18.11.2016: Lesung mit Kerstin Lange und Markus Guthmann – Blutworscht Blues

Bücherstand. Foto: © Carmen Vicari

Mehr durch Zufall als bewusst, habe ich von der Lesung mit Kerstin Lange und Markus Guthmann aus der Krimianthologie „Blutworscht Blues“ erfahren. Dabei war ich ja erst kürzlich im Thalia Mannheim, konnte dort aber keinen Hinweis darauf oder gar Werbung dafür erkennen.

Aber ich freute mich, die Autorin so bald nach der Frankfurter Buchmesse wiederzusehen und versuchte noch am gleichen Tag Karten für die Lesung zu bekommen. Dieses Ansinnen war leider nicht so leicht von Erfolg gekrönt. Erst konnte niemanden unter der angegebenen Nummer erreichen, tags drauf erreichte ich zwar jemanden, jedoch fühlte die sich nicht zuständig und am Ende bekam mein Mann am dritten Versuchstag die Aussage „Kommen Sie doch einfach vorbei, wir haben noch genug Karten!“ zu hören.

Leicht irritiert von der Ansage und hoffend, wirklich noch einen Platz zu bekommen, machte ich auf den Weg nach Mannheim. Wie schon beim letzten Mal, sollte die Lesung im Thalia P7, 22 – Planken, Mannheim stattfinden, was mich wieder einen Parkplatz im Wasserturm wählen ließ. Nur dieses Mal hatte ich Pech. Das Parkhaus war besetzt und ich ratlos. So gut kenne ich mich in Mannheim nun nicht aus und rief schnell meinen Mann an. Er riet mir, in das Parkhaus beim Saturn/Kaufhof zu fahren. Dort fand ich auch einen Platz, wenn auch ganz oben.

Auch von dort waren es nur wenige Gehminuten zum Thalia. An der Kasse kaufte ich schnell die Eintrittskarte – uff, es gab noch eine. Denn als ich mit der Rolltreppe nach oben fuhr, war ich überrascht, wie viele Plätze schon belegt waren. Waren es doch gefühlt mehr als bei der anderen Lesung.

Noch während ich mich orientierte, ein wenig staunte und mich doch tatsächlich von den Kinderweihnachtsbüchern – als ob wir keine hätten! – ablenken ließ, entdeckte mich Kerstin Lange. Schnell konnten wir unser Gespräch von der Buchmesse wieder aufnehmen und fortführen. Ein wenig merkte ich dabei ihre Anspannung wegen der bevorstehenden Lesung und versuchte, sie ein wenig abzulenken. Dann schloss sich Markus Guthmann mit Frau uns an und es war eine nette und lustige Runde, bis dann die Filialleitung um 20.30 Uhr meinte, es könne losgehen.

Einen Platz hatte ich schnell gefunden, aber nicht, ohne mich vorher noch über die 4 Platten mit belegten Broten und das Angebot an Getränken (Riesling und Wasser) zu freuen. Die Idee fand ich sehr schön. Passend zum Buchtitel „Blutworscht Blues“ boten die 4 Platten nämlich Häppchen belegt mit Blutwurst und Leberwurst.

Kerstin Lange startete nach der Begrüßung durch den Filialleiter Hrn. Marshall, mit einer kurzen Einführung. Immerhin ist sie die Herausgeberin des Buches und konnte daher gut erklären, wie sich die ganzen Autoren zusammengefunden haben, um diese Krimianthologie herauszugeben.

Dabei ließ sie noch eine Anekdote zur Auflockerung einfließen. Ein Maroneneis, welches sie zum ersten Mal mit einer neuen Eismaschine machen wollte und das dann ungegessen entsorgt wurde. Nicht immer ist „mehr“ dann besser ... zu viele Gewürze z.B. können dann doch den Geschmack verderben.

Den über 40 Zuhörern gefiel diese kleine Anekdote, was mit leisem Gekicher bis etwas lauterem Lachen quittierte. So fröhlich, konnte dann die eigentliche Lesung starten, die Kerstin Lange mit der ersten Geschichte „Liebesschwur“ (S. 141) begann.

Kerstin Lange las sehr ruhig, pointiert und dennoch spannend vor. Die Zuhörer lauschten ihr andächtig und manchmal musste man sich sogar anstrengen, etwas zu verstehen, da die Technik kurzzeitig aussetzte.

Es folgte der Wechsel zu Markus Guthmann, der mit der Geschichte „Von höllischen Lattwergen“ (S.213) begann. Markus Guthmann hatte eine ganz andere Art des Vortragens. Ich schreibe hier bewusst „vortragen“, denn der Autor las nicht nur vor, er unterbrach das Lesen immer wieder, ergänzte, erklärte, erzählte (z.B. von aktuellen Nachrichtenmeldungen) und manches Mal sang er sogar. Es war immer sehr viel Dynamik in seinen Teilen, was mir gut gefallen hat. Lockerte es doch die Atmosphäre noch weiter auf. Mit seiner angenehmen, dunklen und warmen Stimme konnte er schnell ein farbenfrohes Kopfkino erzeugen.

Bevor die Stimmung jedoch zu ausgelassen wurde, übernahm Kerstin Lange wieder die Lesung und stellte dem Publikum den Kurzkrimi „Des Guten zuviel“ (S.205) vor. Auch Kerstin Lange konnte das Publikum auf ihre Weise begeistern, denn es amüsierte sich gut und war voll mit dabei.

Den Abschluss bildete Markus Guthmann mit seiner Geschichte „Bleedie Blunz“ (S.95). Auch hier konnte der Autor wieder mit seinen Gesangeskünsten glänzen. Da sich Teile des Liedes bei dieser Geschichte sich immer wiederholten, sang das Publikum gegen Ende plötzlich sogar mit.

Kurz, es war ein lustiger Abend bis dahin gewesen, die Leute aßen, tranken, ließen sich von Kurzgeschichten unterhalten und sangen am Ende sogar noch mit dem Autor das Lied aus seiner Geschichte. So aufgelockert ging es dann in die Fragerunde, bei denen beide Autoren Rede und Antwort standen. Im Gegensatz zu der letzten Lesung, kamen hier Fragen, zahlreich.

Dabei waren die Fragen auch sehr vermischt. Die einen fragten nach dem Hintergrund der Autoren (woher sie stammen, etc.), andere interessierten sich, wie das Buch entstanden ist, woher der Titel kommt, was einen Krimi ausmacht, Ob die Autoren lieber Bücher oder Kurzgeschichten schrieben und so weiter.

Das Publikum war so euphorisch, dass die Fragen sich manchmal überschlugen und Kerstin Lange und Markus Guthmann gleichzeitig Fragen beantworteten – der eine zur linken, der andere zur rechten Seite gewandt. Aber auch ein wenig Kritik hagelte es, an dem Titel, der Tiefe der Geschichten und an der Authentizität (da kein Dialekt oder regionale Begriffe in den Geschichten verwendet und damit bei manchem wohl falsche Erwartungen geweckt wurden).

Die Fragen zur Entstehung einer Geschichte, wie die Autoren dabei vorgehen, wie sie arbeiten usw. wurden von den beiden im Wechsel beantwortet. Dadurch hatte man als Zuhörer einen guten Vergleich, wie unterschiedlich das Vorgehen doch ist und wo sie wiederum Gemeinsamkeiten hatten.

Um 21.50 Uhr endete die Lesung mit einer – leider recht dürftigen – Signierrunde. Es war ein schöner, witziger und unterhaltsamer Abend. Ich habe bisher noch keinen Autor bei einer Lesung singen gehört, was daher für mich eine Premiere war. Auch die offene Art, das Gespräch zwischen den Autoren und dem Publikum hatte ich bislang in der Form noch nicht erlebt. Nichtsdestotrotz fand ich es angenehm, den Abend mal auf die Weise verbringen zu können. Einiger Wehmutstropfen war, dass außer dem „Blutworscht Blues“ von Markus Guthmann kein anderes Werk vorrätig war. Gerne hätte ich mir bei dieser Gelegenheit ein signiertes Buch von ihm mitgenommen und meiner Sammlung zugeführt.

Nun kann ich nur auf ein baldiges Wiedersehen offen… in der Kurpfalz oder in der Pfalz? Hauptsache mit Wein und Gesang!

Kerstin Lange, Carmen Vicari, Markus Guthmann. Foto: © Carmen Vicari
Häppchenplatten, leicht geplündert. Foto: © Carmen Vicari
Signierrunde. Foto: © Carmen Vicari
Markus Guthmann. Foto: © Carmen Vicari
Kerstin Lange. Foto: © Carmen Vicari