7 Fragen von Autorin Ina Rieder an Michael Kothe zu Schmunzelmord 2

Michael Kothe im Interview mit Autorin Ina Rieder

Ina Rieder: Wenn ich den Titel Schmunzelmord 2 höre, bekomme ich gleich Kopfkino. Es gibt ja bereits Schmunzelmord 1. Ist Schmunzelmord 2 eine Fortsetzung oder ein in sich geschlossenes, eigenständiges Werk?

Michael Kothe: Ende 2019 lag das Manuskript meines Fantasyromans bei mehreren Verlagen vor, und ich wollte die Wartezeit bis zur Antwort überbrücken. Da kamen mir Schreibwettbewerbe in den Sinn und gleich nach meiner ersten Kurzgeschichte die Idee, eine eigene Anthologie zu schreiben: Schmunzelmord, damals noch ohne Nummer. Später schrieb ich noch zwei Sammlungen mit dem Titel Quer Beet aufs Treppchen, deren Erzählungen einen Genremix darstellen. Es gibt darin für jeden Genrefan etwas, nur eben nicht genug für jeden. Für Schmunzelmord 2 habe ich jetzt diesen beiden Sammlungen die wenigen „kriminellen Erzählungen“ entnommen und mit reichlich vielen neuen Kurzkrimis vereint. Es sind also alles Geschichten, die der Krimifreund noch nicht kennt. Insofern ist Schmunzelmord 2 ein eigenständiges Werk mit ein paar Rückgriffen auf Bücher, deren Inhalte ich gerade auf Genres neu verteile.

Ina Rieder: Der Titel bringt mich ja schon zum Schmunzeln. Wie bist du darauf gekommen? Ein Mord ist ja ein Delikt, das einen normalerweise eher nicht zum Schmunzeln verführt.

Michael Kothe: „Verbrechen wollen unterhalten.“ Das ist das Motto der Schmunzelmord-Reihe. Die Idee hatte ich schon beim Schreiben meiner allerersten Kurzgeschichte Vorstadtmord. Der Ermittler wider Willen, der selbst keine reine Weste hat, findet eine überraschende Lösung, den Zufallsmörder der Polizei auszuliefern. Ich bin ein optimistisch eingestellter Mensch, und ich liebe Humor, Gewalt hingegen verabscheue ich. Blutrünstig geben sich daher weder die Geschichten noch die Täter, und es geht ja nicht nur um Mord und Totschlag, sondern auch etwa um betrogene Betrüger oder um Verbrechen, die am Ende gar keine sind. Den Titel Mord mit Augenzwinkern, meine erste Idee, verwarf ich, um eine Verwechslungsgefahr mit bestehenden Werken auszuschließen. Im Nachhinein denke ich auch an die Krimis von Tatjana Kruse und Karsten Dusse, die ja alles andere als bierernst daherkommen. Übrigens haben mich deren munterer Schreibstil und ihre Ironie ermuntert, meinen locker geschriebenen Debütkrimi Roman mit Todesfolge – Leberechts erster Mord überhaupt Verlagen vorzustellen. In Einem aber hast Du recht: Schmunzelmord als Romantitel wäre nicht ironisch, sondern eher sarkastisch.

Ina Rieder: Kannst du uns etwas zu den Protagonisten deiner Krimis erzählen? Zum Beispiel eine kleine Anekdote.

Michael Kothe: Es geht um Raub, Erpressung, Betrug und auch um Mord. Alle Geschichten sind anders. Die Protagonisten sind zumeist die Ermittler. Wenn er sein Verbrechen geschickt vertuscht, spielt aber auch mal der Täter die Hauptrolle. Diese Idee stammt nicht von mir, sondern kam von einer Leserin. Sie fragte mich, ob ich eine Geschichte schreiben wolle, in der der Täter straffrei bleibt. Davon gibt es in Schmunzelmord 2 gleich mehrere. Ich liebe Lautmalereien und Wortspiele. Daraus entwickle ich die Namen meiner Protagonisten. Im Entwurf einiger Kurzkrimis trat ein Polizistenduo auf mit den Namen Heribert Gunslinger und Anja Biedermann. Da das Team nun in meinem Roman mit Todesfolge einzog, musste ich für Schmunzelmord 2 ein neues aufstellen. Das sind Kriminalkommissar Hübsch und Polizeimeisterin Tausendschön. Eine Anekdote? Gern. Privatdetektiv Heinrich Silberberg, eine etwas zwielichtige Hauptfigur im erfolgreichen Wettberwerbskrimi Der Tote am Wasserturm, war vor Jahren bei meinem allerersten Krimi-Pitch ein Vampir! Zwar zog der nie in ein Buch ein, aber die Idee habe ich mehrfach genutzt: das Ausliefern des Mörders an die Polizei mit Hilfe manipulierter Beweise oder eines Anscheins. Insofern lebt der vampirische Vorfahr sogar in Gotthilf Leberecht und in einigen Kurzkrimis weiter.

Ina Rieder: Hast du als Autor eine bestimmte Methode, wie du beim Erstellen deines Plots vorgehst oder bist du eher der intuitive Schreiber?

Michael Kothe: Eine eindeutige Antwort kann ich Dir nicht geben. Mein Fantasyroman entstand in Gedanken über Jahre hinweg in ungezählten Variationen, bevor ich überhaupt das erste Wort schrieb. Den Plot erstellte ich halbherzig nach dem halben Roman zur Kontrolle, damit ich neue Szenen richtig einsetzen und Logikfehler – besonders im Zeitablauf – vermeiden konnte. Für meinen Krimi Roman mit Todesfolge hingegen entwarf ich einen extrem detaillierten Plot mit Tag x nach dem Verbrechen, Tageszeit, Ort und bis ins Kleinste ausgefeilten Szenen. Kurzgeschichten wiederum schreibe ich meist spontan, angeregt durch die Aufgabe eines Schreibwettbewerbs, durch ein Bild oder durch einen Begriff, der mich reizt. Fast immer formuliere ich die Geschichte gedanklich zu Ende, bevor ich zur Tastatur greife. Nur ganz selten schreibe ich Stichworte auf, und einen wirklichen Plot gibt es nie. Dafür dauert die Überarbeitung ein Vielfaches der Zeit, die ich zum ersten Schreiben brauche. Auf meinem Nachttisch liegen auch kein Schreibblock und kein Stift, um nächtliche Ideen aufzuschreiben. Meine Ansicht ist, dass die Idee dann doch nicht so gut war, wenn ich sie am Morgen vergessen habe. Gute Ideen setzen sich im Gedächtnis fest und sind morgens präsent oder kommen tagsüber wieder.

Ina Rieder: Hast du ein bestimmtes Schreibritual bzw. schreibst du zu gewissen Zeiten oder immer dann, wenn es sich gerade ergibt?

Michael Kothe: Hier muss ich unterscheiden zwischen Romanprojekten und Kurzgeschichten. Fürs Romanschreiben brauche ich – nach der Idee und ihrer Umsetzung im Plot – eine gewisse Stimulation. Mal ist das ein Blick aus dem Fenster, der sozusagen das Bühnenbild liefert, mal ist es eine Assoziation. Immer aber muss ich mich mental darauf einstellen, ein paar Stunden lang kreativ zu sein. Kurzgeschichten schreibe ich eher ohne große Vorbereitung, da passiert es schon mal, dass ich meine aktuelle Tätigkeit unterbreche und mich an den PC setze. Bestimmte Voraussetzungen gibt es auf jeden Fall. Ich bin überzeugt, ich kann meine Umwelt ausblenden und etwa auf dem Oktoberfest im überfüllten Bierzelt unterhalb der Blaskapelle schreiben, aber stets brauche ich Platz für Laptop und Maus, und ich muss mich darauf verlassen können, dass mich keiner anrempelt oder anredet und dass ich genug Zeit habe für die Geschichte oder die Szene. Das kann zu jeder Tages- oder Nachtzeit und überall sein, gern in meinem Studio oder auch auf irgendeinem Flughafen.

Ina Rieder: Wer sind deine größten Unterstützer:innen während des Schreibprozesses?

Michael Kothe: Meine Testleser. Das sind zumeist mein älterer Sohn, seine Partnerin und mein Bruder, der selbst Krimis und Kurzgeschichten schreibt. Mit ihm unterhalte ich mich regelmäßig, und auch wenn wir vom anderen nicht abkupfern, tauschen wir uns laufend über unsere Ideen und Fortschritte aus. Im Gegensatz zur landläufigen Ansicht, man solle keine Verwandten oder Freunde als Testleser heranziehen, sind gerade diese drei meine kritischsten und konstruktivsten Kommentatoren und Unterstützer. Ansonsten habe ich für meinen Schreibstil viel gelernt durch das Feedback zu Kurzgeschichten, die ich in Foren vorstelle. Neben dieser fachlichen Unterstützung, zu der ich als Autodidakt auch Ratgeber aus dem Internet sowie gelegentliches Lektorieren und mein analytisches Lesen für Rezensionen nutze, ziehe ich moralische Unterstützung aus dem Erfolgserlebnis jeder Veröffentlichung – sei es ein neues Buch aus meiner Feder oder einfach der Abdruck eines Wettbewerbsbeitrags. Darüber hinaus ermuntern mich Rezensionen schon veröffentlichter Werke auch bei aktuellen Projekten.

Ina Rieder: Wird es einen Schmunzelmord 3 geben und wenn ja, hast du schon Ideen entwickelt?

Michael Kothe: Meine Geschichtensammlungen entstehen mit der Zeit quasi von selbst. Das ist nicht abwertend, denn die einzelnen Erzählungen erarbeite ich gewissenhaft. Dabei inspirieren mich zumeist die Aufgaben in Schreibwettbewerben. Auch wenn ich meinen Beitrag dann nicht abgebe, ist er doch eine Geschichte mehr. So entstanden auch einige Kurzkrimis für Schmunzelmord 2, und so wird es weitergehen. Derzeit habe ich keine Ideen für neue Verbrechen außer für zwei neue Leberecht-Romane, aber Schreibaufgaben gibt es ja noch viele. Daraus ergeben sich sicherlich noch reichlich Anregungen für Kriminalfälle mit Humor. Schmunzelmord erscheint im Selfpublishing, da stehe ich nicht unter Abgabedruck. Schmunzelmord 2 kam fast drei Jahre nach Band 1. Schmunzelmord 3 wird es sicherlich irgendwann geben, dabei möchte ich den Umfang von rund 250 Taschenbuchseiten beibehalten. Doch vorher schreibe ich eher noch einen, wenn nicht gar zwei Kriminalromane um meinen Detektiv Gotthilf Leberecht.

Michael, ich danke dir für die interessanten Details zu deiner aktuellen Krimisammlung.

Das Interview führte die Autorin Ina Rieder (Besucht Ina Rieder bei Facebook und Instagram)