinnen glaubt sogar eine mögliche und konkrete Spur zu haben. Doch dann wird sie plötzlich vermisst. Wisting und sein Team müssen nun überall nach dem Täter suchen. Kein leichtes Unterfangen.

Dieser Teil der so besonderen und absolut lesenswerten Reihe konnte mich nicht ganz überzeugen. Es waren zu viel Recherche im Internet, zu wenig kluges "Wisting Flair". Dadurch wirkte die Geschichte teilweise etwas langatmig.

Die Kriminalromane um William Wisting sind immer lesenswert

William Wisting erhält kurz vor Weihnachten eine Anfrage über eine vermisste Person. Die Australierin Michelle Norris unterhält eine Webside, auf der sie und andere User:innen den Mord an Michelles Freundin Ruby Thompson, der im Frühjahr in Spanien verübt wurde, besprechen und gemeinsam versuchen, letztendlich den Mörder zu finden. Eine Userin mit Nickname Astria, die angab, Norwegerin zu sein, hatte sich, nach einer Ankündigung, etwas Interessantes gefunden zu haben, seit über einer Woche nicht mehr gemeldet. Wisting nimmt die Anfrage durchaus ernst, kann aber zunächst nur mitteilen, dass es zu den relativ wenigen Personenangaben keine Unfall- oder ähnliche Nachricht gäbe. Dann wird eine Frauenleiche gefunden.

Die Geschichte wird auf interessante Weise erzählt, es gibt verschiedene Perspektiven, neben Wistings und der seiner Kollegin Maren Dokken, drei weitere, die jeweils mit Usernamen aus dem Forum betitelt werden. Diese stellen, neben den offiziellen, ihre eigenen Ermittlungen an. Eine davon ist Michelle, eine weitere ist Wistings Tochter, die Journalistin Line, die über ihren Vater auf das Forum aufmerksam wurde, die dritte die Spanierin Celia, die bei einer Securityfirma arbeitet, aber ihre Zukunft als Polizeiermitlerin sieht. Michelle und Celia machen sich auf den Weg nach Palamós, wo der Mord an Ruby geschah. Auch Wisting und Maren Dokken führen ihre Ermittlungen dorthin, während auch in Norwegen weiter ermittelt wird.

Ich habe schon einige Romane der Reihe um William Wisting gelesen, alle haben mir sehr gut gefallen, einschließlich diesem. Neben den Ermittlungen haben wir auch teil an seinem Privatleben, das allerdings relativ unspektakulär ist, was es aber gerade so angenehm macht. Er ist verwitwet, Tochter und Enkelin wohnen nebenan, und in diesem Roman verliebt er sich auch ein bisschen. Seine Ermittlungen führt er kompetent, unaufgeregt und mit der nötigen Empathie. Mit seinen Kolleg:innen hat er ein gutes Verhältnis, fördert sie, wenn er kann, wie hier Maren. Insgesamt macht ihn das sehr sympathisch, weswegen ich ihn als Reihenprotagonisten auch sehr schätze.

Die Fälle sind immer interessant und werden nachvollziehbar gelöst. In diesem Band ist am Ende nicht nur das Verschwinden Astrias sondern auch der Mord an Ruby gelöst. Der Roman ist, wie gehabt, nicht nervenzerfetzend spannend, hat aber doch seine ganz eigene Spannung, man will einfach wissen, wer hinter dem Mord an Ruby beziehungsweise dem Schicksal Astrias steckt, auch die Frage nach dem, was Astria Interessantes entdeckt hat, bleibt lange offen.

Die Romane um William Wisting sind alle lesenswert, sie punkten mit einem sympathischen, kompetenten Ermittler und interessanten Fällen, die alle nachvollziehbar gelöst werden. Wer gerne gute Kriminalromane liest, die auch etwas Platz für das Privatleben der Ermittler lassen, ist hier genau richtig.