Die 28. Heidelberger Literaturtage

Die 28. Heidelberger Literaturtage fanden vom 1. bis 5. Juni 2022 statt. Foto: © Claudia Schmid

Nach zwei Jahren stand pünktlich zum meteorologischen Sommerbeginn endlich wieder das schöne Spiegelzelt auf dem Heidelberger Universitätsplatz. Über 60 Veranstaltungen hatte das Vorbereitungsteam um Produktionsleiter Georg Bachmann für die 28. Heidelberger Literaturtage zusammengetragen. Nationale und internationale Autorinnen und Autoren reisten in die Unesco City of Literature und gaben sich ein Stelldichein. Mit einer Lesung von Eliza Reid, Schriftstellerin und First Lady von Island, wurden die 28. Heidelberger Literaturtage eröffnet. Jagoda Marinić, ebenfalls Schriftstellerin und ab nächstem Jahr die Leiterin der Heidelberger Literaturtage, moderierte die Lesung aus Reids Buch »Secrets of the Sprakkar«. Des Weiteren kamen neben anderen Ursula Krechtel und Lutz Seiler, es gab bilinguale Lesungen etwa mit Jean-Philippe Toussaint und Judith Rosell. Die australische Autorin setzt in diesem Jahr ihr Literaturstipendium der Unesco City of Literature Heidelberg und der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis auf dem Dilsberg fort, das sie 2020 wegen der Corona-Pandemie abbrechen musste.

Ein »kriminelles Highlight« war die Lesung mit Horst Eckert aus »Das Jahr der Gier«. Der Thriller ist coronafrei, Anregungen für den Roman fand der Schriftsteller beim Wirecard-Skandal. Er betonte jedoch ausdrücklich, dass es sich nicht um das Genre »True Crime« handelt. Die Financial Times brachte den Fall um Wirecard ins Rollen. Die äußerte nämlich bereits ein paar Jahre, bevor alles aufflog, schon den Verdacht, dass etwas nicht stimmt. Im Herbst dieses Jahres beginnt der Prozess gegen Wirecard. Wirecard ist der Anlass, jedoch nicht der Zweck des Romans. Nach Aussage des Autors geht es allgemein um Gier: Gier ist eine menschliche Eigenschaft und darüber wollte er schreiben. Er stellte im Rahmen der Lesung, moderiert von Literaturredakteurin und Moderatorin bei SWR2 Katharina Borchardt, zunächst seine Hauptfiguren vor. Für beide Figuren hat er sich ziemlich politische Familiengeschichten ausgedacht. Gier ist der 3. Band einer Reihe – Horst Eckert schreibt seit bald 30 Jahren Krimis. Nachdem er neben anderem Fragen zum Entstehungsprozess seiner Romane ausführlich beantwortet hatte, las er Passagen aus »Das Jahr der Gier«, anschließend erfüllte er am Künstlertisch Signierwünsche und plauderte mit den Gästen.

Auf dem Platz vor dem Zelt präsentierte sich »StadtLesen«. Auf der Außenbühne gab es ebenfalls ein literarisches Programm, das zusätzlich durch Führungen zu literarischen Themen, etwa zur lebendigen Literaturszene der Stadt, ergänzt wurde.

Das Netzwerk der Heidelberger Autorinnen & Autoren schrieb 2022 bereits zum 5. Mal einen Wettbewerb aus. Die sehr gut besuchte Shortlist-Lesung mit den sechs Nominierten fand ebenfalls im Spiegelzelt statt.

Und als wäre dieses Feuerwerk literarischer Ereignisse während fünf Tagen noch nicht genug, fand passend am vorletzten Abend zum Beginn der Nacht die erste fulminante Schlossbeleuchtung des Jahres statt. Heidelberg versteht es, in jeglicher Beziehung zu punkten.

Schriftsteller Horst Eckert mit Moderatorin Katharina Borchardt. Foto: © Claudia Schmid
Schriftsteller Horst Eckert, der seinen Thriller »Das Jahr der Gier« vorstellte, mit der künstlerischen Beirätin der Heidelberger Literaturtage und Schriftstellerin Marion Tauschwitz. Foto: © Marion Tauschwitz